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Karlburg
Wenn Kaviar schlechter schmeckt als Hasenbraten
Der Italiener mit dem Geldkoffer ist da und kauft dem frisch gekürten Künstler Max zweifelhafte Werke für eine Viertelmillion Euro ab. Da kriegen Nachbarn und vermeintliche Gäste im Stück 'Kaviar und Hasenbraten' große Augen.
Foto: Jürgen Kamm | Der Italiener mit dem Geldkoffer ist da und kauft dem frisch gekürten Künstler Max zweifelhafte Werke für eine Viertelmillion Euro ab.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 31.12.2023 02:47 Uhr

Lange war Schmalhans Küchenmeister und am Ende vom Geld noch so viel Monat übrig, dass der Strom abgestellt wurde, dann ist auf einmal Geld da. Doch das ist nicht "sauber". Um dieses Dilemma geht es im Stück "Kaviar und Hasenbraten", das sich die Linsenspitzer-Theatergruppe für ihre aktuelle Spielzeit ausgesucht hat. Alle sieben Vorstellungen sind bereits ausverkauft.

Das Lustspiel in drei Akten stammt aus der Feder von Regina Rösch, einer Autorin aus Trennfeld. "Wir haben mit Stücken von ihr gute Erfahrungen gemacht", erklärt Maria Schneider. Wie immer wurde in den letzten Wochen fleißig geprobt. Neu ist Werner Gehret als Regisseur, der Adolf Köhler nach Jahrzehnten ablöste. "Heute konnte ich es mal genießen", freute er sich nach der gelungenen öffentlichen Generalprobe. Die rund 80 Zuschauern waren zu einer kleinen Spende aufgerufen. Die Einnahmen werden teilweise gespendet und für die Jugendarbeit des Musikvereins Karlburg als Veranstalter verwendet.

Das Stück spielt im Wohnzimmer der Familie Steiner - altmodisch und bunt zusammen gewürfelt eingerichtet. Wieder einmal war am 20. des Monats Ebbe in der Kasse und Elvira Steiner (Petra Steiner) lieh sich Lebensmittel für das Abendessen im Dorf. Max Steiner (Fritz Gopp) "organisierte" beim Nachbarn einen Hasen. Der brät, als ausgerechnet der Nachbar Manfred Hasenberger (Erich Nowak) vorbeischaut und mitessen will.

Kauend erzählt er bei schummrigem Kerzenlicht - der Strom wurde wieder mal abgestellt - dass ihr Freund "Klunker-Ede" im Knast verstarb. Max erinnert sich an einen Umschlag, den Ede ihm anvertraute. Darin ein Brief: Sie sollen ihre Weiber in die Wüste schicken und die Puppen tanzen lassen sowie Tulpenzwiebeln? Fast hätten sie das kleine Kuvert mit funkelnden Diamanten übersehen. Doch mit Edelsteinen kann man nicht beim Metzger Hartmann zahlen. Dorfpolizist Hannes Held (Hannes Feeser) erzählt ihnen nichtsahnend von Antwerpen und Amsterdam. Vordergründig muss Max bald ein schmiedeeisernes Geländer in Offenbach montieren, tatsächlich fahren die Freunde zum "Zwergtulpenhändler" in Amsterdam, ein letzter verdeckter Tipp von Klunker-Ede, und kehren mit 300.000 Euro zurück.

Geld macht nicht immer glücklich

Geld macht nicht immer glücklich und in diesem Fall beruhigt es auch nicht. Schon das richtige Versteck bereitet Max und Manfred schlaflose Nächte, die vielen Besuche des alten Plumpsklos fallen zudem auf. Sie geben nur wenige Hundert Euro aus – für die dringendsten Rechnungen, ein Handy und um Kaviar und Schampus - den Mindeststandard der besseren Gesellschaft zur probieren. Ein Reinfall: Billige Fischeier ohne alles, dazu "pisswarmer" Schaumwein – Max konnte ihn ja schlecht in den Familienkühlschrank stellen.

Billiger Kaviar ohne alles und pisswarmer Champus - so hatten sich Manfred (Erich Nowak) und Max (Fritz Gopp) im Stück 'Kaviar und Hasenbraten' den Mindeststandard der High-Society nicht vorgestellt.
Foto: Jürgen Kamm | Billiger Kaviar ohne alles und pisswarmer Champus - so hatten sich Manfred (Erich Nowak) und Max (Fritz Gopp) im Stück "Kaviar und Hasenbraten" den Mindeststandard der High-Society nicht vorgestellt.

Es kommt wie es kommen muss – seine Frau Elvira samt Nachbarin Reinhilde Hasenberger (Maria-Luise Kohlhepp) entdecken durch einen dummen Zufall das Geld und erfüllen sich ein paar Wünsche per Versandhandel von "Tiger-Highheels" bis zur Pelzjacke und Thermomix, was Nachbarin und Polizistenmutter Waltraud Held (Mary Rauch) nicht verborgen bleibt. Sie legt schon fast eine Observationsakte an.

Zu Mondpreisen einquartiert

Dass sich in den beiden Fremdenzimmer im Haus Steiner die Feriengäste Nikolaus Kugler (Frank Schrauth), der auf keinen Fall in Karscht absteigen wollte, und Konstanze Markert (Karin Sponner) deren Navi überfordert war, zu Mondpreisen einquartieren, ist auch nicht wirklich ein Zufall.

In der Krisensitzung hat Sohn Toni Steiner (Leon Stahl) die rettende Idee. Im letzten Akt lässt sich ein italienischer Kunstfreund Werke aus dem Steinerischen Scheunenfundus eine Viertelmillion kosten. Kaum gewaschen ist das Bargeld genauso verschwunden wie die Feriengäste, doch denen fehlt einfach die Klasse von "Klunker-Ede" - und das Geld bleibt letztlich in der Familie.

 
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