Vor wenigen Tagen haben die Rodungen für die Errichtung eines Windrads im Gemeindewald Neubrunn an der Gemarkungsgrenze zu Helmstadt und Altertheim begonnen, das von der Bals GmbH betrieben werden soll. Insgesamt sollen dafür rund 1,6 Hektar Wald gerodet werden. Ein Bürger hatte sich durch die jetzigen Baumaßnahmen wegen der Zerstörung von Waldflächen gegenüber unserer Redaktion besorgt gezeigt.
Allerdings befindet sich die Fläche in einem ausgewiesenen Vorranggebiet für Windkraftanlagen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Windparks der Gemeinden Helmstadt und Altertheim innerhalb des Windparks Neubrunn, der bereits vier Windräder umfasst. Die Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) für das Areal der fünften Anlage stammt bereits aus dem Jahr 2020. Im Umweltbericht der von der Gemeinde dazu beauftragten Landschaftsarchitektin heißt es: "Die Auswirkungen auf das Schutzgut Arten und Lebensräume sind nach derzeitiger Einschätzung von mittlerer Erheblichkeit". Und: "Der Änderungsbereich wird als Gebiet mit hoher Bedeutung für den Naturhaushalt eingestuft".
Geplante Ausgleichsmaßnahmen
Im 2023 dazu erstellten Bebauungsplan werden daher vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen empfohlen. Laut Peter Klingler, Zweiter Bürgermeister von Neubrunn, können die Ausgleichsmaßnahmen hingegen erst nach der Errichtung des Windrads eingeleitet werden. Dazu ist die klimaangepasste Aufforstung von jeweils knapp einem Hektar auf zwei Teilflächen vorgesehen, die zurzeit landwirtschaftlich genutzt werden. Klingler erklärt gegenüber dieser Redaktion das Vorgehen: "Im Zuge der Waldbereinigung haben wir die Flächen im Westen des Gemeindegebiets an der Grenze zu Baden-Württemberg, sowie am Rainberg zwischen Neubrunn und Böttigheim erwerben können".
Die Bodenplatte für das neue Windrad soll bereits im Oktober gelegt werden. Die zu rodende Fläche schließt auch den Montageplatz mit ein, denn die über 200 Meter hohe Anlage wird an Ort und Stelle zusammengebaut. Nach der Fertigstellung dieses Windrads sollen drei weitere Anlage auf Neubrunner Gebiet dazu kommen, davon eines für die in Gründung befindliche Energiegenossenschaft Würzburger Westen. Laut Klingler seien für diese Anlagen Standorte auf landwirtschaftlicher Fläche statt im Wald vorgesehen. Der Zweite Bürgermeister räumt ein: "Meiner Meinung nach ist dann bei Windkraftanlagen hier in der Gegend auch die Schmerzgrenze erreicht".
Im Landkreis Würzburg sind derzeit 71 Windkraftanlagen in Betrieb, im Main-Spessart-Kreis 43. Zusammen stellen die beiden Kreise damit knapp die Hälfte aller Windräder in Unterfranken. Der Bezirk trägt immerhin ein Viertel zur in Bayern erzeugten Windenergie bei. Bayern insgesamt erzeugt allerdings nur knapp vier Prozent des Windstroms in Deutschland.