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GEMÜNDEN
Wehrbeauftragter legt Kranz nieder
Der Wehrbeauftragte zu Gast in Gemünden: Hellmut Königshaus (links) nach der Kranzniederlegung im Gespräch mit Reservisten.Björn Kohlhepp
Foto: Fotos: | Der Wehrbeauftragte zu Gast in Gemünden: Hellmut Königshaus (links) nach der Kranzniederlegung im Gespräch mit Reservisten.Björn Kohlhepp
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 12.03.2015 17:25 Uhr

70 Jahre nach Kriegsende hat Hellmut Königshaus (FDP), der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, am Donnerstagmorgen auf dem Gemündener Ehrenfriedhof am Einmalberg einen Kranz niedergelegt und sich bei der Gelegenheit auch gleich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen.

Morgens war der 64-Jährige noch im Kosovo, weshalb er in seiner Rede sagte: „Im Kosovo erlebt man, was Krieg bedeutet, wie die Menschen darunter leiden.“ Ein „wirklich starkes Zeichen“ nannte er es, dass der Karlstadter Imam Ahmet Kusoglu zu der Feierstunde gekommen war, da besonders des im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Gemündeners Sigmund Sichl gedacht wurde.

Königshaus freute sich besonders, Schüler aus den Klassen 9a und 9b der Mittelschule sowie aus der 9a der Realschule Gemünden begrüßen zu dürfen. Für junge Menschen sei es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, was wir aus der Geschichte lernen können. Deutschland sei in seiner Rolle als Vermittler und Friedensschaffer „jeden Tag gefordert“.

Der Wehrbeauftragte war auf Einladung des Gemündener SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel nach Gemünden gekommen. Rützel sagte mit Verweis auf die schwierige Geburt der Gedenktafel in Rieneck: „Manche Stadträte befassen sich monatelang mit der Frage, wie wir gedenken. Manche kommen erst durch den gesellschaftlichen Druck drauf.“

Gerade in Gemünden sei das Gedenken wichtig, da die Dreiflüssestadt bei Kriegsende die am meisten zerstörte Kleinstadt Bayerns gewesen sei. Unter den über 2000 Opfern seien auch Zivilpersonen, die mit dem Krieg überhaupt nichts zu tun hatten. Besonders lobte Rützel ein Zeitzeugen-Projekt an der Mittelschule über die letzten Kriegstage Gemündens. Er sprach auch von den jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs, die zum Teil mit denselben Eisenbahnwaggons, mit denen sie an die Front gefahren sind, 25 Jahre später ins KZ transportiert wurden.

Nachdem der Kranz von zwei Reservisten der Kreisgruppe Rhön-Saale niedergelegt worden war, spielte ein Trompetenspieler das „Ich hatt' einen Kameraden“. Zwei Schüler entzündeten zum Gedenken noch ein großes rotes Grablicht.

Rützels Bundestagskollege Alexander Hoffmann (CSU) sieht die Notwendigkeit eines „dreidimensionalen Erinnerns“: Zum einen müsse der Opfer des Krieges und des Nazi-Terrors gedacht werden, zum anderen sei die Beschäftigung mit der Frage „Wie konnte es eigentlich so weit kommen?“ wichtig und zum Dritten gebe es beim Erinnern gerade jetzt eine große Aktualität: „Wenn es heute wieder so weit ist, dass demokratisch gewählte Bürgermeister ihr Amt niederlegen, weil sie Angst haben vor Repressionen aus der rechten Ecke, dann ist es weit gekommen.“

Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert erinnerte an die 229 Kriegstoten Gemündens während des Zweiten Weltkriegs. Allein in den letzten zwei Kriegswochen, als Gemünden zerstört wurde, seien 147 Menschen umgekommen. Die Grabsteine auf dem Ehrenfriedhof seien ein „festes Fundament der Erinnerung“, die Gedenkfeier solle Mahnung sein zu „Frieden, Freiheit und Völkerverständigung“.

Der katholische Gemündener Pfarrer Richard Englert zitierte aus einem Paulusbrief: „Vertragt euch und vergebt einander.“ Sein evangelischer Kollege Thomas Schweizer dankte für die Jahrzehnte des Friedens in Deutschland. Den Frieden gelte es zu erhalten.

Gedenken: Wehrbeauftragter Königshaus in der Kapelle auf dem Gemündener Ehrenfriedhof.
| Gedenken: Wehrbeauftragter Königshaus in der Kapelle auf dem Gemündener Ehrenfriedhof.
 
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