Der TSV ist eine Institution in Heßlar. Rund 350 Menschen leben im Ort, 297 Mitglieder hat der Turn- und Sportverein – und einen irreführenden Namen. Geturnt und gesportelt wird von den Vereinsmitgliedern nämlich schon lange nicht mehr wettkampfmäßig. Der Fasching steht im Mittelpunkt des Vereinslebens, außerdem gibt's Breitensport wie Zumba, Kinderturnen und Radtouren. Trotzdem unterhält der TSV einen großen Fußballplatz.
Genau genommen ist das Rasenviereck sogar der Grund dafür, dass es den TSV überhaupt gibt, erklärt der Vereinsvorsitzende Jürgen Kratochwil. An gleicher Stelle baute der Vorgängerverein FSV (Fußballsportverein) Heßlar 1947 erstmals einen Platz. Der Verein löste sich 1971 wegen Spielermangel auf und einige Jahre später sollte auf dem Gelände ein Reitplatz entstehen. Um den Fußballplatz zu erhalten, gründete sich 1979 der TSV Heßlar. 1988 wurde die Anlage komplett neu errichtet. Dem aus Karlstadt stammenden Bundestagsabgeordneten Alfred Biehle gelang es damals, in Kitzingen stationierte US-Soldaten für die Arbeiten einzuspannen.
Nicht sonderlich erfolgreich
Bis 2001 nahm der TSV aktiv am Spielbetrieb teil. "Große Erfolge konnten wir, ehrlich gesagt, nicht feiern", sagt der Vorsitzende lachend. "Der viertletzte Platz in der untersten Spielklasse war, glaub' ich, der sportliche Höhepunkt der Vereinshistorie." Auch nachdem sich der TSV aufgelöst hatte, gab es auf dem Platz noch Ligenspiele. Die Nachbarclubs aus der Umgebung wichen ab und zu darauf aus; in der Saison 2003/2004 diente er Birlikspor Karlstadt als Hauptplatz. Den türkischen Verein gibt es nicht mehr, die Vereine aus Stetten, Binsfeld und Müdesheim haben fusioniert und deshalb genügend Spielflächen zur Verfügung. Seit 15 Jahren gibt es keine offiziellen Partien mehr auf dem Heßlarer Sportplatz.
"Sehr unregelmäßig treffen sich dort die Alten Herren zum Training", sagt Kratochwil. Ansonsten dient er der Ortsjugend als Bolzplatz, auch Frisbeespieler und Bogenschützen treffen sich dort. Das Grundstück ist Eigentum der Stadt, der Verein hat sich um den Unterhalt zu kümmern. "Der Platz muss bewässert, gedüngt und gemäht werden. Rasenpflege wie Vertikutieren und Aerifizieren ist ebenfalls unerlässlich", zählt Kratochwil auf. Rund 3000 Euro im Jahr seien dafür nötig.
Die früher im rund 500 Meter entfernten Vereinsheim gelegenen Duschen gibt's seit zwei Jahren nicht mehr. Bei der Sanierung des Vereinsheims mit Umbau in den vergangenen zwei Jahren wurde mehr Platz für die Faschingsaktivitäten geschaffen. Das macht es schwer, den Platz noch mal für offizielle Spiele zu nutzen. Erhalten bleiben soll er trotzdem. "Er wertet unser Dorf auf", sagt der TSV-Vorsitzende.
Schreck vor dem Vereinsfest
Ende Mai aber – zwei Monate vor der Feier zum 40-jährigen Vereinsbestehen, bei der endlich mal wieder Leben auf und neben dem Spielfeld herrschen sollte – passierte Unvorhergesehenes: Der Rasenmäher ging kaputt. In Eile berief der Verein eine außerplanmäßige Mitgliederversammlung ein und beschloss, für knapp 14 000 Euro einen neuen fahrbaren Rasenmäher zu kaufen. "Die Stadt Karlstadt gab uns einen Zuschuss von 4000 Euro, wir hatten auch noch etwas Geld in der Vereinskasse", so Kratochwil. Aber da der Umbau des Vereinsheims über 30 000 Euro gekostet hat, hofft der TSV 2000 Euro mithilfe der Crowdfunding-Plattform der Raiffeisenbank Main-Spessartzusammeln. "Für jede Spende von mindestens 5 Euro gibt die Raiba nochmal 5 Euro dazu." Bis Ende September läuft die Crowdfunding-Kampagne.
Dank des neuen Rasenmähers wurde das Vereinsfest ein Erfolg. "An die 2000 Gäste" kamen von 26. bis 28. Juli ans Sportgelände. Samstags wurde auf Kleinfeld gekickt, am Sonntag gab's ein Freundschaftsspiel zwischen dem FV Stetten-Binsfeld-Müdesheim und dem TSV Sackenbach. Auch der TSV Heßlar hatte noch mal alle Kicker mobilisiert und eine Mannschaft zusammengestellt. Das Spiel gegen die Reserve des FV Stetten-Binsfeld-Müdesheim wurde aber wegen eines Gewitters abgebrochen. Es stand 1:3 gegen den TSV.
Auch wenn die Heßlarer vielleicht bemerkenswertere Narren als Fußballer sind, ihren Fußballplatz wollen sie weiter pflegen und erhalten. Und sie hoffen, dass sie dabei unterstützt werden.