Heutzutage gibt es kaum eine Nachrichtensendung, die nicht den "Klimawandel" zum Thema hat. Auch die neue Bundesregierung hat die Folgen der Klimaveränderung ganz oben auf ihre Agenda für die laufende Wahlperiode gesetzt. Dass sich das Wetter langfristig verändert, das zeigen auch die Winter in unserer Region. Haben wir Älteren aus unserer Kindheit nicht Berge von Schnee in Erinnerung? Eine Betrachtung am Beispiel von Bischbrunn im Spessart.
Herrschen im Sommer Trockenheit oder Starkregen mit schrecklichen Folgen, ist es im Winter der Schnee, der immer weniger wird. Teils verheerende Stürme nehmen dagegen zu. Die Gemeinde Bischbrunn hat seit der Eingemeindung des früher gemeindefreien Gebietes "Bischbrunner Forst" im Jahr 2009 mit dem 586 Meter hohen Geiersberg bei Breitsol die höchste Erhebung des Spessarts in ihrer Gemarkung. Wenn es bei uns winterlich wird, dann meist dort zuerst.
"Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee"?
Hieß es früher "Weihnachten im Schnee, Ostern im Klee" gilt dieser Spruch heute in abgewandelter Form: "Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee". Immer seltener kann man auch in der höchstgelegenen Gemeinde des Landkreises weiße Weihnachten feiern. Schnee fällt immer später und weniger. Wenn es überhaupt noch größere Schneemengen gibt, verschiebt sich der Winter immer mehr ins Frühjahr. Den letzten "richtigen" Winter erlebte die Spessartgemeinde im Jahr 2010.
Noch in den Jahren nach der Jahrtausendwende gab es in der Spessartgemeinde reichlich Schnee. Die in den Jahren nach 2000 durchgeführte Erneuerung der Ortskanalisation und der Ausbau der Ortsdurchfahrt wurden teils durch massive Schneefälle behindert. Die enge Ortsdurchfahrt, durch die Bauarbeiten sowieso schon beeinträchtigt, wurde durch hohe Schneehaufen auf beiden Seiten der Straße weiter eingeengt.
Schneeberge aufgeladen und aus dem Dorf gefahren
Autos im Gegenverkehr kamen nur mit waghalsigen Fahrmanöver unfallfrei aneinander vorbei. Wenn Linien-Busse und ein Lastwagen sich begegneten, war es fast schon unmöglich. Der Winterdienst des gemeindlichen Bauhofes war Tag und Nacht im Einsatz, um die Ortsstraßen einigermaßen passierbar zu halten. Gleiches galt für den Winterdienst des Landkreises, zu dessen Kreisstraßen auch die Hauptstraße in Bischbrunn zählt. Als sich die Schneehaufen an beiden Fahrbahnrändern meterhoch anhäuften und von den Gehwegen längst nichts mehr freizuhalten war, wurde der Schnee mit Radladern auf Lastwagen aufgeladen, abtransportiert und auf Acker- und Wiesengrundstücken am Ortsrand abgelagert.
Waren die Straßen im Gemeindebereich das vordringliche Problem, sorgten die Straßen vom Ort zur Staatsstraße 2312 (früher B 8) für zusätzliche Probleme. Schneeverwehungen ließen für die Verkehrsteilnehmer den Straßenverlauf nicht mehr erkennen. Nicht wenige landeten im Graben oder blieben in den Schneeverwehungen stecken. Die ortsansässigen Holzrückeunternehmen Anton Schwab und Erwin Beeger mussten mit ihren Fahrzeugen oft zu jeder Tageszeit ausrücken und Hilfe leisten, wenn z.B. Mitarbeitende der Firma Braun von ihrer Nachtschicht nicht mehr heimkamen oder andere Berufstätige morgens nicht zu ihrem Arbeitsplatz im Raum Aschaffenburg/Frankfurt konnten.
Heute ist Glatteis das viel größere Problem
Diese, für den Spessart extremen Winterverhältnisse, wurden im vergangenen Jahrzehnt immer weniger. Wenn es einmal einige Tage hintereinander stärker schneit, sind die Bauhöfe heutzutage technisch viel besser ausgestattet. War früher der viele Schnee das Hauptproblem in den Wintermonaten, ist es jetzt meist die Glatteisbildung.
Der Autor kann sich noch gut erinnern, dass in seinen jungen Jahren unter anderem der Winterdienst als gemeindlicher "Frondienst" erledigt wurde. Mit Schaufeln und per Handarbeit wurden schmale Pfade freigeräumt, um die Wege zur Kirche, zum Kindergarten oder auch zum Pumpenhaus im Steinmarker Grund einigermaßen begehbar zu machen. Gerade der Weg zum Pumpenhaus für den Wasserwart freizuhalten war eine besondere Herausforderung. Der lange Weg, die Schneehöhe und der kalte Wind sorgten dafür, dass die Pfade bald wieder zugeweht waren.
Heute freuen sich die Kinder, wenn es wieder einmal richtig schneit. Vom weiteren Umkreis kommen die Eltern mit ihren Kindern, um am letzten Rodelhang im "Jägersrod", Schlitten zu fahren. Die durch Schnee sowieso eingeengte Fahrbahn wird dann noch von den auswärtigen Gästen zugeparkt, dass es fast kein Durchkommen gibt.