Weiße, edle Porzellanarbeiten in feinsinniger Form und Ausstrahlung und von der Farbe Weiß dominierte Gemälde empfingen die Besucher der Vernissage am Freitagabend im Keramik- und Batik-Atelier am Seeweg. Die diesjährige Ausstellung von Elisabeth Reusch-Heidenfelder und Klaus Braun-Heilmann trägt den Titel „WEIß?“. Zu Gast ist der Maler Hartwig Kolb aus Steinbach.
Hausherrin Reusch-Heidenfelder erläuterte eingangs, wie es zu diesem ganz und gar nicht geplanten Thema gekommen ist. „Mitte des Jahres stieß ich in Hartwig Kolbs Fundus auf seine Serie weißgrundiger Malbriefe. Sie zogen mich ungemein an.“ Augenblicklich habe sie die Parallele zu ihrem eigenen Arbeitsmaterial Porzellan, seinen Nuancen und Schattierungen und der gestischen Malerei auf ihren Objekten vor Augen gehabt. „Damit stand das Thema.“
Die Keramik-Meisterin Reusch-Heidenfelder ist Perfektionistin. „Die letzten Jahre kann ich das umsetzen, was mich inhaltlich bereichert.“ Ihre Doppelwandgefäße, Flachvasen mit chinesischen Ornamenten, die filigranen Porzellanröhren mit zarter Malerei und die leicht anmutenden, großformatigen Schalen, deren millimeterdünne Ränder an aufgebrochene Eierschalen erinnern, gehen mit den Bildwerken von Kolb den Dialog im Gleichklang ein.
Seine Gemälde entstanden zwischen 1991 bis 1999. Bei der Vernissage trug er einen poetischen Text zum Thema weiß vor, den die Tochter seiner Lebenspartnerin Christine Hartmann-Manzke verfasst hat. Sie zitiert darin den russischen Maler Kasimir Malewitsch (1878 bis 1935): „Der weiße, freie Abgrund, die Unendlichkeit liegt vor uns.“ Malewitsch gilt als Hauptvertreter der Russischen Avantgarde, war stark beeinflusst vom Impressionismus und Fauvismus und ist der Begründer des Suprematismus.
Weiß könne für den Künstler die Farbe sein, zu der er die innigste Beziehung hat – eine voller Widersprüche, eine, die für Zwischenräume und Fantasie stehe. An sie sei er gebunden und zugleich lasse sie ihm alle Möglichkeiten. Weiß verneine und bejahe zugleich das Leben. Ohne Zweifel bejahen Kolbs 15 Malbriefen dieses. Die Werke in Acryl, Pastell, Farbstift, Deckweiß und Goldbronze bedürfen keiner Sprache. Formgebung und Zeichen lassen Träume, tiefe Gefühle und innige Botschaften erahnen.
Ergänzt werden sie von neueren Arbeiten wie „Nebelmorgen“, „Leichtes Spiel“, „Prophet“, „Überbau“ und dem „Putschist“ in Aerographie, Wasserfarben und Pastell. In unmittelbarer Nähe setzten die Batik-Collagen von Klaus Braun-Heilmann den lebhaften Kontrapunkt zu weiß. Sie lassen sich in ihrer Farbenpracht und ihrem Anderssein auf ein lebhaftes Du und Du mit der Malerei und den Porzellankörpern ein. Der Batiker setzt den Lohrer „Bayersturm“ ins Bild, gibt den Blick auf das Maintal frei oder thematisiert ein venezianisches Motiv mit einer Barke auf dem Wasser. Er und Elisabeth Reusch-Heidenfelder freuen sich, dass sich für die Ausstellung Gäste aus dem Großraum Frankfurt, Aschaffenburg und Würzburg angekündigt haben. Etliche von ihnen seien bereits Stammgäste.
Die Ausstellung im Atelier am Seeweg 17 ist bis 9. Januar 2016 zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr.