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Lohr
Werke des Bildhauers Hermann Amrhein begegnen einem an vielen Stellen in Lohr
Autor Hans-Joachim Wirthmann vor einem Porträt des Lohrer Bildhauers Hermann Amrhein bei der Vorstellung des neuen Buches.
Foto: Albert Koeckemann | Autor Hans-Joachim Wirthmann vor einem Porträt des Lohrer Bildhauers Hermann Amrhein bei der Vorstellung des neuen Buches.
Bearbeitet von Hans Lembach
 |  aktualisiert: 23.08.2023 04:51 Uhr

Dem Bildhauer Hermann Amrhein (1901 bis 1980) begegnet man im Lohrer Alltag buchstäblich auf Schritt und Tritt, und doch ahnen es manche nicht einmal, während sie an einem seiner Werke vorbeigehen. Nun hat Hans-Joachim Wirthmann ein Buch geschrieben, das Abhilfe schaffen will. Kürzlich stellte er es Mitgliedern des Arbeitskreises Heimat und Geschichte der Volkshochschule (Vhs) vor, die ihn zu dieser Veröffentlichung ermutigt und teils auch dazu beigetragen hatten.

In ihrer Begrüßung dankte Susanne Duckstein, Leiterin der vhs Lohr-Gemünden, dem Autor für seine gelungene, detailreiche Zusammenstellung über Leben und Werk des Lohrer Künstlers, bevor Wirthmann selbst sein Buch sehr anschaulich präsentierte.

Amrheins 'Brüderchen und Schwesterchen'-Figur auf dem Lohrer Märchenbrunnen. 
Foto: Hans Lembach | Amrheins "Brüderchen und Schwesterchen"-Figur auf dem Lohrer Märchenbrunnen. 

Seine ersten Begegnungen mit dem "älteren, weißhaarigen Künstler" hatte Hans-Joachim Wirthmann in den späten 1960er Jahren, als er nach Sendelbach gezogen war, wo der Bildhauer in unmittelbarer Nachbarschaft wohnte. So war das Interesse geweckt. In späteren Jahren dann trug Wirthmann zahlreiche Details aus Amrheins Leben und Wirken zusammen.

Atelier auf dem "LoLi"

Geboren wurde Hermann Amrhein 1901 in Lohr als Sohn eines Bäckermeisters in der Hauptstraße 12. Seine Lehre machte er in der Kunstschreinerei von Johann Fleckenstein in Sackenbach. Für etwa zwei Jahre arbeitete er in der Bauhütte von Paul Bay in Stuttgart, wo er anthroposophische Formgebung kennenlernte, ebenso übrigens wie sein Lohrer Zeitgenosse Alfred Rexroth, mit dem Amrhein lebenslang freundschaftlich verbunden blieb. Mitte der 1920er Jahre zog es Amrhein in das Künstlerdorf Worpswede, wo er sich viele Anregungen holte. Mittlerweile in Berlin, arbeitete Amrhein schließlich in einem eigenen Atelier, studierte Aktzeichnen, gestaltete sakrale und profane Themen in Stein und Holz. In Künstlerkreisen wurde ihm allmählich Aufmerksamkeit und Anerkennung zuteil, und schon bald wurde er eingeladen, zu Ausstellungen beizutragen, so etwa in Frankfurt, Stuttgart, Berlin und Würzburg. 1927 kaufte der Preußische Staat seine Plastik Nährende Mutter an.

Ende der 1920er Jahre kehrte Hermann Amrhein nach Lohr zurück, wo er in der Lohrtorstraße 3 ein Gebäude errichtete, das im Dachgeschoss sein Atelier beherbergte.

Virtueller Stadtrundgang

Das Erdgeschoss war für ein Geschäft konzipiert, der erste und zweite Stock wurden zum Kino, bald liebevoll "LoLi" – Lohrer Lichtspiele – genannt. Das "LoLi" wurde zu einem geselligen Mittelpunkt für die Lohrer Bevölkerung. Bis zu seinem Tod blieb der Künstler seiner Heimatstadt nun treu, ein halbes Jahrhundert lang. Er liegt auf dem Lohrer Friedhof begraben. Mittels eines virtuellen Stadtrundgangs stellte Hans-Joachim Wirthmann zahlreiche Werke des Künstlers vor, die in der Stadt aufgestellt sind. Jeder kenne den Märchenbrunnen am Unteren Marktplatz, das Kriegerdenkmal an der Grafen-von-Rieneck-Straße mit seiner wechselvollen Geschichte, den Heiligen Josef am Elternhaus oder die Madonna an der Marien-Apotheke nebenan. Aber wer kennt die Mütterliche Nacht im Foyer der Lohrer Krankenhauses? Und wissen Besucher des Lohrer Freibads, der Forstschule, der Stadtpfarrkirche oder der Stadtbibliothek, wo sie den Werken Hermann Amrheins dort begegnen? Diesen illustrativen Teil der Präsentation mit all seinen Aha-Effekten kommentierte Susanne Duckstein mit den Worten, "man möchte nun gleich das Buch in die Hand nehmen und damit loslaufen!"

Unterstützt von Hermann Amrheins Tochter Monika hat Hans-Joachim Wirthmann mit diesem Buch auch ein erstes Werkverzeichnis von insgesamt über 200 Werken des Bildhauers zusammengetragen. Da die meisten bereits in alle Winde zerstreut und einige sogar verschollen sind, kommt diese Zusammenstellung zur rechten Zeit, um der Nachwelt ein zumindest näherungsweise vollständiges Bild von Amrheins Kreativität zu vermitteln. Gut durchdacht sind die Beschreibungen der Bilder sowie die ergänzenden Informationen zur Entstehung einzelner Werke.

Zunächst nur ein Privatdruck

Das Buch stand bereits vor einigen Jahren einem ausgewählten Personenkreis als Privatdruck zur Verfügung. Auf Drängen aus dem Arbeitskreis Heimat und Geschichte unter der Leitung von Karl-Heinz Schroll hat sich Hans-Joachim Wirthmann der Mühe unterzogen, das Werk auf den aktuellen Stand zu bringen und einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Der Geschichts- und Museumsverein Lohr a. Main (GMV) unter der Leitung von Wolfgang Vorwerk war gerne bereit, das Werk in seine Schriftenreihe aufzunehmen. Es erschien als 71. Band. Es ist seit dem Band 42 über Oskar Horn der erste, der sich einer einzelnen Persönlichkeit widmet – als umso erfreulicher empfanden die Anwesenden bei der Buchvorstellung diese Würdigung des allgegenwärtigen Lohrer Bildhauers, dem bis heute noch nicht einmal ein Wikipedia-Eintrag gewidmet ist. Durch Hans-Joachim Wirthmanns Publikation wird sich dies vielleicht bald ändern.

Das Buch Hermann Amrhein – Bildhauer in LohrSchriften des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main, Folge 71 (2023), 202 Seiten, Farbdruck mit zahlreichen Abbildungen, 18 Euro, ISBN: 978-3-944413-27-3, ist in Lohr erhältlich bei den Buchhandlungen Schöningh und Grote.

 
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