Wohl kein Stück wurde von der Laienspielgruppe Zellingen so lange geprobt wie das "Aftershow-Dorffest". Es sollte schon 2020 gespielt werden, was die Programmzettel mit den alten Terminen auf der Vorderseite deutlich machten. Sie wurden nicht weggeworfen sondern kurzerhand auf der Rückseite aktuell bedruckt. Das Stück ist ein typischer Schwank in drei Akten von Erich Koch, wobei einige Details an Zellingen angepasst wurden.
Im ersten Akt lernen die Zuschauer zunächst die Bürgermeister-Familie kennen. Manfred, den Bürgermeister, seine Frau Irma, die am nächsten Tag Geburtstag hat, wie seit Jahren wird es der 39. sein, und Oma Lioba, die als "Spionin auf dem Sofa" so manches lenkt und durcheinander bringt.
Für das Dorffest wird Großes geplant
Manfred zieht Oma die Decke über den Kopf und will sie sicher ins Reich der Träume schicken, erwischt aber seine "blaue Pillen" – also Viagra. Schlechte Voraussetzungen für eine Geheimbesprechung zum geplanten Dorffest. Manfred plant dennoch Großes für das Dorffest, auch zwecks Wiederwahl. Heino und Roberto Blanco sollen auftreten, Olivia Jones moderieren. Die Party danach soll mit Andrea Berg samt den Kellermästern steigen. Alles finanziert mit reichlich Schwarzgeld. Der Knüller für die vier Herren aber soll die Aftershow-Party mit vier heißen weiblichen Fegern sein, "unser Abgeordneter Alex Hoffmann hat da seine Kontakte zur Fledermausbar in Würzburg spielen lassen", so Manfred.
Auch wenn Oma Lioba wie ein Kanarienvogel abgedeckt war, bekommt sie alles mit und berichtet es brühwarm den Ehefrauen bei der Geburtstagsfeier. "Ich höre noch sehr gut", ist sie überzeugt, doch leider bringt sie ständig alles durcheinander. So hört sie mit, dass Sohn Bernd zwecks schneller Heirat behauptet, seine Freundin Steffi aus Thüngersheim bekomme ein Kind und dichtet die Schwangerschaft kurzerhand ihrer Tochter Irmi an. Claudia Hemmelmann verkörpert die Rolle der "harmlosen Alten" perfekt. Schon vor Jahren hat sie Irmis Schwester Cäcilie und ihrem Jugendfreund Eduard ein Date derart vermasselt, dass nur noch Feindschaft blieb. Jedenfalls hecken die Damen bei Kaffee und Baileys einen Gegenplan aus – doch leider müssen alle Stars absagen und Sohn Bernd wird losgeschickt die "Fledermäuschen" zu stoppen. In Folge sieht Manfred seine Wiederwahl ernsthaft gefährdet. Sein Plan B: Dann machen wir es selbst, mit Playback wird es schon niemand merken. Helmut wird kurzerhand zu Heino, Walter zu Roberto Blanco, Gerhard zu Andrea Berg und er wird als Olivia Jones auftreten.
Das Chaos ist perfekt
Bis dahin hatte das Publikum schon Tränen gelacht. Walter Dittmaier nimmt man Bürgermeister Manfred ab, Sonja Klug den Hausdrachen Irma und insbesondere Claudia Hemmelmann die Oma Lioba. Auch Karl-Heinz Dannhorn verkörpert geschickt den Macher Helmut von der Feuerwehr, während Werner Seibl als Chef Walter von der Blaskapelle und Winfried Schmitt als Gerhard vom Männergesangsverein gewollt nicht ganz so souverän wirken.
Nach der kleinen Pause strebt das Stück seinem Höhepunkt zu. Beim Dorffest tobt die Menge, die scheinbaren Stars waren davon nicht weniger beeindruckt als ihre Frauen, die sich auch verkleidet haben. Mit Karnevals-Masken und Perücken sowie teilweise französischem Akzent wickeln sie ihre Männer gekonnt um den Finger. Die durchschauen das Spiel erst, als sie nicht mehr zurück können. Das Chaos ist perfekt, doch am Ende fügt sich alles: Sohn Bernd kehrt schwer bezirzt aus der Fledermausbar zurück und macht Steffi einen Heiratsantrag. Auch aus Cäcilia und Eduard wird endlich ein Paar. Und die Moral von der Geschicht: Man darf Omas nicht alles glauben.
Mitwirkende: Lioba – Claudia Hemmelmann, Manfred – Walter Dittmaier, Irma – Sonja Krug, Bernd – Fabian Lauter, Steffi – Anja Reder, Helmut – Karl-Heinz Dannhorn, Luzia – Corinna Sigmund, Walter – Werner Seibl, Claudia – Beate Schwarz, Gerhard – Winfried Schmitt, Irene – Vera Spohr, Cäcilia – Alexandra Kirchner, Eduard – Gerd Schneider. Regie: Monika Seibl, Souffleur/se: Harald Kießling, Rita Kraus. Hinter der Bühne: Carolin Neun, Monika Herrlein. Maske: Jana Breit, Sophia Kromczynski. Frisuren: Marie-Luise Lenes, Andrea Spitznagel (Friseursalon Kobilke), Bühnenausstattung: Möbel Hornung.