Soll der Skaterplatz unterhalb der Stadthalle ganz oder teilweise saniert und neu konzipiert werden? Zu dieser Frage gab es in der Ausschusssitzung des Stadtrates am Mittwochabend verschiedene Positionen, aber keine klare Antwort.
Zwar zweifelte niemand im Gremium daran, dass die deutlich in die Jahre gekommene Fläche, die auch als Basketball- und Verkehrsübungsplatz dient, eine Überarbeitung nötig hat. Doch einmal mehr könnte das liebe Geld zum Knackpunkt werden. Denn wie die Räte vom auf Skaterplätze spezialisierten Architekten Dirk Lücke erfuhren, würde eine Sanierung wohl zwischen 200 000 und 500 000 Euro kosten. Diese Summe weckte umgehend Bedenken, dass sich die Stadt das Projekt angesichts ihrer sehr angespannten Finanzlage nicht leisten könne.
Bürgermeister Mario Paul erklärte zu Beginn, dass eine Gruppe der Skater selbst auf die Stadt zugekommen sei mit der Idee, den Platz zu erneuern. Welche Veränderungen denkbar wären, dazu äußerte sich in der Sitzung Architekt Lücke. Er hat zuletzt einen neuen Skaterplatz in Würzburg geplant und war über die Skaterszene zunächst als unentgeltlicher Erstberater nach Lohr vermittelt worden.
Der Planer erklärte, dass sowohl der Lohrer Skaterplatz als auch der von der Polizei für die Jugendverkehrsschule genutzte Übungsplatz nicht mehr "up to date" seien. Der Asphalt sei über die Jahre rau geworden, was für das Skaten ungünstig sei. Eine Möglichkeit sei eine Teilerneuerung, bei der nur einzelne Flächen erneuert und mit neuen Skater-Elementen bestückt würden. "Gigantisch" wäre es laut Lücke indes, wenn sich die Stadt zu einer komplett neuen Überplanung der Fläche entscheiden würde.
Von BMX- bis Rollstuhlfahrer
Mit einem schlüssigen Gesamtkonzept könne man nicht nur die bisherigen Nutzergruppen ansprechen, sondern mit neuen Elementen auch neue Zielgruppen wie BMX-Fahrer, Streetsoccer-Spieler oder auch Rollstuhlfahrer auf die Fläche bringen. Verschiedene Vertreter der Lohrer Skaterszene schilderten, dass bei einer umfangreichen Neugestaltung ein deutlich größerer Zuspruch auch von Skatern aus weiterer Entfernung zu erwarten sei.
In der Diskussion gingen die Meinungen auseinander, nicht zur Notwendigkeit einer Erneuerung des Platzes, sondern zur Machbarkeit. Mehrere Räte sprachen davon, dass die Stadt in die Jugend investieren müsse, um Abwanderung zu verhindern. Thomas Nischalke (SPD) erinnerte an die Wahlversprechen aller Parteien, mehr für die junge Generation zu tun. Ulrike Röder (Grüne) sprach davon, dass die Skater auch Steuerzahler seien, denen man "mal was zurückgeben" könne. Peter Sander (FDP) regte an, einen neu gestalteten Skaterplatz den Lohrer Schulen für deren pädagogische Konzepte anzubieten. Auch Frank Seubert (CSU) sagte, dass man in die Jugend und somit "in die Zukunft investieren" müsse. Ein von verschiedensten Gruppen belebter Skaterplatz könne vielleicht gar ein Anreiz sein, das "Café Klinker" in der Stadthalle dauerhaft zu öffnen.
Brigitte Riedmann (Freie Wähler) erkannte zwar die Notwendigkeit von Erneuerung am Skaterplatz an. Dennoch müsse sie sich als "Spaßbremse" betätigen. Die Finanzen der Stadt seien sehr angespannt. Auch Brigitte Kuhn sagte: "Wir können uns das einfach nicht leisten."
Bürgermeister Mario Paul verwies darauf, dass die Stadt zur Verbesserung ihrer Einnahmesituation jüngst die Steuersätze erhöht habe. Der Zweck sei auch gewesen, Geld in Projekte zu reinvestieren, die die Bürger wollten. Der Skaterpark sei ein solches Projekt, so Paul mit Verweis auf die Initiative der Nutzer des Platzes.
Am Ende schlug Paul vor, für das nächste Haushaltsjahr einen Betrag zwischen 5000 und 10 000 Euro für die planerische Grundlagenermittlung vorzusehen. Ob es so weit kommt, wird sich wohl Anfang 2021 im Zuge der Haushaltsberatungen zeigen.
Diskussion um den Standort
Eine kürzere Diskussion gab es noch um den richtigen Standort für den Platz. Matthias Schneider (CSU) warf die Frage auf, ob dieser nicht verlegt werden solle, da es immer wieder auch Klagen über Lärm und Verschmutzungen gebe. Doch etliche Räte bezeichneten den Platz vor der Stadthalle als genau den richtigen. Es sei das Ziel, diesen zu beleben. "Die Jugend gehört zu uns, und sie muss unter Beobachtung bleiben", sagte Mathilde Lembach (Grüne). Die frühere Leiterin des Jugendzentrums schilderte, dass täglich mehrere Dutzend junge Menschen die Fläche nutzten.
Einige Vertreter der Skater, die in der Sitzung mitreden durften, betonten, dass die Verschmutzungen nicht von ihnen ausgingen. Sie zeigten sich zuversichtlich, dass das Problem kleiner werden könnte, wenn erst mal mehr dem Platz entsprechende Nutzer dort aktiv seien. So könnten die Gruppen verdrängt werden, die für Probleme sorgten.
Uwe Friedel von der Jugendverkehrsschule der Polizei unterstrich, dass diese eigentlich der Hauptnutzer der Fläche sei. Es müsse auf jeden Fall sichergestellt werden, dass der Platz auch nach einer Umgestaltung für den Fahrradunterricht der Grundschüler tauge.