Eine ungewöhnliche Ausstellung ist bis zum 15. April im Saal des Historischen Rathauses zu sehen. Thomas Meissner präsentiert einfallsreiche und eigenwillige Arbeiten im Stil der Konkreten Kunst. Mindestens ebenso ungewöhnlich war die Vorstellung bei der Vernissage, die Oliver Tissot übernommen hatte.
Was wird wohl länger im Gedächtnis der Besucher der Vernissage bleiben – die außerordentlichen Installationen des 75-jährigen Meissners, die wohl nach anfänglichem Unverständnis zum Nachdenken anregen können, oder der fulminante, gescheite, aber auch ausufernde Auftritt Oliver Tissots als Laudator?
Doch zunächst zum Grund der Veranstaltung: Mehrere Dutzend weißer Abdeckungen aus Plastik für Gitterroste über Kellerschächten hängen an simplen Paketschnüren von der Decke, in verschiedenen Höhen und in unterschiedlichen Abständen voneinander. Ein moderner Irrgarten? Eine weitere Anklage gegen den zunehmenden Plastikmüll? Am Ende des Rathaussaals steht ein „eiserner Igel“. Eine Installation aus meterlangen eisernen Armierungsstangen, gehalten von einem wurzelartigen Holzstück. An der Wand hängen in mehreren Gruppen verschiedenfarbige Dreiecke, daneben ähnliche Objekte als rechteckiges Gittergeflecht.
Thomas Meissner ist ein vielseitiger Kunstschaffender, der auch Fotografien, minimale Skulpturen, Objekte und raumbezogene Arbeiten schafft. Bekannt wurde er zudem als Regisseur, der zum Beispiel beim Bayerischen Fernsehen 20 Jahre lang für „Fastnacht in Franken“ verantwortlich war.
Die Antwort auf die Fragen des Betrachers gibt Oliver Tissot. Weil er aber so spricht wie bei „Fastnacht in Franken“ und sich ebenso benimmt, fällt es dem Zuhörer sehr schwer, den provokativen, aber fundierten und einleuchtenden Gedankengängen des Dampfplauderers zu folgen. Noch schwerer, das eben Gehörte zu verarbeiten und zu bewahren.
Was ist Kunst, was sollen Paketschnüre, die von der Decke hängen? Wie wird aus Abfall wirklich Kunst? Was dahinter steckt, kommt scheinbar ohne roten Faden, aber absolut stimmig: „Bei der Kunst muss nichts stimmen! Wenn etwas in der Schwebe bleibt und man nichts erklären muss, ist's stimmig!“, sagt Tissot. Kunst muss den Betrachter berühren – wenn nicht, sollte dieser lieber gehen.
Bei der Konkreten Kunst gehe es darum, die vorhandene Materialqualität in der Ästhetik zu verändern, und Thomas Meissner wisse, alles ist Material. „Er schaut sich das an und gestaltet es, auch wenn's beliebig aussieht, ist's bewusst“, so Tissot. Dann wieder der Komödiant. „Wichtig ist, was hinten raus kommt“, sagt er und macht eindeutige Bewegungen. Er pusht sich weiter hoch, fordert die Besucher auf, die Performance auf die Spitze zu treiben: „Fackeln Sie heute Abend die Bude hier ab. Dann entsteht etwas, das für immer bleibt!“ Nach zwei Dritteln der Redezeit ist eigentlich alles gesagt, doch Oliver hat sich in Rage geredet, dreht sich im Kreis und findet den Ausgang nicht. Oder ist das Konkrete Kunst der Sprache?
Die Begrüßung der Gäste und die Eröffnung der Ausstellung lag bei der Dritten Bürgermeisterin Anja Baier, die sehr ansprechende musikalische Begleitung hatte das Trompeten- und Percussionensemble der Musikschule übernommen.
Bleibt als Fazit: Um sich ein eigenständiges Bild zu machen, muss man sich Meissners Installationen in Ruhe ansehen und Tissots Forderung befolgen, sich berühren zu lassen oder lieber zu gehen. Dazu ist noch Gelegenheit bis zum 15. April, mittwochs bis sonntags von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr. Am Karfreitag ist die Ausstellung geschlossen.