Mit der wegweisenden Entscheidung für den Bau eines neuen Stadtladens am Rande des Parkplatzes in der Ortsmitte, stellte der Stadtrat nun nicht nur die Weichen für eine zeitgemäße Nahversorgung. Das Gremium legte damit zudem die Rahmenbedingungen für die künftige Neugestaltung des Stadtkernes im Zuge der Stadtsanierung fest. Zu diesem Projekt zählt ebenso die Erstellung einer Parkscheune an der Ecke Rotenberg/Hauptstraße. Bis zur vollständigen Realisierung braucht es jedoch eine gehörige Kraftanstrengung. Da waren sich nahezu alle Anwesenden einig. Die Gestaltung der Stadtmitte wird wohl das größte Projekt in der jüngsten Stadtgeschichte.
Einige der Beteiligten hätten sich die Entscheidung zum Neubau eines Nahversorgungsladens und deren Umsetzung früher gewünscht. Sie fühlten sich durch die bisherigen Vorarbeiten "ausgebremst", wie in der Sitzung nochmals zu hören war. Doch galt es, um durch die Städtebauförderung eine finanzielle Unterstützung zu erhalten, ein integriertes, nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept zu erarbeiten und Ende 2021 zu verabschieden. Daran erinnerte Bürgermeister Sven Nickel. Ferner waren verschiedene Fachgutachten einzuholen und archäologische Untersuchungen für die weitere Planung der beiden möglichen Standorte Parkplatz und Ecke Rotenberg durchzuführen.
"Ein Neubau ist notwendig, um die Nahversorgung in Rieneck dauerhaft zu sichern", betonte Pit Kallmeyer, einer der Geschäftsführer des Ladens und der 2019 gegründeten genossenschaftlichen Unternehmergesellschaft. Der Laden "RienEck" habe seit Eröffnung einen stabilen Jahresumsatz von 900.000 Euro, gleichbleibenden Rohertrag von 20 Prozent, schreibe eine schwarze Null und biete jetzt schon ein kleines Café und eine Poststelle.
Größeres Angebot
Der neue Laden soll nach dem Konzept der Betreiber aber mehr können. Nachdem es in Rieneck keinen Bäcker mehr gibt, will man Backwaren bis zum Ende des Tages anbieten und eine Fleisch- und Wursttheke einrichten. Wichtig seien ferner eine rollstuhl- und rollatorgerechte Ausführung sowie ausreichende Parkplätze direkt am Laden. Ziel seien zudem eine professionelle Marktleitung und längere Öffnungszeiten. Dies alles ist nach mehrheitlicher Überzeugung des Stadtrates nur durch den Ladenneubau am Standort Parkplatz an der Hauptstraße möglich. Dort soll das Geschäftshaus entlang der Haaggasse entstehen. Die dadurch entfallenden Parkplätze will man durch den Bau einer Parkscheune an der Ecke Rotenberg mindestens ausgleichen. Bei einer zweistöckigen Ausführung der Parkgarage ließen sich sogar noch zusätzliche Stellplätze schaffen.
Die Stadtplanerin Sylvia Haines hatte zuvor die Vor- und Nachteile der beiden Ladenstandorte Parkplatz und Rotenberg aufgezeigt sowie deren Kosten durch eine Grobschätzung gegenübergestellt. Das Geschäftshaus ohne Wohnnutzung und mit Platzgestaltung sowie zehn Stellplätze würden demnach 1,9 Millionen Euro kosten. Die Parkscheune am Rotenberg erfordert in eingeschossiger Ausführung mit 13 Stellflächen 360.000 Euro oder zweigeschossig mit 29 Parkplätzen 880.000 Euro zusätzlich. Einige Stadträte zweifelten diese Kosten als zu niedrig an.
Baustart im Frühjahr 2025
Die endgültige Gestaltung der Gebäude und ihres Umgriffs will der Stadtrat im nächsten Schritt mit Hilfe eines Architektenwettbewerbes ermitteln. Demnach soll bereits ab Sommer 2024 Planung, Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten erfolgen. Im Frühjahr 2025 will man mit der Baumaßnahme beginnen. Die Beratung des Stadtrates und Standortentscheidung verfolgten rund 70 Bürgerinnen und Bürger im großen Saal des Bürgerzentrums.