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Deutelbach
Warum der 40-Einwohner-Ort Deutelbach Thema im Bayerischen Finanzministerium war
Im Amtsblatt der Bundesnetzagentur vom Januar ging es auf mehreren Seiten ebenfalls um Deutelbach. Ein Journalist hat der ganzen Sache einen längeren Artikel gewidmet.
Der kleine Weiler Deutelbach war Thema im Finanzministerium und bei Vodafone.
Foto: Björn Kohlhepp | Der kleine Weiler Deutelbach war Thema im Finanzministerium und bei Vodafone.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:44 Uhr

Kennen Sie Deutelbach? Im Bayerischen Finanz- und Heimatministerium jedenfalls kennt man den kleinen Sinngrund-Weiler. Deutelbach war "zuletzt im Dezember" Gegenstand von Gesprächen zwischen dem Ministerium und Vodafone. Deutelbach, echt? Außerdem war der 40-Einwohner-Ort, ein eher ab vom Schuss liegender Ortsteil von Aura im Wald nahe der hessischen Grenze, im Amtsblatt 02/2024 der Bundesnetzagentur vom Januar auf mehreren Seiten Thema. Der Journalist Henning Gajek hat der Sache mit Deutelbach auf dem Internetportal teltarif.de einen langen Artikel gewidmet und war nach eigener Aussage überrascht von der Antwort, die er von Vodafone erhielt. Was ist da los?

Hintergrund ist, dass es in dem Örtchen mit dem Handyempfang und der Internetverbindung im Moment nicht weit her ist. Deutelbach ist ein weißer Fleck auf Karten zur Mobilfunkabdeckung, ein Funkloch. "Handymäßig ist Deutelbach so gut wie tot", sagt Auras Bürgermeister Wolfgang Blum. Unten im Weiler habe er mit der Telekom gar keinen Empfang, nur außerhalb des Ortes auf der Höhe habe man einen Strich. Bei anderen Mobilfunkanbietern sehe es nicht anders aus. Tatsächlich ist das Handy im Ort tot.

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

Clemens Abersfelder und sein Bruder Karl-Heinz erzählen vor Ort, dass es bei einem Stromausfall inzwischen schwierig sei, weil dann die Telefone auch tot sind und kein Handyempfang besteht. Clemens Abersfelder, der einen Metallbaubetrieb führt, sagt, inzwischen sei er aufs Handy angewiesen. Woanders gebe es überall Netz, wo man hinkomme, aber in Deutelbach und anderen Bereichen im Sinngrund nicht.

Bundesnetzagentur würde Telekommunikationsanbieter zum Ausbau verpflichten

Damit sich das jetzt ändert, hat sich die Bundesnetzagentur eingeschaltet. Die Behörde will einen oder mehrere Telekommunikationsanbieter zur Not zwangsverpflichten, für eine "Versor­gung mit Tele­kom­muni­kati­ons­diensten" in Deutelbach zu sorgen, sollte sich innerhalb von einem Monat nach der Feststellung der Unterversorgung kein Anbieter freiwillig dazu entschließen. Aber warum so ein Aufriss wegen dem winzigen Deutelbach?

Das Staatsministerium hat der Bundesnetzagentur 13 Flurstücke in dem Weiler genannt, bei denen die Agentur "nach einer gewissenhaften Prüfung der Versorgungslage" feststellte, dass dort  tatsächlich keine Versorgung besteht, die die Grenzwerte der Telekommunikationsmindestversorgungsverordnung (TKMV) – mindestens 10 MBit/s im Down­load und 1,7 MBit/s im Upload – einhält. Diese 13 sogenannten Unterversorgungsfeststellungen hat die Bundesnetzagentur im Januar in ihrem Amtsblatt veröffentlicht.

Drei Personen haben einen Verbesserungsbedarf angemeldet

Bei dreien dieser Grundstücke, so die Bundesnetzagentur auf Anfrage, haben Personen einen konkreten Bedarf auf bessere Versorgung geltend gemacht. Dieses Anmelden eines Bedarfs erlaube es der Bundesnetzagentur nach dem Telekommunikationsgesetz, ein oder mehrere Telekommunikationsunternehmen zu verpflichten, eine Grundversorgung herzustellen – allerdings nur für die drei Flurstücke, in denen ein Bedarf geltend gemacht wurde.

Starlink-Antenne neben Satellitenschüssel auf einem Haus in Deutelbach.
Foto: Björn Kohlhepp | Starlink-Antenne neben Satellitenschüssel auf einem Haus in Deutelbach.

In Deutelbach wurde allerdings etwas nachgeholfen. Wie Bürgermeister Blum und Helmut Lutz, der zuständige Sachbearbeiter der VG Burgsinn, mitteilen, hat schon vor längerer Zeit das Bayerische Breitbandzentrum nach Adressen in Deutelbach gefragt. Daraufhin seien die Leute angeschrieben worden und sollten Antwortbögen ausfüllen. Die wurden dann offensichtlich an die Bundesnetzagentur geschickt.

Vodafone will eigenwirtschaftlich einen Funkmast nach Deutelbach stellen

Wahrscheinlich muss für Deutelbach aber kein Anbieter zu einem Ausbau verpflichtet werden. Denn Vodafone bestätigt auf Anfrage, dass es in Deutelbach auf eigene Kosten einen neuen Mobilfunkmast aufstellen möchte. "Die Planungen dafür haben begonnen. Ein passendes Grundstück ist bereits ermittelt und sogar vertraglich gesichert worden. Wenn dieser Neubaustandort in Betrieb genommen ist, haben wir das Tal versorgt." Planung, Bau, Anbindung und Inbetriebnahme einer solchen Station dauern laut Vodafone "in der Regel etwa zwei Jahre". Auf die Frage, wie sich das Vorhaben für Vodafone bei nur 40 Einwohnern je rentieren kann, kam von der Pressestelle keine Antwort.

Wolfgang Blum berichtet, dass er vor drei Wochen eine Mail der bundeseigenen Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft erhalten hat mit einer Skizze, wo ein Mast entstehen könnte. Wenn ein Mobilfunkanbieter einen Mast aufstellt, muss er auch die anderen Anbieter diesen nutzen lassen. Das Aufstellen eines Mobilfunkmastes bedeute aber wohl, dass es dafür in Deutelbach keine Verbesserung des Festnetzes geben wird, sagt Journalist Gajek. Denn laut der Bundesnetzagentur können die geforderten Telekommunikationsdienste, etwa auch grundsätzlich schnelleres Internet, "auch über Mobil­funk oder durch den Einsatz von Satel­liten erbracht werden".

Tatsächlich hat sich der Deutelbacher Clemens Abersfelder für einen besseren Internetzugang eine Antenne für Elon Musks Starlink-Satelliten aufs Dach machen lassen. So komme er immerhin auf 50 Mbit/s, womit er etwa Fußballspiele übers Internet schauen kann.

 
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