Die Gewerkschaft IG Metall hatte am Mittwoch kurz vor Schichtwechsel am frühen Nachmittag die Beschäftigten der Firma SchmitterGroup GmbH in Thüngen zum Warnstreik aufgerufen und zirka 55 Mitarbeiter folgten diesem Aufruf. Walther Mann, erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, rief dabei zur Geschlossenheit auf. Nur so könnten die Forderungen nach sechs Prozent mehr Lohn und die Möglichkeit, die Arbeitszeit in bestimmten Phasen des Arbeitslebens zu verkürzen, erreicht werden.
Walther Mann tat sich schwer, die Beschäftigten in eine kämpferische Stimmung zu versetzen. Das lag daran, dass es sehr kalt war. Zeitweise schneite es sogar und ein eisiger Wind blies den Streikenden ins Gesicht. So blieben die vorbereiteten Stehtische verwaist, die Streikenden stellten sich lieber mit dem Rücken an das Betriebsgebäude, um ein bisschen Schutz vor dem Wind zu haben.
Auftragsbücher sind voll
Nach der Begrüßung durch Betriebsratsvorsitzenden Gerhard Geisbauer wiederholte Mann seine Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn. Deutschland sei im achten Jahr des Aufschwungs, die Auftragsbücher der meisten Betriebe seien voll. „Das Geld muss daher bei den Beschäftigten ankommen“, sagte er ins Megafon und er erhielt den Beifall der Beschäftigten. Die Arbeitgeber hätten zwei Prozent angeboten. Dies sei lächerlich, meinte Mann.
Eine wesentliche Forderung in dieser Tarifrunde sei die Möglichkeit, die Arbeitszeit individuell auf bis zu 28 Stunden in der Woche verkürzen zu können, sagte Mann weiter. Ziel sei es, den Beschäftigten Zeit zu geben beispielsweise für die Erziehung der Kinder oder die Pflege der Eltern. Nach vielen Tarifrunden, in denen die Gewerkschaft einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten zugunsten der Arbeitgeber zugestimmt hätten, sei es jetzt laut Mann an der Zeit, den Beschäftigten diese Möglichkeit zu geben.
Betriebsrat einschalten
Ähnlich äußerte sich Jürgen Wawersig, politischer Sekretär der IG Metall Würzburg. Er klagte das Missmanagement mancher Unternehmensführung an, die aber dann gut bezahlt mit einer Abfindung den Betrieb verlassen, während die Beschäftigten die Sache ausbaden müssten. Er forderte die Beschäftigten auf, den Betriebsrat einzuschalten, wenn aus ihrer Sicht falsche Entscheidungen getroffen werden.
Am Standort von Schmitter in Thüngen werden zur Zeit hauptsächlich Diesel- und Benzinleitungen (Hoch- und Niederdruck), Kolbenkühlungen und Lenkhilfeleitungen produziert. Schmitter hat weltweit über 1000 Mitarbeiter, davon etwa 240 in Thüngen.