Lothar Ziegler ist Vorsitzender des Heimbeirats der Karlstadter Altenheim-Heroldstiftung. Er ist als gleichermaßen engagiert wie besonnen bekannt. Doch jetzt sagt er: "Mir platzt der Kragen!" Er fühlt sich an der Nase herumgeführt. Schon zu Landrat Thomas Schiebels Zeiten hat er sich für den Erhalt der Küche für das Altenheim eingesetzt. Inzwischen habe er erfahren, dass die Planung einer "Kaltküche" vorangetrieben wird und die reguläre Küche in den nächsten Wochen endgültig geschlossen werden soll. Bei seinen Versuchen, nähere Informationen zu erhalten, beißt er auf Granit. Doch er sagt: "Ich lasse mich nicht wegdrücken. Ich nehme die Sache sehr ernst."
Das Karlstadter Altenheim genießt einen exzellenten Ruf. Ziegler betont, dass daran auch die Küche einen gewissen Anteil hat und begründet deren Wichtigkeit: "Oft ist ein gutes Essen die einzige Freude, die mache Bewohner noch erleben können."
Schwierige Verhandlungen
Direkt nach dem Verkauf dieses Krankenhauses 2018 habe er mit dem damaligen Sachbearbeiter im Landratsamt gesprochen und gestaunt, dass der Fortbestand der Küche nicht Gegenstand der Verkaufsverhandlungen gewesen sei. Ziegler: "Es kam damals zunächst die Hiobsbotschaft, dass der Investor den Raum der Küche brauche und die Stiftung deshalb von einer anderen Küche versorgt werden müsse."
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Nach schwierigen Gesprächen sei dem Heimbeirat dann zugesagt worden, "dass wir die Küche behalten dürfen". Der Investor, die „Gesundheitszentrum Karlstadt GmbH“, hinter der die Beethovengruppe aus Würzburg steht, habe angekündigt, dass die Küche im Keller untergebracht werde, wenn er die oberen Räume brauche. Bisher befindet sie sich im ehemaligen Krankenhaus im Erdgeschoss, Südseite.
In einer Kreistagssitzung im Juli 2019 wiederum hieß es, die Küche solle an der jetzigen Stelle im Erdgeschoss bleiben, weil der Bau einer Ersatzküche samt der Leitungen im Keller aufgrund der vorhandenen "weißen Wanne" (wasserdichter Beton wegen Hochwasser) sehr aufwändig wäre.
Keine Vereinbarung zu Strom und Heizung?
Ziegler berichtet, auf seine weitere Nachfrage – noch zu Landrat Thomas Schiebels Zeiten – habe er erfahren, dass ein Pachtvertrag mit einer Laufzeit von 15 Jahren abgeschlossen werde, dass der Pachtzins aber sehr hoch sei. Nach seiner Information wurde beim Verkauf des Krankenhauses nichts vereinbart zur Versorgung der Heroldstiftung und der Küche mit Energie und den Kosten für Strom und Heizung. Dazu muss man wissen, dass das Krankenhausgebäude ein Blockheizkraftwerk hat, das Wärme und Strom erzeugt. Ziegler ergänzt: "Im Sommer vergangenen Jahres kam mir zu Ohren, dass der erwähnte Pachtvertrag für die Küche vom Landrat nicht unterschrieben wurde."
Mittlerweile fanden Kommunalwahlen statt und Sabine Sitter wurde Landrätin. Der Beiratsvorsitzende blieb am Ball und wandte sich an sie, ist aber enttäuscht: Trotz Zusagen sei er nicht zur Sitzung des Kuratoriums der Heroldstiftung eingeladen worden und habe zunächst auch das zugesagte Protokoll nicht erhalten. Erst nach Einschaltung des Karlstadter Bürgermeisters Michael Hombach habe sich die Landrätin Ende November gemeldet und betont, dass noch immer keine Entscheidung getroffen sei. Lothar Ziegler erhielt einige Seiten der "Denkwerkstatt Heroldstiftung".
Keine einzige weitere Auskunft
Er, der seit 2011 dem Beirat angehört und der seit mehreren Jahren dessen Vorsitzender ist, wünscht sich generell mehr Mitspracherecht der Bewohner und deren Angehörigen. Es gehe um das Wohl dieser Bewohner. Die Angehörigen zahlen erkleckliche Summen für die Unterbringung ihrer angehörigen Pflegebedürftigen. Das rangiert von rund 2250 Euro im Monat für ein Zweibettzimmer bis knapp 2400 Euro für ein Einzelzimmer. "Obwohl der Gesetzgeber Mitbestimmung und Mitwirkung durch Bewohnervertretungen festgeschrieben hat, wird uns ein Mitspracherecht verweigert", beklagt Ziegler. Er meint auch, in die Entscheidungen müsse der Kreistag eingebunden werden.
Außer Lothar Ziegler gibt es derzeit niemanden, der zu dem Thema nähere Informationen preisgibt. Landrätin Sabine Sitter kommt der Bitte um ein Pressegespräch nicht entgegen, sondern lässt über die Pressesprecherin ausrichten: "Bei der weiteren Vorgehensweise bezüglich der Küche in der Heroldstiftung handelt es sich um eine unternehmerische Entscheidung, die bereits mit den Gremien andiskutiert wurde, aber noch abschließend behandelt werden muss. Es ist uns ein Anliegen, hier den ordentlichen Weg einzuhalten und keine Stellungnahme ohne finale Absprache mit den Gremien abzugeben." Sobald es zu einem ordentlichen Beschluss gekommen ist, sei sie gerne gesprächsbereit. Im Übrigen hätten Pandemiethemen derzeit Vorrang.
Auch der Zellinger Allgemeinarzt Johannes Kromczynski verweist auf Corona. Deshalb sei er derzeit ausgelastet und nicht in das Baugeschehen involviert. Er und Alexander Weigand von der Beethovengruppe stehen hinter der "Gesundheitszentrum Karlstadt GmbH", die das ehemalige Krankenhaus gekauft hat. Weigand und Architekt Thorsten Heßdörfer, die am Donnerstag bei einer Begehung der Baustelle telefonisch erreichbar waren, sagen, sie hätten keine näheren Informationen bezüglich der Küche. Weigand kurz: "Wir haben keine Kündigung erhalten." Diese Aussage lässt nun auch keine näheren Rückschlüsse auf die Zukunft der Küche zu.
Selten so eine gute Krankenhausküche erlebt.
Da fragt man sich wirklich, ob unsere Politiker gewinnbeteiligt sind an den erlösen der Kommunalunternehmen? Muss wirklich alles gewinnorientiert sein? Zählt der Gewinn der Menschen vor Ort durch vielleicht etwas "teuerer" Alternativen vor Ort nichts mehr.
Wieder ein Reinfall, unsere neuen regierenden Volksvertreter in Stadt und Landkreis, viel Versprochen, nix erfüllt
Wurde nicht bereits vor einigen Jahren diskutiert, das Pflegeheim insgesamt zu erweitern, um eine Einbettzimmer Quote zu erfüllen? Da wollte man doch Richtung Glauberstraße. Und nun wird das intern vorbereitet?! Vielleicht kommt da ja eine Küche mit rein.