Der Erste Weltkrieg war zwar im November 1918 tatsächlich, aber noch nicht rechtlich zu Ende. Einen Friedensvertrag gab es noch nicht. Die Versorgungslage der Bevölkerung war und blieb schlecht. Deswegen schreibt der Marktheidenfelder Chronist Leonhard Vogt zum Jahresende 1918: "Möge das neue Jahr für Familie, Gemeinde, Vaterland einen günstigen Frieden und wohlgeordnete Zustände auf allen Gebieten bringen. In so trauriger Lage war Deutschland noch in keiner Zeit, nicht nach dem Dreißigjährigen Krieg und nicht in den napoleonischen Kriegen."
Anfang des Jahres 1919 gab es Wahlen zur bayerischen und zur deutschen Nationalversammlung. Zum ersten Mal durften auch Frauen wählen. "Die Beteiligung an beiden Wahlen war eine gewaltige", stellt Vogt fest. Bei beiden Wahlen konnte die katholisch-konservative Bayerische Volkspartei (BVP) die relativ meisten Stimmen erringen, dahinter die Sozialdemokraten, die liberale Deutsche Volkspartei und die Nationalliberalen. Für das Frühjahr 1919 überliefert die Chronik große Wohnungsnot in Marktheidenfeld, Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln, Kleiderstoffen und Kohle. Der Mangel an Kohle war besonders auf Streiks im Ruhrgebiet zurückzuführen. Teuerung war die Folge des Mangels, die Geldentwertung war handgreiflich.
Bei den Wahlen zum Gemeinderat gewann die BVP acht Mandate, die liberale Deutsche Demokratische Partei drei Mandate und die Sozialdemokratische Mehrheitspartei (MSPD) ebenfalls drei Mandate. Bürgermeister blieb Georg Martin, Elektrizitätswerks-Besitzer, stellvertretender Bürgermeister wurde der Privatier Michael Wehr.
Im Sommer 1919 erfolgte auch endlich der Friedensschluss. Mit dem Versailler Vertrag endete der Erste Weltkrieg für das Deutsche Reich völkerrechtlich. Der Zeitgeist spricht aus Vogts Aufzeichnungen: "Ein Gewalt- und Schmachfrieden, wie die Weltgeschichte noch keinen kennt. Auf Jahrzehnte hinaus ist unser Vaterland geknechtet, verarmt, hilflos. Dazu die inneren Unruhen, Streiks, welche das Land noch ärmer machen. Es ist wahrlich ein Wunder, dass Deutschland noch nicht untergegangen ist."
Wenig später fährt er fort: "Noch immer herrscht Mangel und Teuerung an den notwendigen Lebensbedürfnissen." Das waren die negativen Vorzeichen, die die "ungeliebte" Weimarer Republik von Anfang instabil machten und 1933 in die Herrschaft des Nationalsozialismus führen sollten. Am Ende standen nach dem Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 die bedingungslose Kapitulation und der völlige Zusammenbruch Deutschlands.