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Karlstadt
Was tun gegen Schmierereien am Karlstadter Bahnhof? Das Katz- und Mausspiel in der Unterführung findet kein Ende
Deutschlandweit verursachen Graffiti für die Deutsche Bahn jährlich einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich. Ein möglichst zeitnahes Überstreichen, wie in Karlstadt, hat taktische Gründe.
An der großen Wand der Bahnhofsunterführung in Karlstadt haben sich in letzter Zeit mehrmals Sprayer ausgetobt.
Foto: Felix Hüsch | An der großen Wand der Bahnhofsunterführung in Karlstadt haben sich in letzter Zeit mehrmals Sprayer ausgetobt.
Felix Hüsch
 |  aktualisiert: 09.04.2025 02:38 Uhr

Das Gleisbett zwischen dem ersten und zweiten Bahnsteig in Karlstadt ist zwar nichts Besonderes, aber in den Augen der meisten Karlstadter wohl immer noch deutlich schöner anzusehen als das, was sich darunter verbirgt. "Die Schmierereien sind wahrlich kein schöner Anblick. Man kann da auch gar nicht von Graffiti sprechen, weil das ist für mich etwas Künstlerisches", sagt Uli Heck, geschäftsleitender Beamter der Stadt Karlstadt, über den regelmäßigen Vandalismus in der Bahnhofsunterführung.

Der große rote – und inzwischen durchgestrichene – 1. FCN-Schriftzug hält sich bereits seit einiger Zeit. Mittlerweile ist auch der Rest des großflächigsten Wandabschnitts der Unterführung mit grün-roten Schmierereien übersät. Was in Großstädten wie Berlin oder München wohl niemanden interessieren würde, fällt in Karlstadt optisch durchaus negativ auf. Erst kürzlich wurde ein Täter auf frischer Tat ertappt, der laut der Karlstadter Polizei zumindest für eine "Serie an Graffiti" verantwortlich sein soll. 

Auch der Tunnel unter der Bundesstraße ist betroffen

In regelmäßigen Abständen wird das Gesprühte am Bahnhof wieder mit weißer Farbe überstrichen. Das passiert jedoch nicht im Auftrag der Stadt Karlstadt. "Die Unterführung der Bahngleise bis zur Ringstraße hoch gehört der Deutschen Bahn und fällt somit auch in deren Aufgabenbereich", erklärt Heck auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Tunnel unter der Bundesstraße, der zum Rathaus am Helfenstein führt, gehöre hingegen der Stadt. Auch dessen Wände haben inzwischen künstlerisch gelitten.

Warum aber macht sich die Deutsche Bahn immer wieder die Mühe, die Wände der Unterführung frisch zu streichen? Jeder dieser Einsätze kostet schließlich Geld und bietet den Sprayern immer wieder eine neue Leinwand. Welche Kosten genau anfallen, weiß eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Ihr zufolge liegt der finanzielle Schaden im Bundesgebiet, der allein durch Graffiti entsteht, bei zwölf Millionen Euro pro Jahr. Geld, das die DB lieber zum Nutzen ihrer Kunden und Kundinnen einsetzen würde, schreibt sie.

Inzwischen hat auch die benachbarte Unterführung der Bundesstraße unerwünscht Farbe abbekommen.
Foto: Jürgen Kamm | Inzwischen hat auch die benachbarte Unterführung der Bundesstraße unerwünscht Farbe abbekommen.

Unter anderem, "um das Erfolgserlebnis der Sprayer:innen zu schmälern, beseitigt die DB die Schäden so schnell wie möglich", heißt es weiter. Um Gebäude oder einzelne Wände zu schützen, arbeite man vielerorts auch mit speziellen Lackschichten oder mikroporösem Wachs. Ob das auch in der Karlstadter Unterführung eine Lösung sein könnte? Auf eine weitere Nachfrage bei der Deutschen Bahn, ob es dazu konkrete Planungen gebe, schreibt die Sprecherin, "an dieser Stelle bewusst keine Infos zu weiteren Schutzmaßnahmen nach außen zu kommunizieren".

 
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  • Brigitte Kinz
    Ich schließe mich da voll und ganz Frau Krenner an, etwas ansprechendes für die Augen wäre schön. Obwohl, das rot-grüne Kunstwerk jetzt ist immer noch besser ,als nur der rote Schriftzug und wenn ich mir so manches Gemälde in unsere Museum anschaue, dann kann man die Unterführung (rot-grün) schon als kleines Kunstwerk ansehen.
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  • Thomas Diener
    Wenn man es nicht möchte , Kameras installieren und dann die Täter ausfindig machen.
    Die Kosten sind dann zu zahlen und irgendwann kapiert es der Letzte , das es einfach viel Geld kostet.
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  • Emilie Krenner
    In Heidingsfeld wurde der Tunnel 2019 im Rahmen eines Projektes mit einem richtig ansprechenden Graffiti bemalt. Das wurde auch von den "weniger begabten" Sprayern akzeptiert und in Ruhe gelassen. Nur nicht von der Bahn. Das erste was veranlasst wurde, als der Tunnel 2024 von der Stadt an die Bahn ging: Weiß übermalen!
    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/kahle-waende-statt-streetart-gegen-rassismus-warum-das-dschungel-graffiti-am-wuerzburger-ostbahnhof-uebermalt-wurde-art-11628378
    Liebe Bahn, wenn euch nichts anderes einfällt als "weiße Leinwand" werdet ihr das Problem nie in den Griff bekommen. Für das Geld was ihr ausgebt könntet ihr jedem Bahnhof ein Projekt wie dem in Heidingsfeld finanzieren.
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