"Du öffnest ein Buch, das Buch öffnet dich." Dieses chinesische Sprichwort trifft auf die vergangenen zweieinhalb Jahre im Leben von Teresa Diener besonders zu. Die 25-Jährige wird am Samstag, 27. April, den Titel der Erlenbacher Weinprinzessin ablegen und die Krone ihrer Nachfolgerin aufsetzen.
Das quadratische rote Buch, das sie im Dezember 2016 von Vorgängerin Marina Väth geschenkt bekam, wird sie vorerst in die Ecke legen. Es ist wieder Zeit für die Arbeit im eigenen Weinberg. "Ich freue mich, am Wochenende mal abends zu Hause zu bleiben", bekennt Diener. Als Repräsentantin des Erlenbacher Krähenschnabels besuchte sie 2018 mehr als 50 Termine im Ort, aber vor allem in der Region und in ganz Deutschland.
Im roten Buch und in einem dicken Ordner bewahrt Teresa Diener Erinnerungen an die Zeit als Prinzessin auf. Zeitungsausschnitte, Fotos, Programmhefte und Autogrammkarten erzählen von ihren Erlebnissen. Die Widmung auf der ersten Seite ist von Vorgängerin Marina Väth. Davor war Dieners Cousine Weinprinzessin. Beide halfen bei der Auswahl der Dirndl, beim Schreiben der ersten Rede und gaben ihr die Geheimnisse des Prinzessin-Daseins mit auf den Weg.
Sich an den Geschmack des Gegenübers herantasten
Eine Woche nach der Krönungsfeier war Diener zu einem "royalen" Treffen der Freie-Wähler-Fraktion im Landtag geladen. In München sammelte sie Autogrammkarten von etwa 30 Hoheiten, der Limeskönigin, der ersten bayerischen Biokönigin oder einer Spessartkönigin.
Auf der Nürnberger Messe für Hotellerie und Gastronomie (HOGA) im Januar 2017 lernte die Erlenbacherin von Fachleuten, Weine zu beschreiben und zu empfehlen. Es gibt nicht die eine, richtige Empfehlung, weiß sie heute. "Man muss sich an den Geschmack des Gegenübers herantasten." Doch wie stellt man einen Wein vor? Wie erkennt man die Geschmacksnoten? Sämtliche Themen, die einem als Weinrepräsentantin begegnen, wurden bei einem Seminar der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) behandelt.
Während ihrer Amtszeit war Diener drei Mal in Berlin und hat auf der "Grünen Woche" Franken vertreten. Schon beim ersten Mal habe sie gespürt: "Die Menschen interessieren sich für die Region und unseren Wein." Wenn sie während eines Gesprächs in freudestrahlende Augen blicke, sei auch sie zufrieden. "Ich freue mich, wenn ich andere für unseren Wein begeistern kann."
Menschen seien kontaktfreudiger, wenn sie als Prinzessin auftrete. Sie schwelgt weiter in Erinnerungen an die kleinen, besonderen Momente, die ihre Amtszeit unvergesslich machen werden. Diener denkt zum Beispiel gerne an eine Bierprobe zurück. Sebastian, der erste Bierprinz der Haßberge und der "Hahn im Korb" inmitten den fränkischen Weinprinzessinnen, hatte dazu eingeladen.
Sternstunden-Gala des BR ein Höhepunkt
Jährlich ab April ist für etwa sechs Monate lang Hochsaison der Weinfeste und -wandertage. 2018 war Diener auf insgesamt 23 solcher Veranstaltungen in der Region und hat Kolleginnen besucht. Mit dabei waren meist die Eltern und ein Vertreter des Erlenbacher Weinbauvereins. Auch die schlossen Freundschaften. "Mein Fahrdienst war auch mal ohne mich bei Weinwandertagen und hat sich mit anderen Eltern verabredet", erinnert sich Diener.
Beim Durchblättern des roten Buches verweilt die Ingenieurin auf der Seite, auf der Luise I. eine Widmung hinterließ. Das Besondere: Die Gleichaltrige wurde im September 2017 erste Weinprinzessin von Aschaffenburg. "Ich wusste bis dahin nicht, dass es dort Weinberge gibt", bekennt Teresa Diener.
Ein Höhepunkt war der Besuch der Sternstunden-Gala des Bayerischen Rundfunks in Nürnberg. Die Hoheiten nahmen an der Seite von Marcel Reif, Alfons Schuhbeck oder Uschi Glas eine Stunde lang telefonisch Spenden für Kinder in Not entgegen. Am Abend saßen sie in der Livesendung und bei der After-Show-Party schenkten sie fränkischen Wein aus. Dazwischen blieb Zeit, um mit Prominenten wie Volker Heißmann ein Foto zu machen.
Wenn Diener jetzt ihr rotes Buch zuklappt, dann weiß sie, dass sie an den Aufgaben der Prinzessin gewachsen ist. "Ich bin selbstbewusster geworden", sagt sie. Anderes hat sich nicht geändert, zum Beispiel, dass sie Rotwein einem Weißen vorzieht. Ihr Tipp für die Nachfolgerin: "Natürlich bleiben und auf die Menschen zugehen. Dann ist es ganz einfach, die Begeisterung für den Wein weiterzugeben."