Bei ihrer Gründung im Jahr 1979 galt sie manchem als Totgeburt. Eine Fehleinschätzung. Die Forstbetriebsgemeinschaft Lohr-West (FBG) hat sich seither prächtig entwickelt. Aus anfänglich 25 Mitgliedern sind fast 800 geworden, aus gut 700 Hektar Mitgliedsfläche fast 12 000. Eines ist geblieben: Wie damals steht der Wald auch heute vor großen Herausforderungen – allerdings ganz anderen.
An diesem Wochenende wird der Zusammenschluss privater und kommunaler Waldbesitzer im Raum Lohr 40 Jahre alt. Die große Konstante in all den Jahren war Bernhard Nätscher. Von 1979 bis 2018 war der heute 73-jährige Wombacher ehrenamtlicher Geschäftsführer.
Denkweisen geändert
In den Gründungsjahren, so erinnert sich Nätscher, habe der Wald im Bewusstsein der privaten Eigentümer kaum eine Rolle gespielt. Systematische Bewirtschaftung habe es nicht gegeben. Das ging laut Nätscher so weit, dass die Waldbesitzer sich gegen den Bau von Waldwegen wehrten, "weil sie ja kein Holz verkaufen konnten".
Denkweisen und Strukturen änderten sich, als das damalige Staatliche Lohrer Forstamt sich "dahintergeklemmt hat", wie Nätscher es nennt. Die Behörde stieß die Gründung der FBG an. Am 8. Dezember 1979 war es soweit. Die FBG Lohr-West war die erste ihrer Art im Landkreis. Neben den Gemeinden Neuendorf und Neustadt waren gerade mal 23 Privatwaldbesitzer als Gründungsmitglieder mit von der Partie. Den Löwenanteil der Waldfläche von insgesamt 743 Hektar stellten die beiden Kommunen.
Zu Beginn hatte Nätscher als Geschäftsführer vor allem zwei Aufgaben: Die Suche nach »willigen Waldbesitzern, die bereit waren, Holz zu machen«, sowie die Suche nach Sägewerken, die bereit waren, dieses Holz zu kaufen. Das Geschäft der FBG schien langsam anzulaufen.
Bei Katastrophen gefragt
Doch gleich im ersten Winter sorgte ein großer Eisbruch für reichlich Schadholz, das vermarktet werden musste. 1984 folgte ein großer Windwurf. Was für Waldbesitzer Fluch war, war für die Entwicklung der FBG Segen. "Jede Katastrophe, so schlimm sie auch war, hat uns Mitglieder gebracht", sagt Nätscher.
Die Waldbesitzer lernten die FBG als Partner schätzen. Schon im zweiten Jahr verkaufte Nätscher für die Mitglieder doppelt so viel Holz wie im ersten. Der Aufwärtstrend bei Holzmengen und Mitgliederzahl hielt über die Jahre an. Auch zu vielen Kunden gibt es laut Nätscher langjährige Beziehungen, wenngleich viele durch den Strukturwandel in der Sägeindustrie verschwunden seien.
Wandel im Wald
Einen Wandel gab es auch im Wald. Vor 40 Jahren, so Nätscher, habe es noch Kahlschläge gegeben. Auch habe man im Wald »kilometerweit schauen können", weil es nicht zuletzt wegen viel zu hoher Wildbestände kaum junge Bäumchen gab. Die Wald-Wild-Diskussion sei über Jahre "ein heißes Eisen" gewesen, so Nätscher. Nur langsam habe sich die Verbiss-Situation verbessert. Heute sehe man überall großflächige natürliche Verjüngung.
Verändert hat sich über die Jahre auch die Struktur der FBG. 2012 fusionierte sie mit ihrem Gegenstück im Lohrtal zur FBG Main-Spessart West. Heute hat diese FBG zwei hauptamtliche Geschäftsführer.
Die Zeichen stehen weiter auf Wachstum. Auch deshalb, weil die Forstpolitik den Zusammenschlüssen der Waldbesitzer schon seit Jahren mehr Bedeutung und Verantwortung bei der Betreuung von Kommunal- und Privatwäldern zumisst.
In Forstkreisen gilt die Lohrer FBG strukturell und personell für diese Aufgabe bestens gewappnet. Mittlerweile hat die Lohrer FBG ihr Satzungsgebiet auf fast den gesamten Landkreis ausgedehnt. Stefan Pfeuffer, seit 2009 Vorsitzender, spricht von einem "gesunden Wachstum", das man anstrebe. Er ist sich sicher: "Die FBG muss sich um die Zukunft keine Sorgen machen."
Pflegeverträge möglich
Zur Zukunft des Waldes hingegen gibt es derzeit so manche Sorge. Auch Pfeuffer sieht den Klimawandel als große Herausforderung. Ein Problem für den nötigen Waldumbau ist laut Thorsten Schwab, einem der beiden jungen FBG-Geschäftsführer, die "Urbanisierung der Waldbesitzer". Immer mehr wohnten nicht mehr vor Ort. Viele hätten kaum noch Bezug zu ihrem Wald.
In gewisser Weise ist dies eine Parallele zu den Gründungsjahren der Forstbetriebsgemeinschaft. Deren Rezept gegen den Strukturwandel im Waldbesitz sind Pflegeverträge. Mit 15 Waldbesitzern vom Kleinprivatwald bis zur Kommune hat die FBG solche Verträge bereits abgeschlossen. Die FBG kümmert sich dabei um die komplette Waldbewirtschaftung, der Eigentümer erhält die Erlöse – "und muss sich in seinem Wald um nichts kümmern", so Schwab.