Sportlich und humorvoll ist Lea Clara Hofmann – und erotisch. Die 35-jährige Wernfelderin bietet in ihrer Wahlheimatstadt Paris außer Dauerlauf-Stadtbesichtigungen jetzt auch eine „Paris Erotic Tour“ an. Es handelt sich dabei um einen Sonntagnachmittag-Spaziergang zu den ehemaligen und aktuellen Stätten heiteren, lockeren oder auch verrufenen Treibens in der Stadt der Liebe.
Über diese besondere Stadtführung sagt Lea Hofmann augenzwinkernd: „Nachdem ich mich zwei Jahre damit vergnügt habe, Sportlern laufend Paris näher zu bringen, habe ich nun ein Konzept entwickelt, wie man in der Stadt der Liebe auch ohne Laufdress ins Schwitzen kommt.“ Wobei den Teilnehmern nicht mehr abverlangt wird als nur ein Spaziergang von anderthalbstündiger Dauer.
Pikante Geschichten
Die Tour startet vor dem Élysée-Palast, der einst Madame de Pompadour, der offiziellen Mätresse des Königs Louis XV., gehörte. Hier starb ein Staatsmann beim Liebesakt, und Fachfrau Lea Hofmann weiß etliche delikate Details aus dem Leben der hier residierenden Präsidenten der Fünften Republik zu erzählen. Von dort geht es auf dem „Pariser Liebespfad“ der Wernfelderin zu zwölf weiteren Stationen, darunter: ein Dessous-Laden im Boudoir-Stil, der Assoziationen zum Marquis de Sade weckt; der Tuileriengarten, in dem es vor 30 Jahren heiß herging; ein bekannter Swingerclub, in dem sich Stars und Sternchen vergnügen und der zuletzt durch den Skandal des Politikers Dominique Strauss Kahn in die Schlagzeilen geriet; ein mondänes Bordell des 19. Jahrhunderts, in dem sich der britische Kronprinz Eduard VII. verlustierte. Das Varieté Moulin Rouge, seit über 100 Jahren bekannt für gute Sänger und leicht bekleidete Tänzerinnen, fehlt in dieser Übersicht allerdings. Der Stadtteil Montmartre liegt zu weit ab von der „Paris Erotic Tour“, die ohnehin schon durch drei Arrondissements führt.
Lea Clara Hofmann, die Soziologie studiert und eine journalistische Ausbildung hat, lebt seit 2008 in Paris und ist nach eigener Aussage dem Charme der Metropole erlegen. Sie war Deutsch-Dozentin, Redakteurin des deutsch-französischen TV-Senders Arte, Reisejournalistin und Hotel-Testerin. Aktuell arbeitet sie als Sales- und Marketing-Managerin einer Yacht-Vermietung. Daneben befasste sich die junge Frau immer intensiv mit ihrer Lieblingsstadt.
Hauptsächlich Schweizer und Deutsche machen die Tour mit, aber auch Kanadier und Neuseeländer waren schon dabei. Mit Profisportlern, die ihre täglichen Trainingseinheiten brauchen, trabt die Wernfelderin auf Wunsch auch früh um 6 Uhr durch den Wald. Sie selbst schaffte 2013 den Paris-Marathon über 42,195 Kilometer in vier Stunden und 33 Minuten.
Paris ist eher unerotisch?
So ungewöhnlich die Idee der Dauerlauf-Stadtführung war, so ungewöhnlich ist auch die erotische Stadtführung – für Paris! In Wien und anderen Städten gebe es solche Angebote längst, weiß die ehemalige Reisejournalistin, aber eigenartigerweise nicht in der „Stadt der Liebe“. In der Tat habe Paris in dieser Hinsicht kein besonderes Angebot zu machen; beispielsweise gebe es keine Bordelle (zumindest offiziell nicht), auch keine Nacktrestaurants, von einer Sushi-Bar abgesehen.
Dabei war die französische Geschichte immer auch eine Geschichte der Affären, der Ausschweifungen; noch heute hat fast jeder französische Präsident seine Liebes- oder Sex-Skandale. Das gelte aber nicht für die Allgemeinheit, sagt Lea Hofmann und setzt schmunzelnd hinzu: „Die Franzosen sind bieder geworden.“
So ist es vielleicht gut, dass die Wernfelderin wenigstens die Erinnerung an das erotische Paris wachhält.
Im Internet: www.paris-erotic-tour.com