
Die beiden Obstbauern Hubert Fröhlich (Aschenroth), der Ökolandbau betreibt, und Peter Stenger (Halsbach) halten nichts von dem gerade laufenden Volksbegehren "Rettet die Bienen". Sie fürchten, dass es am Ende zu einer Gängelung der Bauern führt, zu weiterem Sterben von Kleinbetrieben und zu einem Überangebot und damit einer Zerstörung des Marktes für Bioprodukte. "Wie das umgesetzt werden soll, das macht mir Angst", sagt Fröhlich auf Anfrage.

Beide sagen, dass das Volksbegehren bei ihnen gerade ein Riesenthema sei. "Egal wo ich hinkomme, man wird überall darauf angesprochen", so Stenger, der gerade erst im Verkaufsraum seines Hofladens wieder mit Kunden über das Thema gesprochen hat. An sich sei es natürlich positiv, dass sich Leute verstärkt für die Bienen und Insekten einsetzten, auf die sein Betrieb ja als Bestäuber angewiesen sei.
Video zum Volksbegehren stört ihn
Aber man müsse hinter die plakative Aussage des Volksbegehrens, das jeder unterschreiben könne, weil jeder für die Bienen und Insekten sei, schauen und auf die Auswirkungen des Ganzen. Ihn stört etwa ein Video zum Volksbegehren, in dem man Bienen in Wiesen sitzen sieht, die dann plötzlich von einem Bauern mit einer Maschine geschreddert würden. "So läuft's ja nicht, da fühlt man sich als Bauer in die Ecke gestellt", sagt Stenger. "Der Bauer ist bei der Geschichte ein bisschen der Depp."
Stenger und sein Kollege Fröhlich sind der Meinung, dass der Bioanbau freiwillig sein sollte. Das sei sogar eine Säule des Ökolandbaus, so Fröhlich, der vor zehn Jahren umstellte. Würden die Forderungen des Volksbegehrens Gesetz, müssten die derzeitigen zehn Prozent Ökoanbau auf 30 Prozent erhöht werden. Er könne sich nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Für so viel Angebot gebe es derzeit keinen Markt. Er beobachte es ja jetzt schon, dass sich, wenn er auf dem Bauernmarkt in Gemünden Nudeln verkauft, die zehn Cent günstigeren Nicht-Bio-Nudeln prima verkaufen, während er die Bio-Nudeln wieder mitnehmen müsse, sagt Biobauer Fröhlich.
Stenger: Kunden entscheiden durch ihr Kaufverhalten
Das stört auch Stenger, der bis vor zwei Jahren selbst Bienen hatte, aber jetzt aus Zeitgründen nicht mehr dazukomme: "Bei der wichtigen Abstimmung bleiben die Verbraucher fern." Damit meint er das tagtägliche Kaufverhalten, mit dem sie darüber abstimmen würden, ob klima- und insektenfreundlich produziert werde. "Da würde man viel mehr erreichen", ist er sich sicher. Mit Grausen zeigt er auf seinem Handy ein aktuelles Bild aus einem Supermarkt. Zu sehen sind Kirschen aus Chile, Himbeeren aus Spanien, Brombeeren aus Mexiko, Erdbeeren aus Ägypten und Heidelbeeren aus Peru. "Das wird im Moment massenhaft überall verkauft, das ist aber nicht bio, nicht regional und nicht saisonal."

Stenger hat in Halsbach und Steinbach vergangenes Jahr auf eigenen Antrieb hin – "aus Jux und Dollerei" – drei Hektar Blühflächen mit Sonnenblumen und Phacelia angesät. Wie es da gesummt hat, habe ihm große Freude gemacht. Er befürchtet noch mehr Bürokratie und Gängelei, wenn Bauern jetzt solche Flächen verordnet bekämen. Das drücke den Gewinn und zerstöre vor allem noch mehr Klein- und Familienbetriebe. "Es hören nicht die Großbetriebe auf", glaubt Stenger. "Ein Großbauer, der nur auf Pachtflächen wirtschaftet, dem liegt nicht so viel am Boden." Bei Kleinbetrieben führe es zu Verdruss und kleine Biobauern wären bei sinkenden Preisen für Bioprodukte die Gelackmeierten.
Kleinbauern hören auf
Auch Hubert Fröhlich fürchtet, dass sich der Strukturwandel auf dem Land weiter beschleunigt, weil die Kleinbauern das Interesse verlören. Es gehöre doch zur ureigensten Kompetenz von Bauern, welche Kultur sie wie anbauen. Bei Zwang sei es wie mit den Hausaufgaben früher in der Schule. Außerdem fürchtet Fröhlich, dass die Gräben zwischen den früher "Öko-Schlappsäuen" genannten Biobauern und den "Giftspritzer" genannten konventionellen Bauern jetzt wieder aufgerissen würden.
"Alles, was in diesem Volksbegehren gefordert wird, gibt es jetzt schon im Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm", sagt Fröhlich. Das arbeite mit Anreizen, in denen der Liberale auch den besseren Weg als sieht als bei Zwang. So könnte man ja das Budget des Programms aufstocken, um noch mehr Bauern zu gewinnen.
Stenger rechnet damit, dass er, würde er auf Bio umstellen, die Hälfte an Ertrag verlieren würde – bei mehr Aufwand. Er bezweifelt, dass die Verbraucher bereit wären, so viel mehr zu zahlen, dass es sich rentiere. Und irgendwo müssten die Lebensmittel ja herkommen, man könne ja nicht alles importieren.
Honigbienen sind nicht gefährdet, denn sie sind Nutztiere. Die Honigbiene ist das letzte Insekt, das ausstirbt. Sie ist nicht bedroht solange es Imker gibt. Bedroht sind viele Wildbienen, aber die kennt keiner, obwohl sie wichtige Bestäuber sind. Die Gründe sind große Felder und Monokulturen in der Landwirtschaft sowie schwindender lebensraum durch die Ausbreitung von Städten. Unabhängig von politischen Maßnahmen können wir Privatleute Bienen das Leben erleichtern, indem wir es z. B. mit dem Gärtner nicht zu genau nehmen. Eind bunte Blumenwiese statt englischen Rasen kann Bienen vom Frühjahr bis Herbst Pollen liefern. Wildbienen benötigen zudem Löcher in Ästen oder Höhlen im Boden, um Nester zu bauen. Ihnen kann ein Insektenhotel Rückzugsmöglichkeiten bieten. Neben Biene Maja auch Wildbienen in den Garten zu locken, hat dabei einen wichtigen Vorteil: Die meisten stechen nicht.
Der liberale Ansatz wäre z.B. eine Steuerung über den Preis, um das Stichwort „Anreize“ aufzugreifen. Die Landwirte (und nicht nur diese) müssten den wahren Preis ihrer jeweiligen Wirtschaftsweise bezahlen.
Ein wichtiger Faktor in dem Spiel wäre eine CO2-Steuer. In die Atmosphäre emittiertes Methan (Rinder / Schweine) müsste ebenso besteuert werden. Auch Überdüngung ist ein Thema, mit den bekannten Auswirkungen für Böden und Grundwasser. Der Verbrauch der gewachsenen Naturlandschaft sollte sich ebenfalls in den Kosten niederschlagen, Stichwort Hecken, Sträucher und sonstige Brachflächen.
Und das "beim Konsum selbst entscheiden können" funktioniert bei unserer Geiz ist geil Gesellschaft über den Geldbeutel. Hier ist es dann wichtig, dass die Subventionen für konventionelle Landwirtschaft wegfallen und ausschließlich für ökoloischen Anbau gezahlt werden.
Auch wenn die Industie schreit, dass dann in der Chemiebranche Arbeitsplätze wegfallen. Bei unserem Fachkräftemangel werden diese von anderen Branchen schnell aufgefangen.
Im Übrigen bin ich immer wieder erfreut, die sehr gut recherchierten Artikel des Herrn Kohlhepp zu lesen.
Vielen Dank für die tolle Arbeit.