Dicht an dicht drängen sich die Bretterbuden um den Marktheidenfelder Marktplatz. Kerzen stehen auf den Stehtischen und Tannenzweige schmücken die Verkaufsstände. Es riecht nach Kraut.
In einer der Hütten rührt Leszek Pawlikowski gerade das Bigos um, das in einem silbernen Topf vor sich hin köchelt. Pawlikowski ist Vertreter der Marktheidenfelder Partnerstadt Pobiedziska und Bigos ein polnisches Nationalgericht, das bei ihm einmal im Monat auf den Tisch kommt. Zubereitet wird es neben Kraut aus Wurst, Schinken, Pilzen und Pflaumen. Die Polen haben es zu Hause fertig vorbreitet und zum Weihnachtsmarkt mitgebracht, um es zu verschenken. „Das schmeckt wunderbar“, schwärmt Pawlikowski und schnalzt mit der Zunge. Eine Portion Bigos gibt es für jeden, der etwas am Stand der Partnerstadt kauft, kostenlos.
Die Einnahmen, die mit dem Verkauf von warmem Honigwein, Wurst, Lebkuchen und Mohnkuchen erzielt werden, sollen in die deutsch-polnische Jugendarbeit fließen. „Nächstes Jahr wollen wir uns in Kreisau treffen und den Jugendlichen etwas über Geschichte beibringen“, erklärt Pawlikowski, der sich eine rote Nikolausmütze tief in die Stirn gezogen hat.
Elmar Väth, zweiter Vorsitzender des Partnerschaftskomitees, freut sich über die Gäste. Nächstes Jahr sollen wieder die Franzosen aus Montfort-sur-Meu mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt vertreten sein. „Unser Ziel ist es, dass jedes Jahr abwechselnd Vertreter aus der polnischen und der französischen Partnerstadt mit einem Stand anwesend sind“, erklärt er. Zudem wolle eine Marktheidenfelder Delegation nächstes Jahr ihr Glück auf dem Weihnachtsmarkt in Pobiedziska versuchen. Zu Beginn der Beziehungen mit Montfort-sur-Meu seien Mitglieder der Kolpingsfamilie dort alle zwei Jahre auf den Weihnachtsmarkt gefahren, um Spezialitäten aus der Region zu verkaufen. Das lohne sich inzwischen nicht mehr.
Leszek Pawlikowski und seine zwölf Landsleute bleiben noch bis Sonntagabend in der Stadt. Dann machen sie sich auf den Nachhauseweg, um die Vorweihnachtszeit mit ihren Lieben zu verbringen. Und wie feiert man im Nachbarland das Fest der Liebe? „Bei uns ist der Heilige Abend, also der 24. Dezember, das Wichtigste“, erklärt Pawlikowski. An diesem Tag isst man kein Fleisch. Zum Abendessen gibt es Karpfen. Dann werden unter dem Tannenbaum die Geschenke verteilt, bevor alle in die Mitternachtsmesse strömen. Später gibt es für Leckermäuler ein Kompott aus getrocknetem Obst oder Fischsuppe. „Die Weihnachtsfeiertage verbringen wir mit der Familie“, sagt Pawlikowski.
Engelchen eröffnen den Markt
„Der Weihnachtsmarkt, der lädt uns ein, zum Bummeln und zum Fröhlichsein.“ Mit einem Gedicht eröffneten die beiden Engelchen Antonia Mayer (5) und Melina Kunz (6) den Weihnachtsmarkt. Die beiden Freundinnen besuchen gemeinsam die Vorschulklasse an der Friedrich-Fleischmann-Grundschule in Marktheidenfeld. „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, gestand Melina vor ihrem Auftritt. Davon war ihr dann aber nichts anzumerken.
Fehlerfrei trugen sie und Antonia das Eröffnungsgedicht vor und bekamen dafür gebührend Applaus. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder freute sich, auf dem Markt nicht nur Vertreter aus der polnischen Partnerstadt begrüßen zu können. „Auch zwei Freunde aus Montfort-sur-Meu sind zu Besuch.“
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder vom Weihnachtsmarkt finden Sie im Internet auf der Seite: www.mainpost.de/regionales/main-spessart