80 Jahre nach der Deportation am 23. September 1942 von Moses Birk wurden durch Horst Wittstadt zwei weitere Stolpersteine in der Mühlbacher Straße 13 einbetoniert. Das Wohnhaus der Firma Birk wurde vor rund 40 Jahren abgerissen und dient aktuell als Parkplatz. Nur diese zwei Steine links in der Ecke erinnern nun noch an die Geschehnisse von damals.
Über 90.000 Stolpersteine liegen schon in 26 europäischen Ländern in Straßen und Gehwegen: Diese sollen an das tragische Schicksal vieler getöteten Menschen erinnern.
Georg Schirmer, Organisator und erster Vorstand des Förderkreises ehemalige Synagoge Laudenbach, freute sich, die Erinnerung an die Opfer sichtbar zu machen und an sie zu denken. Kerstin Celina (Landtag) verdeutlicht die Botschaft der Steine, die heißt "Erinnert euch nicht nur an die Menschen, die ermordet wurden, sondern erinnert euch auch an all das, was davor stattfand". Michael Hombach fügte hinzu "tot ist nur, wer vergessen wird", diese Steine seien für die Ewigkeit und unvergänglich.
Besuch aus New York
Shimon Schwarzschild (Sohn von Rosalie), ein Enkel von Ida und Moses Birk, wäre es ein großer Herzenswunsch gewesen, zur Verlegung der Stolpersteine für seine Großeltern nach Laudenbach zu kommen, nachdem er 2019 bereits einmal mit seiner Frau Naomi zu Besuch hier war. Doch leider starb er im November 2021 im Alter von 96 Jahren. Er sowie die vielen anderen Nachkommen der Familie wurden vertreten durch Shimon Schwarzschilds Frau Naomi Schechter, die aus New York anreiste.
Stolpersteine erinnern an die Opfer
Auf den beiden Stolpersteinen stehen die Namen Moses und Ida Birk. Ida Birk, geborene Frank, entstammte einer alteingesessenen jüdischen Familie in Laudenbach und heiratete 1890 Moses Birk. Er war Metzger und Viehhändler und stammte aus Sterbfritz, einer Gemeinde im Sinntal, rund 50 Kilometer von Laudenbach entfernt.
Der Vater von Ida, Lazarus Frank, heiratete mit 29 Jahren im November 1846 Hannchen Kahn aus Steinbach und kaufte in Laudenbach, Mühlbacher Straße 13, ein Haus. Lazarus und Hannchen hatten sechs Kinder. Drei (Wolf, Süssel und Joseph) starben bereits als Kleinkinder. Die Kinder Sandel, Fanny und Ida (die Jüngste) wuchsen in Laudenbach auf. Die Schwestern Fanny und Ida heirateten 1890 die Brüder Moses und Abraham Birk aus Sterbfritz.
Abraham und Fanny übernahmen die Metzgerei des Vaters Simon Birk in Sterbfritz. Ida und Moses übernahmen das Haus und den Viehhandel von Lazarus Frank in Laudenbach. 1893 starben Lazarus und Hannchen. Bald darauf eröffneten Ida und Moses einen eigenen modernen Metzgereiladen in der Mühlbacher Straße.
Ida und Moses bekamen sieben Kinder. Rosalie, Leo und Willi wanderten mit ihren Familien nach Amerika aus. Amson starb 1916 als Soldat im ersten Weltkrieg und Meier starb 1933 durch Suizid in Laudenbach. Ein weiteres Mädchen (ohne Namen) starb kurz nach der Geburt.
45 Jahre später, am 23. September 1938, nach dem Terror des sogenannten "Septemberpogroms" gegen jüdische Familien, flüchteten Ida und Moses nach Würzburg in das jüdische Altersheim Dürerstraße 20. Das Haus in der Mühlbacher Straße übernahm eine Laudenbacher Familie.
Ida starb am 24. Januar 1941 mit 84 Jahren in Würzburg. Moses wurde am 23. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 25. Dezember 1942 mit 73 Jahren an den unmenschlichen Bedingungen des Lagers.
Erzählungen der Familie Birk
Am Abend der Stolpersteinlegung fand im Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt eine kulturelle Abendveranstaltung statt. Dort erzählten einige Schülerinnen und Schüler die Geschichte vom Leben der Familie Birk. Die Erzählungen sind schriftlich belegt, nur die Emotionen und Gefühle fügten die Schüler selbst hinzu. Lieder umrahmten die Veranstaltung. Im zweiten Teil des Abends wurde ein kurzer Ausschnitt des Films von Shimon Schwarzschild gezeigt. Zwei Schülerinnen stellten im Anschluss Naomi Schechter Fragen dazu, wie für sie die Auswanderung nach New York war und wie sie die Integration erlebt hat.
Naomi Schechter freute sich über die Einladung und ist sich sicher, dass ihr verstorbener Mann gerne wieder nach Laudenbach gekommen wäre. Beide Seiten, Schüler und Naomi Schechter, waren sich einig, dass es wichtig ist, über das Geschehene offen zu sprechen, damit es nicht in Vergessenheit gerät.