Geraucht hat es beim Main-Post-Wahlforum nur in der Toilette der Scherenberghalle – nach einem Brandanschlag. Die vier Bewerber um das Bürgermeisteramt in Gemünden indessen gingen am Dienstagabend äußerst fair miteinander um. Das gilt auch für das Publikum – rund 1000 Zuschauer nutzten die Gelegenheit, einmal alle Vier im direkten Vergleich zu erleben. Die Zuschauer sparten – je nach Favorit – nicht an Applaus, Unmutsbekundungen blieben aus.
Fast wäre der so informative wie unterhaltsame dreistündige Abend vorzeitig beendet gewesen: Dreimal offenbar versuchte jemand, in der Männertoilette mit Klopapierrollen Feuer zu legen. Ein erster Versuch etwa um 18.15 Uhr schlug fehl, zwischen 20 und 21 Uhr jedoch brannte es in einer Kabine, sodass eine Trennwand und eine Lampenabdeckung darüber anschmorten. Die Feuerwehrleute, die ohnehin zur Sicherung eingeteilt waren, überlegten die Veranstaltung abzubrechen. Die Polizeistation bittet um Hinweise unter Tel. 0 93 51/97 41 0.
Nach einer Vorstellungsrunde stellten die Moderatoren des Abends, die Redakteure Björn Kohlhepp (Gemünden) und Roland Pleier (Marktheidenfeld), drei aktuelle Hauptthemen zur Diskussion: Scherenberghalle, Hallenbad und Mainbrücke. Jürgen Stich (CSU), Inge Albert (Freie Wähler/Freie Bürger, SPD und Ökokreis), Georg Ondrasch (Freie Wählergemeinschaft) und Jürgen Lippert (Bündnis für Bürgernähe) vertreten ähnliche Ansichten, Unterschiede waren nur in Nuancen auszumachen.
Scherenberghalle: Die Halle von 1983 wie auch der Anbau „Haus des Gastes“ von 1990 gelten zurzeit wegen Verstößen gegen die Baugenehmigungen als Schwarzbauten. Nachdem Forderungen des Landratsamts nicht erfüllt wurden, verhängte die Behörde im Dezember 2013 Nutzungseinschränkungen und drohte für den Fall weiterer Untätigkeit die komplette Sperrung an. Auf Druck des Stadtrats und der Öffentlichkeit– darunter eine Demonstration mit etwa 300 Teilnehmern – gestand Bürgermeister Ondrasch im Januar Probleme ein. Am vergangenen Montag beschloss der Stadtrat die dringendsten Maßnahmen, um die Schließung abzuwenden. Was ist zu tun?
Jürgen Stich: 1. Das überfällige Gespräch mit den klagenden Anliegern der Schulstraße. 2. Brandschutzgutachten abwarten. 3. Bauliche Mängel beseitigen, Großparkplatz möglichst komplett nutzbar machen, teure Schallschutzmauer früher oder später unumgänglich.
Georg Ondrasch: Die Mauer wäre überzogen und würde die komplette Nutzung des Parkplatzes Fachleuten zufolge auch nicht ermöglichen. Die beschlossenen Maßnahmen für 50 000 Euro reichen vorerst aus.
Jürgen Lippert: Die Montagsbeschlüsse sind nur eine Übergangslösung. Am wichtigsten ist die Kommunikation mit den Anliegern. Eine Mauer, vielleicht kleiner, kann nicht ausgeschlossen werden.
Inge Albert: Eine Mauer muss vermieden werden – „Kleingemünden ist nicht Kleinberlin“. Den Anliegern ist zu ihrem Recht zu verhelfen. Ein Sanierungskonzept wird benötigt.
Hallenbad: Wegen Einsturzgefahr ist es seit April 2011 geschlossen, eine schrittweise Sanierung steht bevor.
Jürgen Lippert: Die Scherenberghalle geht vor, weil noch offen. Beides zusammen ist nicht zu leisten. Ob das Hallenbad sinnvoll ist, sei nicht die Frage, sondern „ob wir's uns leisten sollen“. Die Frage sollten die Bürger entscheiden.
Inge Albert: Nach der aktuellen Haushaltslage kann das Bad saniert werden, „es ist schon viel zu lange zu“.
Georg Ondrasch: Das Hallenbad muss man auf den Weg bringen, es sei aus vielerlei Gründen unverzichtbar.
Jürgen Stich: Wenn es bei den veranschlagten 5,2 Millionen Euro bleibt, hoffe er auf eine Wiedereröffnung 2017. Zwei Millionen Euro Zuschuss gebe der Freistaat, und der Landkreis fördere auf Initiative der CSU mit 1,2 Millionen Euro.
Mainbrücke/Ortsumgehung: Die 40 Jahre alte Brücke muss in Teilen dringend saniert werden – geplant ist eine komplette Ertüchtigung mit Radweg und auf Bundesstraßenniveau als Teil einer künftigen Ortsumgehung. Die Ertüchtigung für mindestens zwölf Millionen Euro bezuschusst der Freistaat mit 70 Prozent, die Restkosten der Landkreis Main-Spessart mit 80 Prozent. Anschließend geht die Brücke ins Eigentum von Landkreis und Freistaat über. Braucht man zusätzlich die Ortsumgehung mit einer zweiten Brücke?
Inge Albert: Ja. Großes Kompliment an die Bürger der linksmainischen Stadtteile, die mit ihrem Protest gegen eine mögliche 15-monatige Vollsperrung Bewegung in die Sache gebracht hätten.
Jürgen Stich: Soll mit der Ertüchtigung auf die Ortsumgehung mit einer zweiten Brücke gewartet werden, werden an sofortigem Unterhalt einmalig eine Million Euro und pro Jahr weitere 120000 Euro nötig. Dies könne Gemünden allein nicht leisten.
Georg Ondrasch: „Wir haben auch dazu beigetragen, dass die linksmainische Umgehung kommen kann“, durch Ermittlung der Verkehrszahlen. (Zum Thema Vollsperrung gab der Bürgermeister eine weitere Information – Bericht an anderer Stelle.)
Jürgen Lippert: Die bestehende Mainbrücke wie auch die Umgehung sind wichtig. Aber die nächsten zehn Jahre sei nicht mit einem Baubeginn für die Umgehung und zweite Brücke zu rechnen.