Für ihre Projektarbeit hat sich Forstanwärterin Ellen Tschernich mit dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VNP Wald) und der Bedeutung von Spechten für den Waldnaturschutz befasst. Das teilt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt in einem Presseschreiben mit, dem die folgenden Informationen entnommen sind.
Ihre Ausbildung absolvierte die 30-Jährige am Forstrevier Marktheidenfeld, Revierleiter Matthias Huckle hatte das Projekt angeregt. In den von ihm betreuten Gemeindewäldern Hafenlohr, Rothenfels und Karbach spielt der Waldnaturschutz eine wichtige Rolle. Neben dem naturschutzfachlichen Wert von Höhlenbäumen und der Bedeutung von Spechten im Ökosystem Wald, beinhaltet Tschernichs Arbeit die praktische Abwicklung eines Förderprojektes nach dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald.
Auf einer Fläche von rund sechs Hektar hat die Forstanwärterin für den Praxisteil zahlreiche Bäume mit Wellenlinien markiert, ihnen Biotopbaumkriterien zugeordnet und sie anschließend mit dem GPS-Gerät erfasst. Die Markierungen auf den Bäumen kennzeichnen das Flugbild der meisten heimischen Spechtarten. Eine Ausnahme ist der etwa krähengroße Schwarzspecht. Sein Flug ist nicht wellenförmig wie bei den anderen Spechtarten, sondern gerade. Dennoch hat Tschernich auch die von ihm bewohnten Bäume mit der typischen Kennzeichnung versehen. Dass sich ein Schwarzspecht an einem Baum zu schaffen gemacht hat, kann die Forstanwärterin an der Höhlengröße erkennen. Das länglich-ovale Einflugloch ist mit rund neun Zentimetern größer als das runde und deutlich kleinere Loch anderer Spechtarten. Die Höhlengröße spielt auch in der Maßnahmenförderung eine Rolle. Zwar ist der Fördersatz für alle Baumhöhlen identisch, bei der Zuordnung der Biotopbaummerkmale werden die verschiedenen Höhlentypen jedoch genau dokumentiert.
Baumhöhlen bieten Unterschlupf für über 40 Arten
Anhand der Höhlengröße kann die Försterin erkennen, wer als "Nachmieter" der Spechte in Frage kommt. Denn Spechthöhlen werden von mehr als 40 Arten als Unterschlupf und zur Jungenaufzucht genutzt. Darunter Kleiber, Hohltaube und Meise. Auch Siebenschläfer, Waldmäuse und Eichhörnchen nutzen die Höhlen für sich. Selbst Insekten wie Hummeln, Hornissen und Wespen bauen ihre Nester in vorhandene Strukturen. In vielen Wäldern ist das Höhlenangebot ein limitierender Faktor. Hier trifft man nur selten Spechte an. Für den Bau ihrer Brut- und Schlafhöhlen benötigen sie Waldbestände mit Althölzern. Die neun heimischen Spechtarten sind daher Indikatoren für struktur- und artenreiche Wälder.
Mit ihrer Ausarbeitung zu den heimischen Spechtarten punktete die Forstanwärterin auch bei ihrem Ausbilder. Bereits seit Jahren setzt Matthias Huckle eine Vielzahl von Waldnaturschutzmaßnahmen in seinem Revier um, so bleiben etwa Höhlenbäume konsequent stehen. Die rund 15-seitige Ausarbeitung der Nachwuchsförsterin bestätigen die Erfolge seiner naturgemäßen Waldbewirtschaftung. Biotopbäume dienen durch ihre Strukturen wie Spechthöhlen, Rindentaschen und kleinen mit Wasser gefüllten Höhlen, den sogenannten Dendrotelmen, der Artenvielfalt.
Rund vier Monate hat Tschernich am AELF Karlstadt verbracht. Nun hat sie ihre Projektarbeit abgeschlossen, die Bestandteil der ersten Hälfte ihres Vorbereitungsdienstes ist. Die zweite Ausbildungshälfte verbringt sie am Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten in Hammelburg und wird danach im Oktober ihre Prüfung an der Forstschule in Lohr ablegen.
Der Freistaat Bayern fördert mit dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VNP Wald) Maßnahmen, die der Artenvielfalt und deren Schutz dienen. Waldbesitzende können die Förderung über ihr zuständiges Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beantragen. Das AELF Karlstadt ist erreichbar per Tel.:
Tel.: (09353) 79080 oder E-Mail an poststelle@aelf-ka.bayern.de