
Eine Viertelstunde vor Konzertbeginn ist das Foyer der Arnsteiner Stadthalle voll. Schick gekleideten Besucherinnen und Besuchern haben sich zum traditionellen Neujahrskonzert eingefunden - einschließlich ist auch Lokalprominenz aus Kirche, Politik und Wirtschaft.
Man kennt sich untereinander, dementsprechend hoch ist der Gesprächsbedarf. "Kultur soll nicht nur für die Großstadt sein", meint ein Besucher, der mit seiner Frau schon mehrmals hier war. Und weiter: Gerade das Ballett sei von großer Bedeutung für Arnstein, das mit knapp mehr als 3000 Einwohnern über eine eigene Ballettschule mit Tänzerinnen auf Leistungsniveau verfügt. Beim Arnsteiner Neujahrskonzert werden eigene tänzerische Balletteinlagen traditionell musikalisch ergänzt, dieses Jahr vom Streichensemble La Finesse.

Vor 330 Gäste eröffnete La Finesse episch und emotional mitreißend mit Vivaldis Sommergewitter aus "Die Vier Jahreszeiten" das Programm. Rote Kleider, roter Lippenstift, rote Schuhe und Glitzergürtel: Schon das Auftreten der Streicherinnen in Königsbesetzung zeigt, dass sich keine der Musikerinnen hinter ihrem Instrument verstecken will.
Der Bürgermeister setzt auf Frauen-Power
"Heute gehört der Abend den Frauen", meinte auch Bürgermeister Franz-Josef Sauer. Das Jahr kulturell mit einer Frauenband zu beginnen, sei somit auch ein Symbol, findet eine der Musikerinnen. Melodien von Mozart und Vivaldi folgten auf Ausschnitte aus Filmmusik, Rock und Oper.
Dieser genreübergreifende Zugang zu klassischer Musik sorgte nicht nur für Abwechslung auf hohem Niveau, sondern auch die ein oder andere Überraschung im Publikum. Ist das gerade wirklich die Star-Wars-Melodie? Sollen die mit blauen LED-Streifen beklebten Geigenbögen etwa kleine Lichtschwerter darstellen? Spielt hier vorne gerade eine Säge die melancholisch-fernöstliche Filmmusik aus "Tiger and Dragon"?
Zum heimlichen Star des Abends schaffte es der evangelische Pfarrer der Kirchengemeinde Arnstein-Thüngen. Tilmann Schneider wurde zufällig für das Stück "The Typewriter" von Leroy Anderson auf die Bühne geholt, um mit einer kleinen Klingel die Schreibmaschine in dem Stück zu imitieren. Da ihm dies äußerst souverän und humorvoll gelang, wurde er zum Konzertende neben Musikerinnen und Balletttänzerinnen spontan ebenfalls mit einer Blume geehrt.
Ein Abend auf Spitzenniveau
Ein Höhepunkt des Abends war ein Ausschnitt aus dem Fantasy-Ballett Hänsel und Gretel, der einen erbitterten Kampf zwischen Gut und Böse grazil und imposant auf die Bühne brachte. In schwarzem und weißem Flügelkostüm boten zwei Tänzerinnen des Arnsteiner Ballettvereins Joy of Ballett zu Thomas Bergersens Filmmusik "Heart of Courage" Kunst auf Spitzenniveau.
Danke an die Organisatoren*innen und allen Helfern*innen.