In den Kindergärten in Bayern findet derzeit aufgrund der Corona-Beschränkungen nur eine Notbetreuung statt. Die wird aktuell angeboten, wenn ein Elternteil in einem Bereich der kritischen Infrastruktur arbeitet, etwa im Krankenhaus, im Supermarkt oder bei einer Bank, aber auch für Alleinerziehende, die berufstätig sind. Ziel ist es laut Ministerpräsident Söder, wieder 50 Prozent der Kinder bis Pfingsten in den Kitas zu haben. Bei den Kindergärten im Landkreis Main-Spessart wird die Möglichkeit zur Notbetreuung unterschiedlich stark in Anspruch genommen, wie eine Umfrage der Redaktion ergab. Manche Kindergärten berichten von einer Neiddebatte unter den Eltern.
Alexandra Breitenbach leitet den Kindergarten in Neuendorf, den normalerweise 45 Kinder besuchen. Sie erzählt, dass von 18 Kindern, die Anspruch auf Notbetreuung hätten, nie mehr als ein, zwei gleichzeitig im Kindergarten seien. "Ich würde die Kinder gern betreuen", sagt sie. Durch Gespräche mit Eltern wisse sie aber, dass es manchen zu heikel ist, ihre Kinder wieder in den Kindergarten zu geben. Aber ein Kindergarten ohne Kinder – "das ist nicht schön". Das Personal hat in den vergangenen Wochen Überstunden und Urlaub abgebaut und viel Schreibarbeit erledigt. "Uns fehlt das Lachen der Kinder. Wir freuen uns, wenn immer mehr kommen."
In Sendelbach gehen fast alle Berechtigten in die Notbetreuung
Christian Büdel, Leiter der städtischen Kita in Lohr-Sendelbach, weiß zu berichten, dass von 100 Kindern derzeit 21 in der Notbetreuung sind – fast so viele, wie Anspruch haben. Die vier Gruppen mit je zwei Erziehern haben je einen eigenen Raum, und auch im Garten, in den sie versetzt gehen, gibt es vier abgetrennte Bereiche. So soll verhindert werden, dass sie untereinander Kontakt haben.
Bis letzte Woche waren nur sieben Kinder in der Notbetreuung. Von 17 Angestellten sind jetzt immer zehn im Kindergarten. Da blieb Zeit zum Abbau von Überstunden und um das Gebäude auf Vordermann zu bringen. Büdel: "Traurig, dass wir mal so viel Zeit haben, dass wir das Gebäude in Ordnung bringen können." Für die Vorschulkinder, die ab 25. Mai wieder in den Kindergarten dürfen, sind noch zwei Räume frei.
Unschöne Erfahrungen hat eine Kindergartenleiterin gemacht, die anonym bleiben möchte. Sie berichtet von Neid bei Familien, die keinen Anspruch auf Notbetreuung haben. Es habe in ihrer Einrichtung schon mehrfach Nachfragen gegeben, ob dieses oder jenes Kind überhaupt berechtigt sei. Eltern verstünden oft nicht, warum sie selbst keinen Anspruch haben. Dabei sei die Anzahl der Kinder, die im Moment tatsächlich da sind, viel geringer als die Zahl der tatsächlich berechtigten. "Ich habe nicht das Gefühl, dass Eltern die Notbetreuung ausnutzen."
In Gemünden gehen wenige in die Notbetreuung
Tanja Höfling, Leiterin des Kindergartens St. Martin in Gemünden, sagt, dass von den normalerweise 85 Krippen- und Kindergartenkindern zur Zeit "wesentlich weniger" in Notbetreuung sind. Die Anzahl der Kinder und Gruppen sei von Woche zu Woche unterschiedlich. Die Zahl möchte sie nicht nennen, aber anderswo seien es wohl deutlich mehr. Es herrsche "viel Unklarheit". Die Kindergärten würden über die Details von Änderungen, von denen sie schon aus der Presse wissen, erst später in einem Newsletter vom Staatsministerium informiert.
Einen Mundschutz tragen die Erzieherinnen in Gemünden nur im Kontakt untereinander und in "vorhersehbaren Situationen", etwa beim Wickeln. "Wenn ein Kind hinfällt, da kann man nicht sagen: Moment, da muss ich erst einen Mundschutz aufsetzen." Die rund 20 Angestellten haben zuletzt nur stundenweise gearbeitet, jetzt arbeiten sie wieder voll, auch zur Vorbereitung auf eine Ausweitung, etwa zur Betreuung der Viertklässler ab nächste Woche, weil auch das zur Aufgabe des Kindergartenteams gehört.
Erzieherinnen in Urspringen tragen immer Mundschutz
In der Kindertagesstätte "Löwenzahn" in Urspringen tragen die Kindergärtnerinnen hingegen die ganze Zeit Mundschutz, berichtet Annika Ehehalt. Sogar manche Kinder trügen spielerisch eine Maske, manche fast die ganze Zeit. Von den knapp 70 Kindern werden im Moment sechs Kinder in zwei getrennten Gruppen notbetreut. Eltern geben ihre Kinder im Garten ab, der Zutritt ist ihnen derzeit nicht erlaubt. Sie habe von Neid bei Eltern gehört, deren Kinder nicht in den Kindergarten dürfen. Aber auch an die ist in Urspringen gedacht: Als Service stellt das Kindergartenpersonal in einer Dropbox im Internet Bastelanleitungen zur Verfügung, die Materialien können die Eltern vor dem Kindergarten abholen.
Der Kindergarten Wiesenfeld hat ein besonderes Problem: Normalerweise hat er ein offenes pädagogisches Konzept ohne Gruppen, d.h. Kinder dürfen frei wählen, ob sie etwa ins Mal- oder Bauzimmer oder in den Bewegungsraum wollen. "Jetzt müssen wir sagen: Liebe Kinder, ihr seid jetzt mit dieser Bezugsperson in diesem Raum", sagt Leiterin Heike Möhres. Von 90 Kindern sind zehn in der Notbetreuung. Über in den Medien angekündigte Änderungen sagt Möhres: "Für uns bedeutet das jeden Tag Mails lesen."
Das katholische Kinderhaus "Zur Heiligen Familie" hat normalerweise 118 Kinder, momentan sind lediglich zwölf Kinder zur Notbetreuung da. Meistens reichen zwei Gruppen, erzählt Leiterin Tina Ehrenfeld. Aus Sicherheitsgründen arbeite das Personal derzeit in zwei Schichten, die Hälfte im Homeoffice. Zu den Masken, die im Umgang mit Kindern eine Empfehlung, aber keine Pflicht seien, sagt sie: "Für Kinder ist das schwierig, weil sie keine Mimik sehen." Bei Besprechungen untereinander trage das Personal aber selbstverständlich Masken, ansonsten stellt sie es den Angestellten frei.
Freude auf die Kinder in der Heiligen Familie Karlstadt
"Wir freuen uns schon, wenn endlich wieder Leben in die Bude kommt", sagt Ehrenfeld. Ein Kindergarten ohne Kinder und ohne Kinderlachen sei komisch. Sie fände es gut, wenn Kinder mit Migrationshintergrund möglichst bald wieder kommen dürfen, weil die den Kindergarten wegen der Sprachkenntnisse dringend bräuchten.