
Schwungvoll und manchmal erfrischend anders war die zweite Prunksitzung des Himmelstadter Karnevalvereins (HiKaV) in der Mehrzweckhalle. Gesellschaftspräsident Benjamin Häcker gab ein erstes närrisches Hallo und überließ dem Sitzungspräsidenten Thomas Scheb das Mikro für die fränkische Narrenschau. Das Prinzenpaar Carsten I. & Melanie I. hatte sichtlich Spaß in seiner zweiten Session. Gastgesellschaft war diesmal der Karnevalclub Hausen (Landkreis Würzburg). "Hausen lass lääf" ist ihr Schlachtruf und prompt lief auch die Sitzung.
Die Kindergarde hatte die Ehre, als Erste beim Marschtanz die Beine schwingen zu dürfen. Auch die mittlere Garde und die Prinzengarde zeigten ihr Können in dieser klassischen Disziplin. Flink und ausdrucksstark wirbelte Tanzmariechen Lina Schmitt über die Bühne.
Dornbierchen und die Hexe Franziskaner
Als Märchenerzählerin im Ohrensessel hatte Lisa Zeller eine etwas andere Version von Dornröschen parat, inspiriert von Brauereien und Bierwerbung. Da wurde Prinzessin Dornbierchen von der bösen Hexe Franziskaner in einen langen Rausch geschickt. Prinz Paulener konnte sie erlösen – und wenn sie nicht gestorben sind, trinken sie noch heute.

Als Dorfpolizist bahnte sich Udo Ruppert in einer grünen Uniform Knöllchen verteilend den Weg zur Bühne. Soll er doch die aufgekündigte Verkehrsüberwachung übernehmen. Er monierte zudem Ruhestörung, Zusammenrottung und Trunkenheit. Der Hochzeitspavillon werde seine Dienststelle: "Durch die Glasscheiben habe ich euch alle im Blick". Sein Spitzname sei übrigens "Rüppi der Gnadenlose".
Quer dachte Maria Stamm in ihrer Bütt. Das Schild "Bitte nicht stören" innen an der Hoteltür... "Die ganze Außenwelt wollte nicht von mir gestört werden." Sie probiere in der Bütt wie ihre Mutter beim Kochen gerne Neues aus, wenn es nicht so toll wurde, habe die beim Essen immer eingestreut "also mir schmeckts!". Sie erfand "rebellische Impro-Comedy" – steck dir den Begriff doch an den Hut.
Dreigang-Räder oder E-Autos?
Nach der Pause musste der Elferrat Stimme beweisen und untermalt von den Himmelstadter Dorfmusikanten das Lied "Fasenacht in Himmelstadt" singen. Die mittlere Garde entführte das Publikum bei ihrem Showtanz zu den Clowns in den Zirkus.

Zwei Welten trafen am Gartenzaun von Eva Scheffler und Katharina Schäfer aufeinander. "Ich wusste nicht, dass Du behindert bist", sagte die überzeugte Autofahrerin, als ihr die Nachbarin erklärte, dass sie keinen Führerschein hat. "Ob Einkaufen oder Arbeitsweg nach Würzburg, ich nehm mein Dreigang-Rad". Unvorstellbar für die Frau mit Benzin im Blut, die es mal versuchte und nach 300 Metern von einem Rentner mit E-Bike überholt wurde. Dem Staat gingen Einnahmen verloren wenn jeder Rad fährt und was sollen die Beamten in der Führerscheinstelle machen? Lastenrad fahren sei gnadenlos unsexy. Die Dreigang-Radlerin fragte nach einem E-Auto, doch ein Auto ohne Motorengeräusch könnte Folgen haben: "Da höre ich nicht mehr, wenn mein Mann heimkommt und der Liebhaber abhauen muss." E-Auto könne auch bedeuten: Strom wird vor den Ferien teurer.
Von Dating- und Seitensprung-Apps
Zu Musik von Abba und aus der Discozeit tanzte die Prinzengarde aus Hausen im schwarzen Glitzer-Outfit.
Galant Blumen an Frauen im Publikum verteilend stolzierte Thomas Scheb auf die Bühne. Lasse ihn die eigene Frau nach 45 Jahren Ehe doch nicht mehr ran. Es sei wie bei Cola: Einst zuckersüße Coke, dann Light und nun Zero. "Heiße Liebe" und "Pure Lust" finde er nur noch als Sorten im Tee-Regal. Seufzend holte er die Bravo raus und zitierte "Dr. Sommer". Dating-, gar Seitensprung-Apps und Pornos im Internet weckten ganz falsche Erwartungen. "Männer die eine Stunde lang können, bei mir geht das einmal im Jahr, wenn auf Sommerzeit umgestellt wird." Traumfrau oder Traumauto sei nicht mehr die Frage, sondern welche Felgen es werden sollen.

Gemütlich begann der Showtanz der Prinzengarde, führte er doch in die "kleine Kneipe", dann wurde er schwungvoller und athletisch.
Öffnungszeiten des Biergartens thematisiert
Für einen gemütlichen Abend nahmen Willi und Sabine Stamm die Zuschauer mit auf ihren Balkon. Da gab es einiges zu sehen, auch dank Feldstecher, etwa drei Familien am Mausberg, die ein Baugebiet verhindern wollen. Voller Lob waren sie für den Weingarten Pröstler. Bei der Wiedereröffnung des Biergartens am Main hoffen sie, dass der neue Pächter länger öffnet als zweimal die Woche für zweieinhalb Stunden. Terroir F annektierten sie kurzerhand: Der Aussichtspunkt liegt auf Karlstadter Gebiet in den Stettener Weinbergen, wäre ohne den Blick auf Himmelstadt aber nichts wert.
Das Männerballett startet beim Showtanz als grüne Männchen ins Weltall, um den Mond und andere Planeten zu erobern. Danach war auch schon die Zeit fürs Finale gekommen und die Sitzung endete mit einem dreifachen Helau und einer Polonaise durch die Halle.