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Lohr
Was für die Jugend getan werden soll
Im Erdgeschoss des Fischerhauses am Kirchplatz könnte ein Aufenthaltsraum für Jugendliche zur weitestgehend eigenverantwortlichen Nutzung entstehen. 
Foto: Johannes Ungemach | Im Erdgeschoss des Fischerhauses am Kirchplatz könnte ein Aufenthaltsraum für Jugendliche zur weitestgehend eigenverantwortlichen Nutzung entstehen. 
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 23.11.2023 03:42 Uhr

Wie lässt sich das Freizeitangebot für junge Menschen in Lohr verbessern? Und: Wie erreicht man mit diesem Angebot auch jene Jugendlichen, die den Zugang dazu von alleine nicht finden, etwa, weil es im Elternhaus an entsprechenden Impulsen fehlt?

Diese Fragen werden seit dem 8. September in Lohr vermehrt diskutiert. Seit jenem Tag also, an dem ein 14-Jähriger auf dem Nägelseegelände einen gleichaltrigen Mitschüler mutmaßlich erschossen hat. Es ist in der Stadt seither ein starkes institutionelles Bemühen wahrnehmbar, den Blick stärker auf die Situation und die Bedürfnisse Jugendlicher zu richten.

Unter anderem diskutierten vor drei Wochen rund 80 Menschen aller Altersgruppen in der Stadthalle darüber, wie sich das Leben junger Menschen in Lohr verbessern lassen könnte. Am Dienstagabend nun präsentierte Bürgermeister Mario Paul in der Sitzung des Stadtratsausschusses für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur ein Paket an Vorhaben. An die Umsetzung will sich die Stadt auch in Zusammenarbeit mit den Schulen machen.

Die Palette reicht von einem Aufenthaltsraum für Jugendliche im Fischerhaus am Kirchplatz über die Generalsanierung des Skaterplatzes oder einen "Kino-Bus" nach Marktheidenfeld bis hin zur Schaffung einer eigenen Personalstelle. Diese soll nicht zuletzt durch gezielte Ansprache Jugendliche zu den Angeboten von Vereinen oder Einrichtungen wie dem Jugendzentrum hinführen.

Es gehe darum, die jungen Menschen ernstzunehmen und sich aufrichtig zu ihnen hinzuwenden, sagte Paul über all die Vorschläge: "Die Forderungen nach Angeboten für Jugendliche sind berechtigt." Paul betonte freilich auch, dass zuvorderst die Eltern Verantwortung trügen. Auch die Jugendlichen selbst müssten sich Frage stellen, welchen Beitrag sie für die Gesellschaft leisten könnten.

Bürgermeister Paul: Jugend braucht Freiräume

Jugendliche bräuchten aber auch Freiräume, um sich ausprobieren zu können, so Paul. Ein solcher Freiraum soll nach Vorstellung der Stadt im ihr gehörenden und derzeit leerstehenden Fischerhaus am Kirchplatz entstehen. Im Erdgeschoss des ehemaligen Möbelhauses könne mit einfachen Mitteln ein Aufenthaltsraum für Jugendliche entstehen. Dort sollen sich junge Menschen spontan und ohne ständige pädagogische Betreuung auch bei schlechtem Wetter treffen können.

Geöffnet sein soll der Raum laut Paul von Sonntag bis Donnerstag von 14 bis 21 Uhr, am Freitag und Samstag von 14 bis 23 Uhr. Neben Sitzmöbeln soll es Automaten für Snacks und alkoholfreie Getränke geben. Eine Videoüberwachung soll laut Paul Vandalismus verhindern. Auch brauche es ehrenamtliche Personen, die den Raum auf- und wieder abschließen.

Paul sprach von einem Testbetrieb und einer Zwischennutzung bis zu einem möglichen Verkauf des Fischerhauses. Denkbar sei dort auch der eigenverantwortliche Betrieb eines Schülercafés in Kooperation mit den Schulen.

Skaterplatz wie finanzieren?

Als weitere Maßnahme brachte Paul die Generalsanierung des Skaterplatzes ins Spiel. Dieser sei stark abgenutzt, manche Elemente seien kaputt. Die Kosten einer Sanierung schätzte Paul auf 500.000 Euro. Es gibt jedoch die Aussicht auf einen 44-prozentigen Zuschuss aus den Fördertöpfen des Leader-Programms. Daneben werde man versuchen, ähnlich wie beim Inklusionsspielplatz Spenden einzusammeln, so Paul. Als möglichen Eigenanteil der Stadt für die Skaterplatz-Sanierung nannte er 150.000 Euro.

Zusammen mit dem Schulamt und der Lohrer Mittelschule bemüht sich die Stadt derzeit überdies um die Finanzierung einer neuen und kombinierten Stelle für Schulsozialpädagogik und "aufsuchende Jugendarbeit". Paul sprach von einem "entscheidenden Baustein", um junge Menschen auch auf den Straßen und Plätzen ansprechen zu können und sie in passgenaue Angebote der Vereine und der offenen Jugendarbeit zu bringen.

Man habe einfach festgestellt, dass man bestimmte Jugendliche mit den bestehenden, sehr guten Angeboten nicht erreiche, begründete Paul die Hoffnungen, die er in die neue Stelle setzt. Deren Finanzierung über das Münchner Kultusministerium ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Der teilweise als solcher kaum mehr nutzbare Skaterplatz in Lohr soll saniert werden. Daneben gibt es im Rathaus noch etliche weitere Ideen beziehungsweise Vorschläge, um das Angebot für Jugendliche in der Stadt zu verbessern.
Foto: Johannes Ungemach | Der teilweise als solcher kaum mehr nutzbare Skaterplatz in Lohr soll saniert werden. Daneben gibt es im Rathaus noch etliche weitere Ideen beziehungsweise Vorschläge, um das Angebot für Jugendliche in der Stadt zu ...

Paul nannte noch eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen, die man prüfen wolle, etwa einen regelmäßigen Musikclub für junge Menschen im Café Klinker in der Stadthalle oder wechselnde, an junge Menschen gerichtete Veranstaltungen in Lohrer Gaststätten.

Ziel: Sportstätten stärker für Jugendliche öffnen

Ein weiteres Ziel sei, Lohrer Sportstätten stärker für Jugendliche zu öffnen, auch in den Ferien und an Nachmittagen. Zu überlegen sei auch, ob man Vereinen Sportstätten kostenfrei für deren an Kinder und Jugendliche gerichtete Angebote überlasse, was freilich mit Einnahmeeinbußen verbunden wäre, so Paul.

Generell müsse es das Ziel sein, die Jugendarbeit in der Stadt weiter zu vernetzen. Paul schlug in diesem Sinne einen monatlichen runden Tisch aller Akteure vor. Auch in Schulen könne es regelmäßige Diskussionsrunden zur Lage der Jugend in Lohr geben.

In der Diskussion unter den Ratsmitgliedern überwog, trotz mancher Nachfrage zu Details, die Zustimmung zu dem von Paul skizzierten Maßnahmenpaket. Einigkeit herrschte darin, dass das derzeitige Angebot für Jugendliche in Lohr alles andere als schlecht sei.

Die Frage, ob und wie es sich verbessern lässt, wird sich ganz konkret schon bald erneut stellen: Wenn der Stadtrat über die aller Wahrscheinlichkeit nach erneut recht schwierige Finanzplanung für das kommende Jahr berät. Es sei eine politische Entscheidung gefragt, ob man dabei "einen Schwerpunkt für die Jugend" setzen wolle, so Paul.

 
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