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SCHAIPPACH
Was in der Urzeit kreuchte und fleuchte
Was in der Urzeit kreuchte und fleuchte
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 22.12.2015 15:29 Uhr

Jede Menge Steine zeigt die Schaippacherin Monika Steger, 51, in der am Wochenende eröffneten „Monis Steinwelt“. Dabei führt „Steinwelt“ leicht in die Irre – was Steger in zwölf Vitrinen zeigt, sind vor allen Dingen Versteinerungen. Unter den Fossilien aus aller Welt sind alte Bekannte wie Trilobiten, Ammoniten und Nautilusse, Schnecken, Muscheln und Haizähne. Dazu kommen Spezialitäten wie Koprolithen, fossiler Kot. Die 51-Jährige sammelt seit ihrer Kindheit.

Als Kind sei sie sehr geschimpft worden, weil sie alles heimgebracht hat, erzählt sie. Monika Steger, die aus Oberbayern stammt, ist neben einer Kirche groß geworden. An einem Hang daneben hat sie gerne gespielt. Irgendwann sind ihr dabei kleine Knöchelchen in die Finger gekommen, die sie natürlich mit heimnahm. Ihre Mutter, die die Herkunft der Knöchelchen richtig mit dem ehemaligen Friedhof in Verbindung brachte, war nicht erfreut, erzählt Steger lachend.

Die Urzeit hat es ihr angetan

Ihre Leidenschaft war schon immer die Paläontologie, also die Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter. Sie hätte das Fach auch gerne studiert, allerdings ist es ihr mit dem Argument ausgeredet worden, dass man damit kein Geld verdiene. Also wurde es die Architektur. Doch den Versteinerungen ist sie treu geblieben. Sie hat sich privat eingelesen in die Erdzeitalter, in Kambrium, Silur, Trias. Sie ist fasziniert davon, nach Jahrmillionen noch Spuren früheren Lebens zu sehen. „Ein Wunder“ findet sie etwa manche Erdschichten, in denen es jede Menge Fossilien gibt, während es darunter und darüber Schichten gibt, in denen gar nichts zu finden ist.

Nach diesen Erdzeitaltern ist auch ihre Ausstellung geordnet. Jeder Stein, jedes Fossil erhält von Monika Steger einen Namen. Die Stücke hat sie weitgehend selbst gesammelt, andere hat sie hinzugekauft oder geschenkt bekommen. Von dem Gemündener Jürgen Lang etwa hat sie einen versteinerten Fisch bekommen, von Horst Brenner aus Burgsinn einen Ammoniten. Aufgepeppt hat sie die Ausstellung mit kleinen Plastikfiguren prähistorischer Menschen und Tiere – Dinos, Quastenflosser, seltsame Urzeithaie etwa. Ein waidwunder Triceratops aus Plastik, ein dreihörniger Dino, liegt zur Demonstration, wie Fossilien entstehen, in etwas Sand gebettet. Dabei fehlt Monika Steger noch das Fossil eines Dinosauriers. „Das wär ein Traum“, sagt sie. Nicht fehlen dürfen natürlich Replikate der Würzburger Lügensteine, gefälschte Fossilien aus dem 18. Jahrhundert.

Manches der echten Fossilien hat die Sammlerin einfach zufällig am Wegesrand gefunden, sei es hier in der Gegend, an der Isar oder auf Rügen. Von der Ruine Homburg stammt etwa ein Muschelkalk-Nautilus aus der Mitteltrias. Mit ihrer Familie ist sie aber auch gezielt zu Steinbrüchen gefahren, etwa nach Buttenheim zwischen Forchheim und Bamberg. Aus Wiesenfeld stammen Drusen, hohle Steingebilde mit kristallenem Einschluss. Auch Mineralien sind Bestandteil der Ausstellung. Und sonstige Funde, etwa Dinge aus der Steinzeit oder dem Mittelalter.

Raus aus den Kisten

„Der Berg am Fensterbrett ist immer größer geworden“, sagt sie. Irgendwann habe sie schon gar nicht mehr gewusst, was sie alles habe. „Mach was Lebendiges draus“ – dieser Satz eines Bekannten habe etwas in ihr ausgelöst. So hat sie sich dazu entschlossen, ihre Steine der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie kaufte gebrauchte Vitrinen, suchte, aber fand keinen Raum in Gemünden und hat schließlich kurzerhand ihr ehemaliges Malzimmer in Schaippach leer geräumt, um dort ihre Schätze zu präsentieren. Gleichzeitig steht eine Dauervitrine im Gemündener Kulturhaus.

Für die Eröffnung am Sonntag hatten Schaippacher Kindergarten- und Grundschulkinder unter Leitung von Anke Herteux extra Bilder mit Szenen aus grauer Vorzeit gemalt. Jetzt hat sie fest vor, das Außengelände ihres Hauses noch zu nutzen. Im Garten liegen schon die ersten Steine herum. Als Geschenk zur Eröffnung hat sie außerdem einen Sandkasten bekommen, den sie für Kindergruppen mit Sand und darin versteckten echten Fossilien füllen will.

Die private Sammlung in der Sinntalstraße 1 in Schaippach kann sich jeder anschauen. Nur anmelden sollte man sich.

Führungen und Veranstaltungen für Vereine, Gruppen, Schulklassen, Kindergärten sind nach Anmeldung möglich: Anmeldung bei der Touristinformation Gemünden, Scherenbergstraße 4, Tel. (0 93 51) 80 01 70.

 
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