Wie Klaus Hofmann als Vater ist? „Eine gewisse Linie muss man haben.“ Obwohl Mitglied der Grünen, habe er mit antiautoritärer Erziehung nichts am Hut. Ähnlich sieht er seine jahrzehntelange Arbeit als Gemeinderat: „Man hat eine bestimmte Position, die man versucht durchzusetzen.“ Normalerweise mit Kompromissen. Aber nicht immer. Das Thema Freihaltungsflächen etwa sei für ihn nicht verhandelbar, sagt der 57-jährige gelernte Großhandelskaufmann. Seine Schwäche sei, dass er sich provozieren lasse, wenn es im Gemeinderat in eine Richtung geht, die er nicht will. Aber in Burgsinn hätten sich noch immer alle wieder in die Augen schauen können.
Über 30 Jahre ist es inzwischen her, dass der Kandidat von SPD, Freien Wählern und der Burgsinner Alternativen Liste (BAL) begann, sich politisch zu engagieren. 1982 war das: Damals sollte beim Bau der ICE-Trasse durch den Sinngrund die Straße von Burgsinn nach Obersinn ins Sinntal verlegt werden. Er schloss sich mit anderen zur Bürgerinitiative „Erhaltet das Sinntal“ zusammen. Der Protest hatte Erfolg. Die Eisvögel durften weiter brüten, wo sie eben brüteten, die Sinnauen blieben erhalten. Und Burgsinn hatte eine neue Wählervereinigung, die BAL, und in Hofmann einen neuen Lokalpolitiker.
„Es kommt auf den Mann vorne dran an“, ist er überzeugt. Dass er bei seinen bisher zwei Kandidaturen nicht zum Zug gekommen ist, nimmt er sportlich. Dabei sollte die jetzige Wahlperiode eigentlich schon seine letzte sein. Dann habe er gesehen, dass der Arbeitskreis Familie und Soziales, den er leite, gut ankomme, auch seine Arbeit als Seniorenbeauftragter. „Wenn man einen Erfolg sieht, strengt man sich auch gerne an.“ Und dann kam das Thema Freihaltungsflächen hinzu.
Der 57-Jährige strengt sich in allen Lebensbereichen gerne an. Er treibt viel Sport, joggt, fährt Fahrrad: „Wenn ich Fahrrad fahre, will ich einen Berg dabei haben.“ Viele Jahre hat er sich geistig beim Schachspielen angestrengt.
Nach einer Ausbildung um Großhandelskaufmann hat der gebürtige Burgsinner, der vier Jahre bei der Bundeswehr war, auch eine Zeit lang in Mannheim und Frankfurt gelebt. „Das hat mir überhaupt nicht gefallen.“ Sein Bruder in Zürich sei genau das Gegenteil, für den könne es nicht groß genug sein. Was Klaus Hofmann an Burgsinn und dem Sinngrund hat, das hat er erst gemerkt, als er weg war. Hier gehöre er her, hier kenne er die Leute. In Frankfurt mit seinen Hochhäusern habe er sich gedacht: „Da möchte ich keine Kinder großziehen.“ In Burgsinn fühle er sich sicherer. Seine Kinder, 15 und 17, werden inzwischen langsam flügge.
Hofmann ist 1996 den Grünen beigetreten. „Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie, die ohne Parteien nicht funktioniert“, ist er überzeugt. Er wundere sich nur immer, wenn er Politiker im Fernsehen sehe und die dann sagten, dass sie dieses und jenes lesen. Er habe früher auch viel gelesen, aber jetzt komme er nicht mehr dazu.
Zeit zum Tanzen allerdings muss sein. 20 Jahre lang war Hofmann in der Leitung der Volkstanzgruppe. „Anfangs habe ich mir das gar nicht vorstellen können“, bekennt er. Als für einen Festzug in Gemünden im Jahr 1980 jedoch Männer gefehlt haben, hat ihn seine Schwester zum Mitmachen überredet. Er schätzt neben der Brauchtumspflege auch die jährlichen Ausflüge ins Ausland. Daraus hätten sich gute Kontakte etwa nach Belgien und Dänemark ergeben. Ein weiteres Hobby ist die freie Mitarbeit für die Main-Post, bei der er mitunter tief in die Heimatgeschichte eintaucht.
Sein Arbeitgeber, die Karlstadter Firma Lummel, wo er in der kaufmännischen Leitung tätig ist, sei auch schon ganz aufgeregt, ob er dann bald nicht mehr zur Verfügung steht, sollte er hauptamtlicher Bürgermeister in Burgsinn werden, sagt Hofmann. Dann fiele für ihn auch der tägliche Weg von Burgsinn nach Karlstadt weg. Um 5.51 Uhr steigt er in Burgsinn in den Zug. Vielleicht muss er dann bald auch nicht mehr so früh aufstehen.
ONLINE-TIPP
Mehr Berichte zur Kommunalwahl im Landkreis im Internet: www.mainpost.de/kommunalwahl-msp
Steckbrief Klaus Hofmann
Was schätzen Sie an Burgsinn? Die historischen Gebäude, die Geschichte, die Lage, man kennt sich. Es ist überschaubar und hat trotzdem fast alles. Was ist Ihr liebstes Urlaubsziel? Ich entdecke gerne etwas Neues. Ihre Lieblingsmusik? Von Deep Purple über aktuelle Hits bis hin zur klassischen Musik. Ihre Lieblingsbeschäftigung? Die Freizeit mit der Familie verbringen. Was lesen Sie gerade? Tageszeitung und Informationen Was sehen/hören Sie gerne im Fernsehen/Radio? Nachrichten, politische Magazine, Sport und „Tatort“ Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen? Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit Was können Sie gar nicht leiden?
Unpünktlichkeit, politisches Handeln aus Eigeninteresse Ihr Vorbild? Es gibt Menschen, die mich beeindruckt haben, zum Beispiel Willy Brandt, auch Gräfendorfs Bürgermeister Alfred Frank. Ihre größte Schwäche? Ich lasse mich manchmal provozieren. Ihre größte Stärke? Ausdauer und Stehvermögen Was ist für Sie Glück? Ein schöner Tag mit Familie oder Freunden, Gesundheit Ihr Lebensmotto? Ein Lebensmotto habe ich nicht. Allerdings sollte man sich Gedanken über sein Leben machen und wissen, auf was man zurückblicken möchte.