"Wie schafft es die Frammersbacher Wasserwacht, 50 geworden zu sein, ohne alt zu werden?" Steffen Karl, Leiter der Ortsgruppe hat auf die Frage eine Antwort: "Jugendarbeit, Jugendarbeit und noch mal Jugendarbeit." Von derzeit rund 250 Mitgliedern sind über die Hälfte unter 17. Am wöchentlichen Trainingsbetrieb nehmen 90 Mitglieder teil, 47 bestreiten in dieser Saison den Aufsichtsdienst im Freibad.
"Die Jugendlichen werden früh in Mitverantwortung und Eigenverantwortung genommen. Wir hatten immer eine Truppe von Teenagern einer gewissen Altersschicht, die direkt in die Trainer-, Jugend- und Vorstandsarbeit eingestiegen sind", berichtet Karl.
"Durch die 'jungen Wilden' in den verantwortlichen Positionen sind wir als Verein jung geblieben und haben uns immer weiter entwickelt. Verantwortliche, wie früher Manfred Desch, später und auch jetzt noch Armin Seufert, Steffen Anderlohr und ich bilden vielleicht das Rückgrat – entscheidend sind aber die Jungen, die das Ganze umsetzen und mit Leben füllen." Karl betont, nicht im Vordergrund stehen zu wollen, die Wasserwacht stehe und falle mit all den Engagierten, die in der Öffentlichkeit nicht auffallen. Beispielhaft nennt er Armin Seufert, der seit vielen Jahren zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird, die vielen Trainerinnen und Trainer in all den Jahren, die Mitglieder im Vorstand.
Ein absolutes Händchen für die Kleinsten
Die derzeitige Jugendleitung mit Eva Gubik, Sophia Haut und Simon Weigand zieht laut Karl die nächste Generation heran, unterstützt von den alten Hasen. "Die Gruppe der Trainer um diese drei jungen Leute haben ein absolutes Händchen für die Kleinsten und immer wieder neue Ideen. Jugendarbeit und das Kindertraining sind das Aushängeschild der Frammersbacher Wasserwacht", betont Karl, der im gleichen Jahr geboren ist wie die Ortsgruppe.
Dennoch ist das Geschäft mühselig: Von zehn Kindern, die mit der Wassergewöhnung beginnen, bleibt im Schnitt später ein Mitglied für den Dienst im Schwimmbad übrig: Es habe Aufs und Abs gegeben, Zeiten, in denen nur wenige bereit waren zur Aufsicht im Schwimmbad. Als ein Problem habe sich herausgestellt, dass das Aufnahmealter zunächst bei zwölf Jahren lag. Das hätten die Verantwortlichen als zu spät erkannt, um Kinder wie andere Vereine an die Gruppe zu binden.
100 Anmeldungen für einen Schwimmkurs
1994 habe die Wasserwacht als Konsequenz erstmals einen Wassergewöhnungskurs angeboten. "Das Interesse war extrem groß", erzählt Karl. Auf einen Schwimmkurs für Kinder habe es 100 Anmeldungen gegeben. Aus dieser Erfahrung heraus habe die Ortsgruppe das Eintrittsalter gesenkt und verschiedene Schwimmgruppen für Sechs- bis Zwölfjährige angeboten. Trainiert wird im Sommer freitagnachmittags im Freibad auf einer eigens abgesperrten Bahn. Im Winter im Nägelsee-Hallenbad. "Wir passen unser Angebot immer wieder an unsere Erfahrungen und Möglichkeiten an", sagt Karl.
Auf die Seepferdchengruppe folgen die Goldfischli. In der nächsthöheren Stufe – bei den Wasserratten – beginnen sie mit dem Kraulen bis schließlich die Voraussetzungen für die Vorbereitung zu Rettungsschwimmerinnen und -schwimmern erreicht sind. Durch dieses System seien die Mitgliederzahlen deutlich nach oben gegangen, berichtet der Ortsgruppenleiter.
Die Wasserwacht ist dabei
Sieben Gruppen mit zehn bis 20 Kindern und Jugendlichen trainieren demnach, aufgeteilt nach Alter und Leistungsstärke, derzeit. Gut angekommen sei das Rettungsschwimmtrainingslager im Freibad. Hier werde die Ausbildung auf ein Wochenende gebündelt. Die Praxis zeige, dass das Interesse daran größer ist als die Ausbildung über einen längeren Zeitraum.
Neun Wasserwachtmitglieder haben nach Angaben der Ortsgruppe den Lehrschein zum Ausbilden von Schwimmern, vier weitere die Ausbildungsberechtigung für Rettungsschwimmer. Aufgenommen werden die Mädchen und Jungen in die Wasserwacht, sobald sie schwimmen können. Wer mindestens zwölf Jahre alt ist und das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze abgelegt hat, darf unter Anleitung des Schwimmmeisters oder eines Wasserwachtmitglieds mit höherer Rettungsschwimmerausbildung bei der Aufsicht miteingesetzt werden.
Die Aktivitäten gehen über das Wasser hinaus: Ob Corona-Testzentrum oder Erste-Hilfe-Absicherung bei Veranstaltungen im Schwimmbad.: Die Wasserwacht ist dabei. Außerdem hilft sie laut Karl im Sommer bei der Badeaufsicht in der Kieler Förde aus. Die Ortsgruppe richtet Schwimmwettkämpfe aus, nimmt aber auch selbst teil – ob an den eigenen oder andernorts.
Training, Aus- und Fortbildung sowie ehrenamtlicher Dienst sind das eine, wie Karl erläutert. Damit Mädchen und Jungen Gemeinschaft darüber hinaus erleben, gibt es Ausflüge, Schwimmbadübernachtung, Kinderfasching, Nikolaus-Fackelwanderung zum Schwimmbad. Treffpunkt ist meist die Blockhütte in Verlängerung des Schwimmerbeckens oben am Hang. In Eigenleistung gebaut und erweitert, dient sie mit ihrer Terrasse der Geselligkeit, als Ausbildungsraum und Materiallager.
Aufteilung des Bads erhalten
Der Ortsgruppenleiter, der selbst in der Wasserwacht groß geworden ist, schwärmt von den Kinoabenden: In drei Altersgruppen aufgeteilt wählen die Kinder und Jugendlichen aus einem Angebot an Filmen ihren Liebling aus. Die Betreuer stehen in weißem Hemd und Fliege an der improvisierten Theke und geben Naschzeug von Nachos bis Popcorn aus. Voller Freude zeigt er Fotos davon auf seinem Handy. Der Einsatz scheint sich – siehe Mitgliederzahl – zu lohnen. Das Frammersbacher Freibad und die Wasserwacht verbindet nicht nur das gemeinsame Jubiläumsjahr. Manche Angebote gäbe es im Schwimmbad nicht ohne Wasserwacht. Umgekehrt säße die Ortsgruppe ohne das Terrassenbad auf dem Trockenen.
Was wünscht sich die Wasserwacht für die Zukunft des Schwimmbads? "Dass die Philosophie bei der Sanierung erhalten bleibt", sagt Karl. Das Besondere sei die Aufteilung der einzelnen Bereiche Sport, Nichtschwimmer und Sprungturm auf verschiedenen Ebenen. Das mache den Reiz des Bades aus und sorge dafür, dass die unterschiedlichen Interessengruppen ihr Terrain hätten.
Karl hofft, dass das 50-Meter-Becken in seiner jetzigen Form mit dem Einschwimmkanal erhalten bleibt. Auch der Kanal sei ein Alleinstellungsmerkmal. Dass Einsparungen nötig sind, sei klar. Die erhofft sich Karl von einem modernen Heizkonzept. Auch könne er sich vorstellen, dass einige Sanierungsarbeiten in Eigenleistung ausgeführt werden könnten.