Obwohl der Markt Triefenstein mit 310 Hektar nicht zu den waldreichen Kommunen gehört, müssen Jahr für Jahr immer wieder neue forstwirtschaftliche Themen behandelt und ein neuer Haushalt auf den Weg gebracht werden. Der Wald wird vom Staatsforst fachlich betreut. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend in der Rettersheimer Bocksberghalle waren es Forstoberinspektor Christoph Müller und Benedikt Speicher, Abteilungsleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die zu der aktuellen Entwicklung im Gemeindewald Stellung nahmen.
Auch der Triefensteiner Forst habe im vergangenen Jahr einen Dürresommer erlebt, sagte Christoph Müller. Der Förster erinnerte an den bereits im Juli beobachteten Laubabwurf und sah in den Hitzewochen einen Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg. Die Nachfrage an Brennholz sei explosionsartig gestiegen, eine deutliche Steigerung habe man bei den Laubholzpreisen beobachtet, das Nadelholz sei dagegen stabil geblieben.
Trennfelder Forst als Herzstück des Triefensteiner Gemeindewaldes
Das Herzstück des Triefensteiner Gemeindewald ist der Trennfelder Forst, in dem im vergangenen Jahr das meiste Holz eingeschlagen wurde. Insgesamt wurden 1904 Festmeter Holz geerntet und dafür 100.736 Euro erlöst, was sich im Haushalt mit einem Plus von 23.000 Euro niederschlug.
Im Haushalt 2023 sollen nur 790 Festmeter Holz eingeschlagen werden. Aus dem Holzverkauf erwartet man einen Erlös von rund 45.000 Euro. Ferner will man in diesem Jahr für 44.000 Euro Forstpflanzen kaufen. Auf der Ausgabenseite des aktuellen Wirtschaftsplans stehen zudem 22.000 Euro für Unternehmerleistungen, die Entlohnung der Gemeindearbeiter ist mit 33.700 Euro angesetzt. Dem Staatsforst werden für die Betreuung des Triefensteiner Waldes 7500 Euro überwiesen.
Christoph Müllers Kollege Benedikt Speicher sprach in seiner Vorschau auf das Jahr 2023 von einer "hohen Planungsunsicherheit". Man rechne weiter mit Kalamitätsholz aufgrund von Naturereignissen und lege großen Wert auf die Anlage von Feuchtbiotopen im Trennfelder Wald. Die Waldpflege sei wichtiger als die Holzproduktion, sagte Speicher und ordnete damit dem Naturschutz und dem Erhalt der Kleintierwelt eine besondere Bedeutung zu.
1700 Biotopbäume: "Klimaangepasstes Waldmanagement"
Ein neues Bundesförderungsprogramm ermöglicht die Aufnahme in ein "klimaangepasstes Waldmanagement". Eine Menge Zeitaufwand, der allerdings von Mitarbeitern des Staatsforstes nicht erbracht werden kann, erfordert die Ausweisung von 1700 Biotopbäumen, die bei der künftigen Waldbewirtschaftung keine Verwendung finden und nicht eingeschlagen werden dürfen.
Die kontinuierliche Pflege der gepflanzten Bäume wird dagegen von Mitarbeitern der Gemeinde vorgenommen, so Speicher. Der Gemeinderat quittierte mit viel Beifall die Vorträge der beiden Forstleute, die von Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock ein "herzliches Dankeschön" hören durften.