Am Wertholzplatz begann in diesem Jahr der Waldbegang des Zellinger Gemeinderates. "Wertholzsubmissionen gibt es nicht nur in Burgsinn", stelle Bürgermeister Stefan Wohlfart fest und übergab im Anschluss an Förster Peter Kretzinger. Dieser berichtete, dass in diesem Jahr Eichenstämme mit insgesamt 155 Festmetern angeboten wurden und davon 145 Festmeter zum Durchschnittspreis von 970 Euro eine Käuferin oder einen Käufer fanden.
Besonderes hochwertige Stämme gingen hingegen für 3500 Euro je Festmeter weg. Solche Bäume sind älter als 160 Jahre, auch 200 Jahre sind nicht selten. Die Käuferinnen und Käufer dafür kommen aus ganz Deutschland sowie auch aus Frankreich und schauen sich die Stämme stundenlang im Wald an, denn Fehlkäufe könnten eine Firma ruinieren. In den Preisen ist die Arbeit vom Fällen, übers Entasten bis zum Rücken mit 50 Euro je Festmeter enthalten. Verarbeitet wird Wertholz zu Furnieren, Möbeln und hochwertigen Fußböden.
Eichenbockkäfer bereitet sich aus
Ein Stamm fand bei der Versteigerung keinen Käufer, weil er stellenweise von neu aufgetauchten Schädlingen befallen war. "Den Eichenbockkäfer kannte ich bisher nur aus dem Studium", berichtete der Förster, nun wurden deshalb sogar schon Wertholz-Submissionen in ganz Deutschland abgesagt. Besonders kritisch: Die Larvenentwicklung ab Eiablage dauert zwei bis drei Jahre. Während in nur wenigen Monaten dann ein Baum fast wertlos werden kann. Die Gebote lagen nur noch bei 80 Euro. Bürgermeister Stefan Wohlfart berichtete, dass der Stamm von einem heimischen Schreiner gekauft wurde.
Am Feldgeschworenentisch zeigte der Förster mit der Krone und dem massiven Wurzelteller die Reste einer vom Sturm herausgerissenen 200-jährigen Eiche. Der Stamm konnte verkauft werden, doch niemand hatte damit gerechnet, dass die Wurzeln des mächtigen Baumes derart geschädigt waren. Möglicherweise lag es daran, dass einst eine recht große Eiche gepflanzt wurde, deren ursprüngliche Wurzeln gekappt wurden.
Der Klimawandel setzt der Fichte zu
In einem Fichtenbestand wurden Weißtannen mit eingepflanzt, die jetzt über 20 Jahre alt sind, erklärte Peter Kretzinger. Diese Baumart brauche zwar mehr Wasser als Fichten, komme dank Pfahlwurzeln aber gut mit klüftigen Boden wie Muschelkalk zurecht.
Doch Fichten setzt der Klimawandel generell zu. In den 60er-Jahren sei bei der "Einheits-Aufforstung" zu 60 Prozent Fichte gepflanzt worden, weil Bauholz gefragt war. Schon 2015 hatte der Zellinger Wald ein Drittel seiner Fichten verloren, inzwischen seien es zwei Drittel. In Zahlen sprach der Förster von 25.000 Festmetern Fichtenholz oder 1000 Lastkraftwagen-Ladungen, die in neun Jahren geschlagen werden mussten. Solche Mengen täten ihm weh. Nachgepflanzt wurde als Nadelholz auch die robustere Douglasie.
Eine solche Fläche zeigte der Förster zum Schluss im Poppengrund. Die letzten Nadelbäume werden dort bis September gefällt, die schon mit einem Zaun geschützte Naturverjüngung ist mit insgesamt zehn Arten vielversprechend. Zusätzlich will er hier unterstützend Hybridnüsse pflanzen. Derzeit wird vieles auf der Fläche vom Kletten-Labkraut überwuchert.
Neues Förderprogramm fürs Waldmanagement
Bei der Schlussrast machte der Förder auf ein neues Förderprogramm für klimagerechtes Waldmanagement aufmerksam. Von zwölf Kriterien seien zehn in Zellingen schon seit 30 Jahren erfüllt, die anderen wie die Ausweisung von 6000 Biotopbäumen und fünf Prozent aus der Bewirtschaftung genommener Wald als Referenzfläche, was in Zellingen gut 60 Hektar wären, noch nicht. Darüber wird der Gemeinderat in einer späteren Sitzung entscheiden müssen. Bürgermeister Stefan Wohlfart zeigte sich skeptisch, ob die Referenzfläche nicht eine deutliche Einschränkung wäre. Er beklagte, dass sich in den letzten 20 Jahren viel an der Akzeptanz von Land- und Waldwirtschaft geändert habe und der ländliche Bereich aufpassen müsse, nicht von Gesetzen fremdbestimmt zu werden, die von Entscheidungsträgern mit urbanem Hintergrund gemacht werden.