Trotz Corona- Krise konnte der Vorsitzende der Kreisgruppe Main- Spessart des Bund Naturschutz in Bayern, Erwin Scheiner, am Freitagabend immerhin 34 Mitglieder in der Forstschule in Lohr zur Jahreshauptversammlung begrüßen.
Bis zum Nachmittag hätte sich der Vorstand beraten, ob die Versammlung überhaupt stattfinden solle, erklärte Scheiner in seiner Begrüßung. Zwar standen heuer keine Wahlen an, dennoch wollte sich der Vorstand von seinen Mitgliedern für das vergangene Jahr entlasten lassen. Dies geschah im Laufe des Abends auch einstimmig inklusive Kassenbericht.
Scheiner zog gemeinsam mit Geschäftsführerin Conni Schlosser einen Rückblick über das vergangene Jahr, das mit vielen Veranstaltungen punkten konnte. Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit stand laut Scheiner im Vordergrund. In Bezug auf kritische Stimmen des Bauernverbandes gegenüber dem Volksbegehren Artenvielfalt meinte Scheiner, hier habe man sich sich der Diskussion stellen müssen und werde dies weiter tun. Diese werde auch von den Landwirten angenommen.
Scheiner: Kein Klimawandel mehr, sondern längst eine Klimakrise
"Wir befinden uns längst in einer Klimakrise und nicht mehr in einem Klimawandel", betonte der Vorsitzende. Vor allem die Themen Artenrückgang, Biodiversität sowie Flächen- und Ressourcenschutz stehen im Fokus der Kreisgruppe. Durch Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit möchten die Mitglieder auf die Probleme hinweisen.
Mit Hubert Weiger hatte die Kreisgruppe einen renommierten Umweltschützer zum Fachvortrag über Alexander von Humboldt eingeladen. Der ehemalige Vorsitzende des Bund Naturschutz in Deutschland und Bayern ermöglichte einen Einblick in die Umweltaktivitäten des Wissenschaftlers und Forschungsreisenden, der von 1769 bis 1859 lebte.
Weiger äußerte im Zusammenhang mit der Corona- Krise, dass diese die Menschheit zum Umdenken anregen müsse: "Dieses Ausmaß ist auch durch die Exzesse der schrankenlosen Globalisierung geschehen." Er forderte dazu auf, die regionale Versorgung zu bevorzugen.
Referat über einen der bedeutendsten Forscher der Geschichte
Der Professor mit Lehrstuhl für Umweltschutzpolitik bezeichnete Humboldt als "eine der bedeutendsten Gestalten der letzten 350 Jahre." Die naturwissenschaftlichen Erforschungen Humboldts hätten der Menschheit im 19. Jahrhundert nie dagewesene Einblicke in Fauna und Flora ermöglicht. Durch seine Tätigkeit als Bergbauassessor habe er bereits in jungen Jahren Grubenlampen entwickelt, die Sauerstoffmangel in den Stollen signalisieren konnten.
Zudem habe er zu dieser Zeit bereits mit geologischen Aufzeichnungen begonnen. Die daraus gewonnenen Kenntnisse entwickelten bei Humboldt ein ausgeprägtes Interesse an Vulkanen weltweit. Besonders die Südamerika-Reise des Wissenschaftlers, auf die er zahlreiche, damals modernste Messinstrumenten mitnahm, stand während des einstündigen Vortrages im Fokus. Durch seine vielfältigen Publikationen, die umfangreich illustriert wurden und somit einen plastischen Einblick in seine Forschungen ermöglichten, wurde Humboldt zu einem der bekanntesten Menschen seiner Zeit.
Bereits 1829 habe er in seinen zahlreichen Abhandlungen detailliert auf die Zerstörung der Natur Europas hingewiesen. "Humboldt war somit der erste Klimaforscher und Naturschützer der Welt", so Weiger abschließend, "und ein Motivator für die Menschheit."