Ein Heeresmusikkorps, das in einer Kirche auftritt, sieht man nicht alle Tage. Wer jetzt direkt an den „Ritt der Walküre“ mit Pauken und Trompeten denkt, liegt weit daneben. Beim Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim im Rahmen des 155-jährigen Bestehens des Turnvereins 1861 e.V. in der Zellinger Pfarrkirche St-Georg präsentierten die Berufsmusiker ein breites Spektrum an Werken aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen und Epochen, die weit über Militärmärsche hinaus gingen.
So fanden neben dem bekannten geistlichen Werk „Amazing Grace“ von John Newton und „The March before the battle“ von William Byrd's auch Filmmusik, Musicalkompositionen und Stücke von Johann-Sebastian Bach ihren Platz in dem rund einstündigem Programm des Kammerkonzerts, bei dem kaum ein Platz leer blieb. Doch auch sanfte Adventsklänge, die das Publikum auf die Vorweihnachtszeit einstimmten, hatten die Musiker dabei.
Mischung zeichnete Abend aus
Die Kombination von Metallica, dem Titelsong von König der Löwen, „A Christmas Festival“ von Leroy Anderson und Musik der Klassik und dem Barock in einem Konzertprogramm ist gewagt. Doch der Mut machte sich bezahlt. Gerade die bunte Mischung von unterschiedlichsten Kompositionen, die aber in sich stimmig angeordnet wurden, zeichnete den Abend aus. Egal ob in der Blechbesetzung, als Tuba-Euphonien-Ensemble, Klarinettenquartett, Holzbläserquintett oder Flötenduett – die 21 Musiker unter Leitung von Oberstleutnant Robert Kahle überzeugten mit fehlerfreiem und harmonischen Spiel.
Es gelang ihnen sowohl Heiterkeit, wie auch Schmerz und Trauer, spielerisch auszudrücken, so dass zwischenzeitlich die Spannung in der Kirche förmlich spürbar war. Auf besondere Resonanz stieß die Powerballade „Nothing Else Matters“. James Hetfield, der Sänger von Metallica, verarbeitete darin all seine Gefühle und Gedanken. Dieses Meer von Emotionen setzte das Klarinettenquartett grandios um.
Mit der Filmmusik zu „König der Löwen“ erreichten die Musiker dann wirklich jeden im Publikum. Unterstützt von Schlag- und Effektinstrumenten wechselten die Musiker souverän zwischen gefühlvollen und temporeichen Passagen.
Hellwach waren alle Zuhörer als Valerie Henning, die schon vom renommierten Flötisten Sir James Galway unterrichtet wurde, zu spielen begann. Mit ihrem Flötensolo und den zarten und präzisen Klängen verzauberte sie das Publikum.
Der Vorsitzende des Turnvereins, Werner Goldstein, hatte mit seinem Versprechen eines musikalischen Hochgenusses nicht zu weit gegriffen. Hier waren studierte Berufsmusiker am Werk, die ihre jeweiligen Instrumente souverän beherrschen. Nicht umsonst würdigte das Publikum die Leistungen des Heeresmusikkorps mit begeisterten Standing Ovations. Insgesamt profitierten die Musiker wie auch die Zuhörer von der herausragenden Akustik der Pfarrkirche, die ihren Teil zu diesem einmaligen Klangerlebnis beitrug.
Kurzweilig und spannend
Der Abend wurde humorvoll und dem Anlass entsprechend von Hauptfeldwebel Thomas Hümmer-Althön moderiert, der im Verlauf des Konzerts das Publikum mit kurzweiligen Anekdoten und spannenden Fakten unterhielt. Den Abend schlossen die Soldaten des Heeresmusikkorps Veitshöchheim mit den beiden weihnachtlichen Stücken „A Christmas Festival“ und „Macht hoch die Tür“, bei dem das Publikum sogar gesanglich mit einstieg.