Was Werner Danz zu Abend isst, ist nicht schwer herauszufinden. Schließlich stellt der Langenprozeltener von seinem Essen meist ein Bild samt Rezept ins Internet. Er fotografiert auch Selbstgebackenes – Brot, Weck, Plätzchen – und lässt die Welt daran teilhaben. Bei den Bildern läuft einem tatsächlich das Wasser im Mund zusammen. Der 52-Jährige betreibt einen sogenannten Foodblog, einen Essensblog – „ein Kochbuch als Tagebuch geführt“, wie er es mit eigenen Worten beschreibt.
Warum er das tut? Weil er für sein Leben gerne kocht und backt, nicht selten aufwendig. Und wer heutzutage ein Tagebuch führt, tut dies nicht selten, wie eben auch Danz, im Internet. Über den Blog könne er sich zudem mit anderen über Rezepte und Zutaten austauschen. Und: „Man will schon auch zur Schau stellen, was man macht.“ Was er macht, interessiert offenbar auch Menschen in den USA und sogar in Afghanistan. Afghanistan? Ja, dort habe schon jemand seine Seite angeschaut, erzählt er.
Seinen Anfang genommen hat alles vor 20 Jahren. Seitdem backt der Elektriker sein Brot selber. Und das nicht nur ab und zu, sondern ausschließlich: „Ich kaufe seit 20 Jahren kein Brot mehr.“ Sein Lieblingsbrot, ein herzhaft ausschauendes, gemehltes Roggenmischbrot, backt er auch schon so lange. Das Rezept hat er aus der Fernsehsendung „Hobbythek“ mit Jean Pütz. Und weil er gar so leidenschaftlich gerne backt, baute er sich vor ein paar Jahren mit Schamottsteinen im Garten einen Steinbackofen, den er vorwiegend mit dünnen Buchenstangen befeuert. Mit dem schönen Ofen probierte er sich auch an Brötchen – inzwischen hat er eigene Rezepte entwickelt.
Weil er auch schon seit Jahren selber kocht, gerne herumprobiert, „Ich bin immer auf was Neues aus“, und auch das Fotografieren ein Hobby von ihm ist, kam Werner Danz vor drei Jahren dann die Idee mit dem Foodblog. „Cucina e piu“, italienisch „Küche und mehr“, hat er ihn genannt. Für Toskana-Fan Danz lag ein italienischer Name nahe, zumal er meist Mediterranes kocht: Pizza natürlich, viel mit Nudeln, Polenta. Schnitzel und Pommes sucht man auf seiner Seite vergeblich.
80 Prozent, schätzt der Hobbykoch, sind nachgekochte, eventuell leicht abgeänderte Rezepte aus Kochbüchern oder von anderen Essensbloggern. Die restlichen 20 Prozent seien eigene Kreationen. Durch den Blog hat er den Ansporn, noch öfter als sowieso schon mal was Neues auszuprobieren. Seine gebackenen Köstlichkeiten präsentiert er, dort aber nur als Bild ohne weitere Beschreibung, auf seinem Nebenblog „Kleine Panetteria“.
Dort finden sich auch seine selbst gemachten Pralinen. Dafür macht Danz nun schon den zweiten Pralinenkurs. Auch einen Kurs für französische Macarons, ein Baisergebäck, das einem Mini-Hamburger nicht unähnlich sieht, hat er schon gemacht.
Bei allem, das ist ihm wichtig, nimmt er nur hochwertige Zutaten. Billig-Supermärkte meidet er. Mehl etwa bestellt Danz direkt bei Mühlen, von denen er weiß, dass sie gute Qualität liefern, seinen Jahresbedarf an Reis kauft er bei einem Bauern im Jahresurlaub in der Toskana. Ein großer Teil kommt aus dem eigenen Garten, den vor allem seine Frau Bettina pflegt: Zucchini, Tomaten, Paprika beispielsweise. Zudem ist sein Credo: „Was selber zu machen ist, wird selber gemacht“ – egal ob Gemüsebrühe, Joghurt oder sogar Mozzarella.
Braucht das nicht alles unglaublich viel Zeit? „Wenn ich Brot und Brötchen backe, gehen schon mal drei Stunden drauf.“ Weil er bei Bayernwerk arbeitet, geht das nur am Wochenende. Aber gekocht wird jeden Abend. Und das handhabt er nicht wie andere Foodblogger, die nur für den Blog kochen. Bei ihm kommt alles auf den Teller, ein schnelles Foto und dann wird gegessen. Das Foto darf keine zwei Minuten dauern, „sonst gibt's Ärger mit meiner Frau“, sagt Danz.
Was nicht verwundert: Von Brötchen aus dem Supermarkt hält er genauso wenig wie von Fertigpizza. Zum einen könne man ihn damit jagen, zum anderen vermutet er Zusatzstoffe in den Produkten, die Haltbarkeit und eine gleichmäßige Verarbeitung garantieren sollen. „In 100 Jahren würde ich keine Fertigpizza essen“, sagt er. Auch nicht nach mehreren Hungertagen in der Wüste. So langsam hat Werner Danz jedoch ein Problem: „Ich habe zu viele Leibspeisen.“ Er hat einerseits schon so viele leckere Dinge gebacken und gekocht, die er gerne wieder machen würde. Andererseits bekomme er, gerade über andere Blogs, „tausend Ideen“, was er noch backen und kochen könnte. Langweilig wird ihm jedenfalls nicht.
Wer die beiden Blogs von Werner Danz einmal selbst anschauen möchte, kann dies unter www.cucinaepiu.de und www.kleine-panetteria.de.
Was ist ein Blog?
Ein Blog oder auch Weblog (englische Wortkreuzung aus „World Wide Web“ und „Log“ für Logbuch) ist ein auf einer Internetseite geführtes und damit – meist öffentlich – einsehbares Tagebuch. Derjenige, der schreibt, nennt sich Blogger. Blogs können von allem Möglichen handeln: Politik, Mode, Musik, Reisen – oder auch Essen. Meist sind Blogger untereinander gut vernetzt und treffen sich mitunter sogar im realen Leben.