Der bekannte Erlenbacher Winzer Johannes Deppisch hat vorläufige Insolvenz angemeldet. Wie Rechtsanwalt Matthias Reinel (Würzburg) bestätigt, hat er die vorläufige Insolvenzverwaltung des Betriebs übernommen.
Einzelunternehmer haftet mit Privatvermögen
Deppischs Weingut läuft unter der Rechtsform des „eingetragenen Kaufmanns“ (e. K.). Das bedeutet, dass der Einzelunternehmer in vollem Umfang nicht nur mit seinem Betriebs-, sondern auch mit seinem Privatvermögen für Ausstände haftet, erklärt Reinel auf Nachfrage.
Johannes Deppisch hat den Antrag Ende Juni selbst beim zuständigen Gericht gestellt. Die vorläufige Insolvenz läuft seit 3. Juli. Nach den Worten Reinels geht es nun darum, „den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und aufrechtzuerhalten“. Allerdings hänge das davon ab, wie die Gläubiger sich im Verfahren stellen. Reinel hat bereits „diverse Beteiligte“ ermittelt, mit denen es nun zu verhandeln und eine Pleite abzuwenden gilt.
Mitarbeiter erhalten Geld von der Agentur für Arbeit
Die Zahl der im Weingut Beschäftigten liegt nach Aussage Deppischs bei sieben Mitarbeitern; dazu kommen rund 20 Aushilfs- und Saisonkräfte. Das Personal erhält nun für maximal drei Monate Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit, so dass der Verdienst vorerst gesichert ist. Das wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere Mitarbeit im Betrieb.
Sollte das vorläufige Insolvenzverfahren scheitern, würde am 1. August die Insolvenz eröffnet. Doch ob das Unternehmen gerettet werden kann oder nicht, darüber kann Rechtsanwalt Reinel zurzeit noch keine Auskunft geben.
Deppisch: Erfolgreiche Programme für Touristen
Winzer Johannes Deppisch sieht die vorläufige Insolvenz als Maßnahme für eine „geregelte Sanierung“. Sein Betrieb sei durch externe Faktoren in wirtschaftliche Schieflage geraten. „Wir waren sehr im touristischen Bereich engagiert“, sagt Deppisch mit Blick auf die Verträge, die er mit den Reedereien von Flusskreuzfahrt-Schiffen abgeschlossen hatte.
Der Winzer hatte den Schiffsreisenden mit verschiedenen Unterhaltungsprogrammen die Region rund um Marktheidenfeld nahe gebracht und darüber auch einen Gutteil seiner Weine abgesetzt. „Damit waren wir sehr erfolgreich, haben viele und große Veranstaltungen realisiert.“ Deppisch ist der Ansicht, damit „viel Öffentlichkeitsarbeit für die Region“ geleistet zu haben.
Betrieb geht weiter
Doch dann hätten die Anschläge in Paris, Nizza, Brüssel und Berlin das Geschäft mit den überwiegend ausländischen Touristen abrupt einbrechen lassen. „Über Nacht“ sei das Weingut mit Stornierungen und Kündigungen konfrontiert gewesen, berichtet Deppisch. Diese Einnahmequelle habe er „mit anderen Bereichen nicht so schnell ausgleichen können“.
Der 54-Jährige legt aber Wert darauf, dass der Betrieb trotz der vorläufigen Insolvenz weitergeht: „Die Weinabfüllungen, Verkostungen, Veranstaltungen und Verkäufe laufen weiter.“ Auch werde die Gastronomie zwischen Rothenburg, Aschaffenburg und Bad Kissingen weiter mit Wein und seinem wichtigsten Produkt, dem Prosecco namens „Josecco“, beliefert. Deppischs Betrieb hat sechs Hektar Anbaufläche. Von weiteren 15 Hektar kauft er Trauben zu.
Franck-Haus-Sekt geht nicht aus
Auch der Nachschub für den Marktheidenfelder „Franck-Haus-Sekt“ sei gesichert, betont Deppisch. Überdies sei er in Gesprächen mit Investoren und deshalb zuversichtlich: „Wir werden eine Lösung finden.“
Der Winzer hat in der Vergangenheit oft Schlagzeilen gemacht: Seine Weine wurden vielfach auf nationaler und internationaler Ebene prämiert. Seine Tropfen verkaufte er schon nach Japan, in die USA und belieferte Hotelketten damit.
Aufsehen erregende Aktionen
Deppisch hat 2008 das Weindorf auf dem neuen Festplatz der Laurenzi-Messe gestaltet. Aufsehen erregte das langjährige Vorstandsmitglied des Erlenbacher Weinbauvereins mit seinen Ausflugsprogrammen für Main-Kreuzfahrten und als sein Weingut Station der bekannten Oldtimer-Rallye „Sachs Franken Classic“ war.
