Heute sind Kindergärten viel mehr als nur Betreuungsorte. Sie bieten Bildungs- und Förderangebote. Haben Eltern früher oft nur darauf geschaut, dass das Gebäude in Ordnung und die Erzieherinnen nett waren, achten sie heute darauf, wie ihre Kinder gefördert werden. Und das kann auf unterschiedliche Art geschehen. An einem Tag der offenen Türen der Kitas am Samstag konnten Interessierte die individuellen Konzepte der Einrichtungen kennenlernen.
Zu Beginn begrüßten Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder und Sandra Lermann von der Stadtverwaltung rund 40 Besucher zu einer Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus. "Es ist unsere Aufgabe, Familien bei der Kinderbetreuung so gut es geht zu unterstützen", so Schmidt-Neder und lud zur Entdeckungstour in die Einrichtungen. Ein Shuttle-Bus brachte die Besucher bis nach Altfeld.
"Unsere Kinder brauchen viel Bewegung", stellte Einrichtungsleiterin Claudia Eckert zusammen mit ihrem Team fest, als es vor wenigen Jahren darum ging, dass die Kita Altfeld neu gebaut werde. Deshalb sei sie mit Podesten für verschiedene Aktivitäten ausgestattet worden. Am Tag der offenen Tür stellten die Mitarbeiter das Projekt "Barfußtag" vor. Denn Bewegungsmöglichkeiten in allen Altersgruppen unterstützen den Lernprozess, so das Credo der Altfelder Kita, in der auch Kinder aus anderen Stadtteilen betreut werden.
Wie die neuen Räume der Kita Baumhofstraße aussehen
"Unsere Räume sind offen, schlicht und flexibel gestaltet", erklärt Manuel Kern, Leiter der Kita Baumhofstraße, die vor einem halben Jahr ihren weitläufigen Neubau bezog. Dort gibt es lange Flure, in denen die Kinder mit Rutschfahrzeugen und Dreirädern fahren können. Die Nebenräume der Kleinkindgruppen werden sowohl für den Morgenkreis als auch für den Mittagsschlaf genutzt. Eine altersgerechte Raumgestaltung wirke sich positiv auf die Entwicklung der Kinder aus, so Kern.
In der Kita Edith-Stein-Straße spielen Kinder ab drei Jahren in einem offenen Haus. Das heißt, sie können sich in den Funktionsräumen selbsttätig entfalten, ganz nach dem Leitsatz: "Heute wieder nur gespielt – und doch was gelernt". Als Beispiele nannte Leiterin Jaqueline Behnke den Kreativraum, die Küche oder die Bauecke. Im Kindergarten Kolpingstraße stellten Birgit Nürnberger und ihr Team die videogestützte Entwicklungsdokumentation vor. Zur Reflektion des kindlichen Verhaltens im Gespräch mit den Eltern begleiten dort Videoaufnahmen die Entwicklung der Kinder.
Kita Lohgraben legt Schwerpunkt auf "Vielfalt leben"
Eva-Maria Sauer und die Mitarbeiter der Kita Lohgraben legen den Schwerpunkt ihrer Arbeit mit den zu betreuenden Kindern auf das Thema "Vielfalt leben". Sauer erinnerte an verschiedene Bedürfnisse, die Kinder und ihre Familien haben – zum Bespiel unterschiedliche Familienkonstellationen, Begabungen und Kulturen, aber auch gesundheitliche Einschränkungen. "Für Kinder ist Vielfältigkeit normal", sagte Sauer.
Deshalb liegen zum Beispiel in der Buntstiftkiste verschiedene Hauttöne – von hell bis dunkel. Für Rollenspiele stehen Püppchen für Patchworkfamilien ebenso zur Verfügung wie für ein Leben im Mehrgenerationenhaus. Schon die ganz Kleinen lernen Rituale kennen, erklärt Martina Kraus. Sie bestimmen im Morgenkreis das Wetter und bringen Symbole, Farben und Zahlen mit Bewegungsliedern in Verbindung. Die größeren Kinder erfahren in Kinderkonferenzen ein demokratisches Grundverständnis, erläutert Julia Roser. Die Mehrheit bestimmt, welches Thema ansteht und was gebastelt, gekocht oder gelesen wird.
Marktheidenfelds Kitas werden als Sprach-Kitas gefördert
Stolz berichtete die Bürgermeisterin, dass die Marktheidenfelder Kitas vom Bundesfamilienministerium als Sprach-Kitas gefördert werden. Denn durch Sprache erschließen wir die Welt, treten mit Menschen in Kontakt und eignen uns Wissen an. Aus diesem Förderprogramm heraus ist der Tag der offenen Kita-Türen in Marktheidenfeld entstanden. Studien haben gezeigt, dass sprachliche Kompetenzen einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben haben, heißt es in der Beschreibung des Programms Sprach-Kita.
So wird in den Einrichtungen eine Fachkraft zur Sprachförderung eingesetzt. Yvonne Wander kümmert sich in der Kita Lohgraben um die alltagsintegrierte Sprachbildung und arbeitet mit Familien zusammen. Daraus ist zum Beispiel eine Bilderreihe entstanden, die den Tagesablauf in der Kita dokumentiert – nicht nur auf Deutsch, sondern für ein besseres Verstehen auch in den Sprachen der Kinder anderer Herkunftsländer. Kerstin Freudenberger leitet einen Deutschkurs als Vorbereitung auf die Schule. "Ich animiere die Kinder spielerisch zum Sprechen", erklärte sie. Mit ihr klatschen die Vorschulkinder Silben, suchen mit dem "Fernrohr" nach Gegenständen, die mit einem "A" beginnen oder entdecken gemeinsam Bilderbuchgeschichten.