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Lohr
Warum Hermann Joha sein Hotel an Ido Michel verkauft hat
Der Deal ist perfekt. Mit dem Verkauf der Franziskushöhe hat sich der Filmproduzent jedoch keineswegs ganz aus Lohr verabschiedet.
Verkauft an die Hotelkette Michel: die Franziskushöhe oberhalb der Lindigsiedlung in Lohr.
Foto: Peter Gröbner | Verkauft an die Hotelkette Michel: die Franziskushöhe oberhalb der Lindigsiedlung in Lohr.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 16.12.2021 12:00 Uhr

"Ich bin kein Gastronom, ich wollt nie einer werden", sagt Hermann Joha. Als er 2001 die Franziskushöhe gekauft habe, sei ihm das ein Herzensanliegen gewesen. Er baute das vorherige Familienerholungsheim für eine Millionensumme um zu einem Hotel, in dem seinen Angaben zufolge 11 000 bis 12 000 Gäste übernachteten. Für zusätzliche Attraktivität sorgte er unter anderem mit einer Grillhütte, einem Naturteich und im Winter einer kleinen Eisfläche. 

Mit dieser Eisfläche unterhalb des Hotels sorgte Joha für eine zusätzliche Attraktion.
Foto: Annette Kunkel | Mit dieser Eisfläche unterhalb des Hotels sorgte Joha für eine zusätzliche Attraktion.

Joha ist in der Lindig-Siedlung aufgewachsen, verließ die Stadt als 17-Jähriger, um Stuntman zu werden. Heute gehört er mit seiner Firma action concept Film- & Stuntproduktion GmbH, die vor allem durch die RTL-Produktionen "Alarm für Cobra 11" und "Der Clown" bekannt wurde, laut eigener Homepage "zu den führenden unabhängigen Filmproduzenten in Deutschland". 

"Ich hab das mit viel Leidenschaft gemacht", erklärt der 59-jährige Filmunternehmer. Eine goldene Nase aber habe er sich nicht damit verdient. "Wenn wir Glück hatten, war's ne Nullnummer. Wenn wir ganz viel hatten, war's ein schmaler Gewinn", schildert er die wirtschaftliche Situation des mit 140 Betten in 68 Zimmern größten Hotels im Landkreis Main-Spessart.  

Der Lohrer Filmproduzent Hermann Joha (rechts) mit seinem Regisseur Christian Zübert - ein Archivbild aus dem Jahr 2008. 
Foto: Katharina Schwendinger | Der Lohrer Filmproduzent Hermann Joha (rechts) mit seinem Regisseur Christian Zübert - ein Archivbild aus dem Jahr 2008. 

Letztlich habe er feststellen müssen, dass es "definitiv nicht geht", ein Hotel aus 600 Kilometern Entfernung zu leiten. Seine Firma ist in Hürth bei Köln ansässig, in Berlin hat Joha einen Zweitwohnsitz, ein Appartement im Hotel Franziskushöhe als einen dritten. Das Appartement wird er auch behalten, erklärte Joha gegenüber der Redaktion. Dies sei eine seiner Bedingungen gewesen, die Ido Michel von der Hotelkette Michel mit Sitz in Maintal als Käufer akzeptiert habe.  

Michel war nicht der erste Interessent, mit dem Joha verhandelt hatte. Verkaufsgerüchte gab es immer wieder, schon seit Jahren. Doch alle vorherigen Verhandlungen waren ergebnislos geblieben.

Weil die Chemie stimmt

Mit Michel glaubt Joha nun den am besten geeigneten Käufer gefunden zu haben, der das 4-Sterne-Hotel in seinem Sinne weiterführt. Die Chemie scheint zu stimmen. Bei einem gemeinsamen Rundgang seien Ido Michel "genau die Sachen aufgefallen, die ich auch auf dem Zettel hatte", erzählt Joha. Das 30- bis 40-köpfige Personal werde er übernehmen. 

Aufnahme der Franziskushöhe aus dem Jahr 2018.
Foto: Roland Pleier | Aufnahme der Franziskushöhe aus dem Jahr 2018.

Joha hat jedoch nicht das ganze, 5,7 Hektar große Areal verkauft. Behalten hat er neben seinem Appartement auch jenen Teil des Hangs unterhalb der Franziskushöhe, für den es die Option einer Wohnbebauung gibt. Darüber hinaus gehören ihm noch ein Haus in der Altstadt und mehrere Grundstücke rund um Lohr. "Ich will Lohr nicht ganz links liegen lassen", versichert er.

Neuer Eigentümer ist die MH Global GmbH mit Sitz in Maintal im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Dieses betreibt der Homepage zufolge bisher elf Hotels in Deutschland – von Landshut bis Hodenhagen in der Lüneburger Heide, von Magdeburg bis Heppenheim. Eigenen Angaben zufolge sind es alles Häuser mit den Qualitätsstufen 3-Sterne-Superior und 4-Sternen.

Eine Postkarte aus dem Jahr 1906: im Hintergrund der Lohrer Bahnhof und das damalige Luitpoldheim, das fünf Jahre vorher seinen Betrieb als Lungenheilanstalt aufgenommen hatte und seit 2005 als Hotel Franziskushöhe betrieben wird.
Foto: Repro Anderlohr | Eine Postkarte aus dem Jahr 1906: im Hintergrund der Lohrer Bahnhof und das damalige Luitpoldheim, das fünf Jahre vorher seinen Betrieb als Lungenheilanstalt aufgenommen hatte und seit 2005 als Hotel Franziskushöhe ...
Franziskushöhe
16. November 1899: Grundsteinlegung für das Lungensanatorium Luitpoldheim. Drei Jahre vorher hatte der Lohrer Stadtmagistrat dem Bau zugestimmt, gleichwohl es in der Bevölkerung umstritten war. Architekt: Christoph Mayer aus Würzburg.
1. Juni 1901: Der Betrieb der Lungenheilstätte mit 40 Betten nur für Männer wird aufgenommen. Dazu gehören eine katholische Kapelle, ein evangelischer Betsaal, Garten- und Obstbaumanlage, Waldwege, Wäschetrockenhalle, Bleichrasen, eine meteorologische Station und sechs Waldliegehallen.
1905: Das Haus wird auf 60 Betten erweitert, ein eigenes Verwaltungsgebäude und ein Wohnhaus für Arzt und Hausmeister kommen zur Anlage. 
1. August 1911: Der "Verein zur Gründung eines Sanatoriums für unbemittelte Lungenkranke in Unterfranken" verkauft das Luitpoldheim für 260 000 Mark an die Landesversicherungsanstalt Unterfranken. Mit dem Geld wird der Bau des Frauensanatoriums mit ebenfalls 60 Betten oberhalb von Sackenbach finanziert, das am 11. Juli 1914 eingeweiht wird. Vor 100 Jahren, am 11. Juli 1914, wurde das im Wald oberhalb von Sackenbach gelegene Maria-Theresia-Heim eröffnet, eine Heilanstalt für weibliche Lungenkranke mit rund 60 Betten. Dieses wird Anfang der 1950er Jahre von der Landesversicherungsanstalt Unterfranken übernommen und bis 1985 betrieben. 1986 kaufte es die Firma Mannesmann Rexroth (heute Bosch Rexroth AG) und nutzt es bis heute als Technologiezentrum.
28. Januar 1969: Für knapp sechs Millionen Mark kaufen die Dillinger Franziskanerinnen das Gebäude und Grundstück des Luitpoldheims, ursprünglich um das Frauenkloster samt Mädchenrealschule und Internat dorthin zu verlegen. Stattdessen wird die Lungenheilanstalt zu einem Familienerholungsheim umgestaltet und in Franziskushöhe umgetauft.
27. April 1974: Nach mehr als zweijähriger Bauzeit wird das erste Familienerholungsheim der Diözese Würzburg eröffnet.
2001: Der aus Lohr stammende Filmproduzent Hermann Joha kauft die Franziskushöhe, nachdem die Franziskanerinnen es samt Gelände angeboten hatten. Grund: Die Familien haben ihr Freizeitverhalten geändert und die Personalkosten sind zu hoch geworden.
18. April 2005: Nach umfassendem Umbau eröffnet Joha unter dem bisherigen Namen Franziskushöhe ein Hotel mit Restaurant und Tagungsräumen.
Februar 2020: Hermann Joha verkauft das Anwesen an die Hotelkette Michel, betrieben von der MH Global GmbH mit Sitz in Maintal im hessischen Main-Kinzig-Kreis. 
Das Sanatorium Luitpoldheim vor gut 100 Jahren.
Foto: Repro Anderlohr | Das Sanatorium Luitpoldheim vor gut 100 Jahren.
 
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