Die Staatliche Berufsschule Main-Spessart hat am Dienstag in der Alten Turnhalle in Lohr die diesjährigen Absolventen der Berufsschule plus Main-Spessart und der Fachschule für Mechatroniktechnik Lohr verabschiedet. Die mehrjährigen Ausbildungsgänge hätten die Absolventen, aber auch die Lehrkräfte verändert, meinte Schulleiter Gerhard Hecht.
Viele Menschen wüssten nicht, was alles unter dem Dach der Berufsschule stecke, erklärte Christian Booms, weiterer Ständiger Vertreter des Schulleiters. In der Berufsschule plus würden Auszubildende während ihrer Ausbildung in drei Jahren zum Fachabitur geführt. Die Fachschule für Mechatroniktechnik (Technikerschule) ermögliche Berufstätigen nach ihrer Ausbildung in zwei Jahren die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Mechatroniktechniker.
Was für Eltern und Großeltern etwas Besonderes gewesen sei, ist nach den Worten von Schulleiter Hecht heute normal. Die Menschen würden jeden Tag mit Unmengen Informationen bombardiert. Eine fundierte Ausbildung helfe ihnen zu erkennen, was davon wirklich wichtig sei.
Nicht alles durchwinken
Die Technischen Veränderungen würden immer schneller. Das Auto sei zu einem fahrenden Computer geworden, das Mobiltelefon zu einem Mini-Computer, das "Smart Home" und medizinische Diagnosen würden von Künstlicher Intelligenz gesteuert. Hecht riet den Absolventen: "Schauen sie genauer hin und winken sie nicht einfach alles durch." Sie sollten ihr Leben verantwortungsvoll gestalten.
Der Kreis investiere viel Geld in seine Schulen, betonte Landrätin Sabine Sitter, um jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu eröffnen. Die Technikerschule gebe es seit 2012 in Lohr, damit Main-Spessart als industriestärkster Kreis in Unterfranken am Puls der Zeit bleibe. Dem Kreis als Träger sei es wichtig, in Digitalisierung und Robotik zu investieren. Die Absolventen der Berufsschule plus hätten während der Corona-Pandemie keine leichte Zeit gehabt, so Sitter. Aber sie hätten ein Durchhaltevermögen bewiesen, das man auch im Beruf gut brauchen könne. Das Lernen ende aber nicht, denn im Berufsleben gebe es keinen Stillstand.
Lohrs Bürgermeister Mario Paul erinnerte sich an seine Jugend zurück, als der Song "Another brick in the wall" von Pink Floyd aus dem Jahr 1979 bei fast allen Abschlussfeiern zu hören gewesen sei. Darin heiße es, "wir brauchen keine Bildung" und "Lehrer, lasst die Kinder in Ruhe". Die Schule sei damals als Mauer zwischen den jungen Leuten und dem Leben betrachtet worden.
Die heutige Situation steht nach Pauls Worten in starkem Kontrast dazu: "Ihnen hat man keine Steine in den Weg gelegt oder gar Mauern errichtet." Im Gegenteil seien zusammen mit den Lehrkräften Steine aus dem Weg geräumt worden. Dass die Absolventen sich für die Bildungsgänge freiwillig gemeldet hätten, zeige, "dass sie für Bildung und Lernen brennen".
Schwierige Situationen überstehen
Für die Berufsschule plus bescheinigte Manuel Loschert den Absolventen, sie hätten "einen Weg gewählt, der Ecken und Kanten hat". Dabei hätten sie Resilienz bewiesen, also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne dauerhafte Beeinträchtigungen zu überstehen. Darum gehe es im ganzen Leben: Den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern konstruktive Lösungen zu suchen.
"Menschen lernen ganz anders als Maschinen", sagte Christian Booms für die Technikerschule. Künstliche Intelligenz müsse man mit Millionen Beispielen füttern, Schüler nicht. Denn Menschen hätten die Fähigkeit zum Abstrahieren, also dazu, Schlussfolgerungen zu ziehen, um noch unbekannte Probleme zu lösen.
"Warum tust du dir das an?" Das haben sich laut Jonas Hilbert (Berufsschule plus) die meisten Absolventen irgendwann gefragt. Die Antwort sei: Genau für diesen Moment. Für viele beginne nun ein neuer Lebensabschnitt.
Sascha Konrad (Technikerschule) erinnerte an die gegenseitige Unterstützung und das gemeinsame Lernen. Die Ausbildung habe die Absolventen nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weitergebracht. Für den musikalischen Rahmen der Abschlussfeier sorgten Helen Schmitt (Gesang) und Emil Stöhr (Klavier).