Klimaveränderung, Auflagen der Düngemittelverordnung, Angebote für den Klimalandwirt, richtiges Bodenmanagement und einen riesigen "Vogel": Diese Themen bot der erste Boden-Kompetenz-Tag in der Sinngrundgemeinde, zu welchem Hans Koch, Spezialist für Bodenfruchtbarkeit und Produktmanager für landwirtschaftliche Mischungen bei der BayWa München, zusammen mit der Mittelsinner Christbaum Klug GbR eingeladen hatte. 35 Obst- und Christbaumanbauer aus der gesamten Bundesrepublik wollten sich den ganztägigen Intensiv-Vortrag in Theorie und Praxis nicht entgehen lassen.
Höhepunkt war zweifelsohne der Einsatz des neusten Helfers in der industriellen Landwirtschaft, einer mächtigen, mit sechs Rotoren ausgestatteten Drohne, die GPS gesteuert zielgenau Saatgut für die Zwischenfrucht oder Dünger per autonomem Flug ausbringt.
Verschiedene Bodenarten erfordern unterschiedliche Pflanzen
Bodenfruchtbarkeitsexperte Hans Koch stellte die große "Truppe" an bereitstehenden Helfern vor: Die Pflanzen der Zwischenfruchtbewirtschaftung, deren tiefreichende Wurzeln das Erdreich zusammenhalten und deren Wurzel-Ausscheidungen nützliche Bodenorganismen ernähren und somit wertvolle Arbeit im Untergrund leisten. Die Untersuchung einer Bodenprobe bestimmt die Eigenschaften, Einschränkungen und Vorteile des Bodens, um die richtige Mischungssaat der ökologisch wertvollen Zwischenfrucht für eine optimale Bewirtschaftung zu erreichen. 70 verschiedene Bodenarten in Deutschland erfordern unterschiedliche Pflanzen, die den Boden verbessern, sagte Koch. Dies sei das Ergebnis jahrzehntelanger europaweiter Forschungen.
Das Ziel, durch die Zwischenfruchtbewirtschaftung gerade im Christbaumanbau gänzlich auf Herbizideinsatz zu verzichten, wird erreicht. Die seit 2020 laufenden Pilotprojekte und Versuchsfelder sprechen eine deutliche Sprache: Niedrig wachsende Pflanzen wie Steinklee, Wegwarte, die als Bienenweide geschätzte Phacelia , Alexandrinerklee, Rotwicke, Perserklee, Serradella, Sonnenblume, Tagetes, Sonnenhut, Wicke, Rotklee, Ramtillkraut und andere Gräser fühlen sich zwischen den jungen Bäumchen pudelwohl, demonstrierte Koch auf einem ausgestochenen Stück Erde auf der angrenzenden Christbaumkultur. Pro Quadratmeter haben sich bis zu 800 Pflanzen angesiedelt, die aufgrund ihrer Feinblättrigkeit den Tau aus der Luft filtern, die Wasserspeicherung deutlich erhöhen. Die langen Pflanzenwurzeln beleben nicht nur den Boden, sondern garantieren auch ein dichtes Pilzgeflecht und sind Transportwege des eingesammelten Stickstoffs. Pro Jahr werden so pro Quadratmeter 30 Kilogramm des Treibhausgases CO² gebunden.
Eine starke Rolle kommt dabei dem aktiven Erosionsschutz durch den ständigen Bewuchs und der in zehn Jahren sich verdoppelnden Humusbildung zu, wusste der europaweit tätige Agrarprofi. "Wir stellen dem Boden das Büffet zur Verfügung, was alle Pflanzen brauchen", meinte der Experte. Am Nachmittag analysierte Koch die mitgebrachten Bodenproben der Obst- und Christbaumerzeuger und gab wertvolle Tipps für eine Bodenverbesserung.
In der benachbarten Christbaumkultur hatte Manuel Ursel, Landwirt aus Bergtheim, die größte seiner insgesamt fünf im Agrarbereich eingesetzten Drohnen aufgebaut. Bislang galt sein Einsatzgebiet meist dem Kampf gegen den Maiszünsler. Diesmal demonstrierte er die moderne, GPS-gesteuerte zielgenaue Aussaat von Granulat-Düngemittel. Im 30 Liter fassenden Tank können auch Flüssigdünger oder tonummanteltes Saatgut für die Untersaaten ausgebracht werden. Bei einer Arbeitsbreite bis zu zwölf Metern ist der autonome Flug eine wirkliche Alternative zu herkömmlichen Sähmaschinen, sagte Ursel. Die vorgeführte Drohne sei eine der beiden größten Agrardrohnen in Deutschland.
Schon der Start des "Riesenvogels" mit den sechs Rotoren mit Sicherheitsabstand ist beindruckend. Per Radarsensor erkannte die Drohne die einprogrammierten Feldgrenzen, flog quer zum Hang bis zu 25 km/h schnell über die Kultur und streute aus fünf Metern Höhe den biologischen Dünger aus. Der Akku in der Drohe garantiert eine Flugzeit von zehn Minuten, sodass mit weiteren Akkus in der Stunde bis zu acht Hektar Fläche automatisch bearbeitet werden können. Steillagen, feuchtes Wetter oder Wind bis Windstärke vier sind für die junge Technik kein Problem. Für den "Pilot" ist eine Genehmigung des Luftfahrtbundesamtes nötig.