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Höllrich
Werden kleine Vereine bei der Vereinspauschale benachteiligt? Ein Schützenverein aus Main-Spessart übt Kritik
Knapp 700 Euro erhalten die Höllricher Schützen vom Staat - das reicht nicht aus, um die Kosten zu decken. Auch die Suche nach Sponsoren ist schwieriger geworden.
Die Vereinspauschale ist an die Anzahl der jugendlichen Mitglieder sowie der vorhandenen Trainer-Lizenzen gekoppelt. Das wird vor allem für kleinere Vereine zum Problem. (Symbolbild)
Foto: Britta Pedersen, dpa | Die Vereinspauschale ist an die Anzahl der jugendlichen Mitglieder sowie der vorhandenen Trainer-Lizenzen gekoppelt. Das wird vor allem für kleinere Vereine zum Problem. (Symbolbild)
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:48 Uhr

Über die kürzlich verkündeten 247.000 Euro, die Sport- und Schützenvereine in Main-Spessart im Rahmen der Vereinspauschale vom bayerischen Staat erhalten, kann Axel Höfler, der Vorsitzende des Kleinkaliber-Schützenvereins Höllrich (KK) sowie des Gartenbauvereins Höllrich nur den Kopf schütteln. Das klinge auf dem Papier erst einmal gut, ärgert er sich.

Doch vor allem größere Vereine mit einem breiten Sportangebot und einer hohen Attraktivität bei Kindern und Jugendlichen profitierten von dem Zuschuss. Denn die Vereinspauschale ist abhängig von der Anzahl der jugendlichen Mitglieder im Verein sowie der vorhandenen Mitglieder mit Trainer-Lizenzen. Dabei gilt: Je höher jeweils die Anzahl, desto höher fällt der Zuschuss aus. 

Beim Schützenverein komme laut Höfler nicht viel an, dabei werde gerade jetzt die staatliche Unterstützung mehr denn je benötigt. Auf den Verein kommen in den nächsten Monaten exorbitant hohe Kosten zu, da das Vereinshaus mit Gas beheizt wird. "Uns ist jetzt schon bewusst, dass wir bei gleichem Verbrauch mindestens 2000 bis 2300 Euro mehr bezahlen müssen. Das hat uns unser Energieversorger schon angekündigt", berichtet er mit Sorge.

Uneinigkeit bezüglich des Verwendungszweckes

Rund 680 Euro erhält der KK-Schützenverein im Rahmen der Vereinspauschale, die laut Höfler an die Jugendbetreuung im Verein gebunden seien. "Ich darf das Geld nicht nehmen, um zum Beispiel die Heizkosten zu bezahlen", führt er aus, dabei explodierten gerade dort die Kosten.

Dem widerspricht jedoch die Pressestelle des Landratsamts in Karlstadt und teilt auf Nachfrage mit, dass eine aktive Jugendarbeit zwar Voraussetzung für die Förderung ist, das Fördergeld sei "allerdings nicht zweckgebunden und muss nicht zwingend der Jugendförderung zugutekommen, sondern kann auch für andere Aufgaben im Verein verwendet werden", so eine Mitarbeiterin.

Und weiter: Ob Vereine mit dem Zuschuss nun Trainingsgeräte oder Workshops finanzierten, obliege ihnen selbst und werde nicht überprüft. Die Pauschale müsse lediglich zur Verbesserung des sportlichen Angebotes verwendet werden. Dies geht auch aus den Jugendsportförderrichtlinien des Landkreises Main-Spessart hervor. Dort ist festgelegt, dass der Zuschuss auch im "sachlichen Bereich der Bewirtschaftung notwendiger Räume und Flächen" sowie für die Anschaffung von Sportgeräten verwendet werden darf.

Axel Höfler (Vorsitzender des KK-Schützenvereins und des Gartenbauvereins Höllrich) findet die Berechnungsgrundlage der Vereinspauschale ungerecht gegenüber kleinen Vereinen. 
Foto: Nicole Schmidt | Axel Höfler (Vorsitzender des KK-Schützenvereins und des Gartenbauvereins Höllrich) findet die Berechnungsgrundlage der Vereinspauschale ungerecht gegenüber kleinen Vereinen. 

Axel Höfler, der auch als Präsident des Schützengaus Würzburg fungiert, beruhigt diese Aussagen, die er als „schwammige Auslegungssache“ bezeichnet, allerdings nicht. Denn das Auszahlungsschreiben, das der Redaktion vorliegt, kam mit folgendem Vermerk: "Eine Rückforderung und eventuelle Verzinsung kommen danach vor allem in Betracht, wenn die Zuwendung zu Unrecht erlangt oder nicht ihrem Zweck entsprechend verwendet wurde." Ein Passus, der laut Landratsamt grundsätzlich angeführt werde, der aber nur bei einer "komplett fachfremden Verwendung" greife.

Allein ein Luftdruckgewehr koste zwischen 2500 und 3000 Euro

Der Vorsitzende des Schützenvereins will auf Nummer sicher gehen und das Geld für die Jugendarbeit statt für die Gasrechnung nutzen – aber selbst dafür sei die Summe zu gering. Allein ein Luftdruckgewehr koste zwischen 2500 und 3000 Euro, dazu kommen bei guten Schützen Wettkampfkosten zwischen 300 und 350 Euro und eine Grundausrüstung (Jacke, Hose, Schuhe), die bei Jugendlichen im Jahr zwischen 500 und 600 Euro liegt, rechnet er vor. Er sei zwar froh über jede Unterstützung, aber der Zuschuss decke die Kosten nicht mal annähernd.

"Kaum jemand sagt noch, 'ich gebe euch mal 1000 Euro für euren Verein'."
Axel Höfler, Vorsitzender KK-Schützenverein Höllrich

Zwar gebe es noch weitere Förderungen, staatliche und nicht-stattliche, aber diese müsse sich der Verein selbst suchen. Dabei gestalte sich vor allem die Suche nach Sponsoren derzeit schwierig. "Da geht es eher zurück, als nach vorne", fasst der Vorsitzende, der schon seit 30 Jahren dieses Amt innehat, die Situation zusammen. "Kaum einer sagt noch, 'ich gebe euch mal 1000 Euro für euren Verein', man ist mit 100 Euro schon zufrieden." 

Vereine in Main-Spessart profitieren in ungleichem Maße von der Förderung

Dass der Zuschuss im Rahmen der Vereinspauschale für kleine Vereine so gering ausfällt, ist der Berechnungsgrundlage geschuldet. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 26 Jahre werden zehnmal stärker gewichtet. Für den Schützenverein ist dies laut dem Vorsitzenden ein Nachteil, denn dort dürften sich Kinder erst mit zwölf Jahren engagieren, was wiederum eine kürzere Förderdauer zur Folge hat. Fußball- und Turnvereine, bei denen Kinder oft schon ab drei Jahren am Sport teilnehmen könnten, hätte es da leichter, erklärt er.

"Wenn ich ein Verein mit 300 Mitgliedern bin, habe aber nur zehn oder 20 Jugendliche, bekomme ich den Zuschuss gar nicht, obwohl ich Jugendarbeit betreibe."
Axel Höfler, Vorsitzender KK-Schützenverein Höllrich

Doch noch eine weitere Fördervoraussetzung stört Höfler, denn bei der Vereinspauschale werden Vereine nur dann berücksichtigt, wenn mindestens zehn Prozent der Mitglieder jünger als 26 Jahre sind. "Wenn ich ein Verein mit 300 Mitgliedern bin, habe aber nur zehn oder 20 Jugendliche, bekomme ich den Zuschuss gar nicht, obwohl ich Jugendarbeit betreibe", klagt Höfler. Besser wäre es in seinen Augen, bei der Pauschale auch die Aktivität eines Vereines in den Gemeinden einzukalkulieren.

 
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