Unter dem Motto "Wälder in Bewegung" hat der Vortrag des promovierten Forstwissenschaftlers, Försters und Autors Christian Kölling (64) in der Forstschule in Lohr gestanden. Rund 40 Interessierte waren zur Gemeinschaftsveranstaltung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt, der städtischen Forstverwaltung Lohr und der Forstbetriebsgemeinschaft Main-Spessart West gekommen.
Kölling beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Wäldern im Klimawandel und gab nun Einblick in sein neues Buch "Wälder in Bewegung". Darin sind enthalten die Ergebnisse aus 20 Jahren Forschung und Praxis, seine Beobachtungen und seine Empfehlungen für eine zukunftsgerichtete Waldbewirtschaftung.
Klar wurde: Der Klimawandel ist längst im Wald angekommen und die Schäden sind nicht zu übersehen. Nach Köllings Meinung werden in den meisten Fällen die Wälder dem neuen Klima nicht standhalten. Doch was dagegen tun? Die Vorschläge reichen vom Grundsatz, die traditionellen Praktiken der Forstwirtschaft fortzuführen bis hin zur Forderung, der Natur ganz das Feld zu überlassen.
Der Forstexperte empfiehlt einen Mittelweg. Wenn das neue Klima sich aus dem Süden heran bewege, dann sollten sich auch die Wälder von Süden nach Norden "in Bewegung setzen". Je größer die Anpassungsprobleme würden, desto rascher müssten die Wälder behutsam mit Baumarten angereichert werden, die zum neuen Klima passen. Kölling: "Geraten an ein kühleres Klima gewöhnte Baumarten unter für sie neue, wärmere Klimabedingungen, ist ihre natürliche Anpassungsfähigkeit in vielen Fällen nach einer gewissen Zeit erschöpft und erste Schäden treten auf. Um diesen Anpassungsproblemen zu begegnen, reichert man die bestehenden Wälder mit Baumarten aus sogenannten Zwillingsregionen an."
Gezielte Pflanzung
Zwillings- oder Analogregionen sind Regionen, deren jetziges Klima dem Zukunftsklima hier in der Region ähnlich ist. Die in den Zwillingsregionen vorkommenden Baumarten gelangen mit Hilfe des Verfahrens der "Unterstützten Wanderung" aus der Ferne in unsere Wälder, wo sie die vorhandenen Wälder anreichern und stabilisieren sollen. Die beiden Verfahren der "Unterstützten Wanderung" und der "Bedachten Anreicherung" beabsichtigen behutsame und naturnahe, aber dennoch wirksame Eingriffe in die Artenstruktur der Wälder, um deren Widerstandsfähigkeit gegenüber einem neuen Klima zu erhöhen. Mit der gezielten Pflanzung von Baumarten, die das neue Klima bereits aus ihrer südlichen Heimat kennen, wird der natürliche Prozess der Vegetationswanderung nachgeahmt und erheblich beschleunigt.