Hoher Besuch hatte sich angekündigt zum 40-jährigen Bestehen der „Neudöffer Köhlstiel“: In Erwartung der Kanzlerin startete der 1977 gegründete Fasenachtsverein Neuendorf (FVN) am Samstagabend in der Schönrainhalle zur Jubiläumssitzung. Der Weg zurück in die „Wilden Siebziger“ war das Ziel. 150 Narren zündeten dreistufige Raketen für Bütt, Tanz und Sketch.

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Fasching Neuendorf

Nach dem Einzug der furchterregenden Köhlstiel-Masken als „Aushängeschild des Vereins“ hieß Sitzungspräsident Gerald Ebert im Jubiläumsjahr erstmals wieder ein Prinzenpaar samt Wilde-Engel-Hofstaat willkommen. Mit ihrer Proklamation „Bis Aschermittwoch, so geben wir bekannt, soll nur Freude herrschen im Schönrainland“ begrüßten ihre Lieblichkeit Prinzessin Leonie I. vom Schönrainland und seine Tollität Prinz Dario I. von Himmelsgnaden den neu eingekleideten Elferrat samt närrischem Volk im Saal mit Abordnungen aus Rodenbach, Rothenfels und Himmelstadt. Das junge Prinzenpaar huldigte den 70ern mit seinem Playback zu „Immer wieder sonntags“ von Cindy & Bert.

Die Glanzpunkte des Abends setzten die Tanzgruppen: Zur Freundschaft von drei frechen Raben mit acht leuchtenden Vogelscheuchen schüttelte die jüngste Formation „Wirbelwind“ witzig und spritzig ihr „Bett im Kornfeld“ auf. Als „einzigartige Auswahl“ bewegte sich das Projekt „Unique Selection“ modern und eigenwillig zu „Dance, Dance“. „In den 70ern schon längst bekannt, kam sie aus dem Amiland“: Nicht nur eine, sondern gleich elf farbenfrohe Mickey Mäuse inklusive Prinzenpaar formierten sich zum rasanten Spektakel auf der Bühne und versprühten Lebensfreude pur. Kompliment an dieser Stelle für das phantasievolle Kostüm der „Wild Angels“.

Größtes Vergnügen hatte das Publikum am hocherotischen „Schottentanz“ der sechs männlichen „Schönrainsirenen“. Für „Neuendorf ohne Rassismus“ kullerten die schwarzen Perlen der „Crazy Housewives“ über die Bühne. Mit Voodoo-Liebeszauber und heißen Rhythmen hielten sie im Kochtopf Beute Mazinho (köstlich: Ralf Imhof) in Atem.

Imhof als Merkel

Szenenwechsel mit der Ankündigung: „Licht aus, Spot an, Aufstehen und Haltung annehmen“ für den Ehrengast aus Berlin und die absolute Lachnummer des Abends. Ralf Imhof, das Geburtstagskind des Tages, schlüpfte mit Mimik und Gestik so gekonnt in die Rolle der Kanzlerin, dass das Publikum ihm zujubelte. Seine Grußworte an die Bürger mündeten nach dem obligatorischen „Wir schaffen das“ in „Gute Nacht, Deutschland“. „Ich will doch nur dienen“ sang er mit treuherzigem Augenaufschlag und nannte als Erfolgserlebnis nicht nur die Integration des ersten Prinzenpaares und Elferrätin aus den alten Bundesländern. „Sogar Langenprozelten haben wir integriert.“

Als vielversprechende Entdeckung stieg Theresa Ebert in die Nachwuchsbütt und outete sich als absolute „Faschingsnärrin“. Da sie die Tochter des Sitzungspräsidenten ist gestand sie mit komödiantischem Talent: „Im Hause Ebert gibt es zu jeder vollen Stunde eine Schunkelrunde“. Gäste werden mit „Wolle mer se rei lasse?“ begrüßt und der Weihnachtsbaum mit Luftschlangen und Orden geschmückt. „Wenn der Vater mit dem Sohne“ sich die Bütt teilt, ist Lachen garantiert.

Ralf Imhof und der 14-jährige David als „Dapp und Dappes“ aus der Bachgrundstraße plauderten aus Schule, Familie und Lokalkolorit und sparten nicht mit Verbesserungsvorschlägen für den Elferrat, der „statt neuer Kappen neue Gesichter gebraucht hätte“.

Wer kennt ihn nicht, den Seufzer „Nix zum Anziehn“. Das „Neudöffer Weibsvolk“ wusste ein Lied davon zu singen und sprach wohl jeder Närrin aus dem Herzen. Das originelle Quartett offenbarte das Problem, händeringend nach einer Lösung suchend.

Hex, Hex

Nach dem Motto „Hex, Hex“ trieb Hexe Köhlstielia (Melanie Brand) ihr Unwesen. Nicht ohne ihre besonderen Merkmale „breite Hüften, Belle Visage und nen dicken Hexenarsch“ ins rechte Licht zu rücken, lockte Köhlstielia samt Besen Willibald Elferrat Uwe Gerlach in den Mastkäfig. Mit schwarzer Magie hexte sie „den idealen Komödianten mit Sachverstand und Dialekt, der Redner ist perfekt“ in Person von Donald Trump auf die Bühne.

Lust und Leid zweier Klosterbrüder auf der Wanderschaft teilten die Zuhörer mit Fidelius (Gerald Ebert) und Antonius (Uwe Gerlach). „Brisa at Niesa“ riefen sie in den Saal und nennen der Weisheit letzten Schluss: „Früher hat man Drachen getötet, um die Jungfrauen zu heiraten. Nachdem es heute keine Jungfrauen mehr gibt, werden die Drachen direkt geheiratet.“ Noch ein Wort zum „Zöllibat“, das eine Art von Gliederschmerz sei. „Tatort Schönrainhalle“: Im tänzerischen Finale zu Krimi-Melodien von James Bond bis Agatha Christie gingen die „Dellhüfer“ als seriös gekleidete Kommissare auf abenteuerliche Verbrecherjagd.

Weitere Termine: Faschingssitzung: 11. Februar, 19:33 Uhr; Kinderfasching: 27. Februar, 13:33 Uhr; Fasenachtszug: 28. Februar, 13:33 Uhr (Aufstellung 13 Uhr, Lohrer Straße), anschließend Kehraus in der Schönrainhalle.