Sieben Parteien beziehungsweise Gruppierungen treten in Lohr bei der Stadtratswahl am 15. März mit einer eigenen Liste an – so viele wie nie in den vergangenen Jahrzehnten. Doch welche Gruppierung steht für welche Ziele? Wir haben allen Parteien gefragt, welche Schwerpunkte sie in den kommenden Jahren setzen wollen.
Um den Mitteilungsdrang der Kommunalpolitiker etwas einzubremsen, war eine Obergrenze von maximal 1000 Zeichen pro Antwort vorgegeben. Nicht alle schafften es, sich darauf zu beschränken. ÖDP und Grüne schossen gleich mehrfach deutlich über die Vorgabe hinaus. CSU und Freie Wähler hingegen verfuhren nach dem Motto "In der Kürze liegt die Würze". Sie lieferten die mit Abstand kompaktesten Antworten.
CSU: Finanzlage
Der stellvertretende CSU Ortsvorsitzende Ernst Herr führte als ersten Schwerpunkte die Konsolidierung der städtischen Finanzen auf. Als zweites nannte er, die Einbeziehung der Mitarbeiter im Rathaus in Entscheidungen und Vorgehensweisen. Als dritten Schwerpunkt wolle die CSU die Zusammenarbeit im Stadtrat verbessern, so Herr.
SPD: Infrastruktur
Für die SPD nennt deren Listenführer Thomas Nischalke den Blick auf die Infrastruktur rund um die neue Zentralklinik als einen Schwerpunkt, beispielsweise mit Blick auf die Erreichbarkeit mit Bus und Bahn. Als weiteren Schwerpunkt führt er zusätzliche Bildungsangebote an, beispielsweise weitere Berufszweige an der Lohrer Berufsschule. Und schließlich will sich die SPD für eine "vernünftige Anbindung an den überregionalen Verkehr" sowie eine Verkehrsentlastung von Sendelbach und Steinbach stark machen.
Grüne: Klimaschutz
Für die Grünen steht in der von der Orstvorsitzenden Bärbel Imhof eingereichten Liste Klima- und Umweltschutz an erster Stelle, konkret die "Umsetzung der Verkehrswende mit klimaneutraler Mobilität". Imhof nennt die Stärkung des Stadtbusses, die Reaktivierung des Stadtbahnhofs und die Umstellung des städtischen Fuhrparks auf klimaneutrale Antriebe. Zweiter Schwerpunkt der Grünen sei die "Wirtschaft der Zukunft", wozu Imhof einen Gesundheitscampus zählt. Auch müssten mittelständische Unternehmen "stärker gefördert werden". Und schließlich wollen die Grünen beim "Zusammenhalt der Gesellschaft" einen Schwerpunkt setzen, beispielsweise durch die Stärkung des Familienstützpunktes oder eine Ehrenamtsbörse.
Freie Wähler: Wohnraum
Für die Freien Wähler nennt die Fraktionsvorsitzende Brigitte Riedmann die "Schaffung von Wohnraum durch Innenentwicklung und Nachverdichtung" als Schwerpunkt, daneben den Ausbau der Ganztagsbetreuung an Schulen. Und schließlich führt sie die Realisierung des seit Jahren angestrebten Gewerbegebietes im Sandfeld im Lohrer Süden als Schwerpunkt an.
Bürgerverein: Stadtfinanzen
Der Bürgerverein Lohr und Umgebung sieht laut seinem Vorsitzenden Eric Schürr die angespannten Stadtfinanzen als ein Kernthema. Man müsse laufende Kosten genau analysieren und kurzfristig reduzieren. Als zweiten Schwerpunkt nennt Schürr die Stärkung Lohrs als Mittelzentrum, wobei er das Schaffen von bezahlbaren Wohnraum und von Gewerbeflächen anführt. Und schließlich will der Bürgerverein einen Schwerpunkt bei der Jugend setzen. Schürr nennt einerseits eine stärkere Unterstützung von Veranstaltern von Jugendangeboten, um die Zahl dieser Angebote zu steigern. Daneben wolle man den "beliebten Sommertreffpunkt" im Bereich der Mainlände kostengünstig aufwerten.
FDP: Wirtschaftspolitik
Für die zuletzt nicht im Stadtrat vertretene FDP nennt der Ortsvorsitzende Peter Sander die Wirtschaftspolitik als "zentralen Schwerpunkt". Er erklärt neben einem verstärkten Dialog mit dem Lohrer Mittelstand die Erschließung interkommunaler Gewerbegebiete zu einem Ziel. Die FDP will sich daneben auch für einen "Spessart-Express" stark machen – einen Schnellzug, der zwischen Würzburg und Aschaffenburg teils auf der Schnellbahnstrecke pendeln und nur in Lohr Halt machen soll. Und schließlich müsse man die städtischen Finanzen mit "Vernunft und Verantwortung" konsolidieren, so Sander.
ÖDP: Nachhaltigkeit
Für die erstmals mit einer eigenen Liste antretende ÖDP nennt Listenführer Torsten Ruf nachhaltiges Handeln in allen Bereichen als Schwerpunkt. "Keine neuen Baugebiete", lautet eine Position. Es gebe in Lohr durch Leerstand, Baulücken und Innenverdichtung Potenzial für über 1000 zusätzliche Bürger, so Ruf. Auch bei Gewerbeflächen seien im Bestand etliche Hektar ungenutzt. Hier müsse man Gespräche suchen, so Ruf.
Als Beitrag zur Verkehrswende fordert die ÖDP den Stopp der Planung für die B 26n. Daneben will die Partei in Innenstadt und Wohngebieten den Rad- und Fußgängerverkehr priorisieren, den Autoverkehr hingegen reduzieren und auf Hauptverkehrsadern bündeln.