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Marktheidenfeld
Während Corona: Main-Spessarts Volkshochschulen haben Sorgen
In den aktuellen Öffnungsdiskussionen fühlen sich die Volkshochschulen vergessen.  Auch die Kommunen könnten den Wegfall von Kursgebühren nicht dauerhaft ausgleichen.
Wie geht es für Main-Spessarts Volkshochschulen weiter? Der gewohnte Kursbetrieb, wie auf diesem Archivbild, ruht gegenwärtig zum größten Teil.
Foto: Martin Harth | Wie geht es für Main-Spessarts Volkshochschulen weiter? Der gewohnte Kursbetrieb, wie auf diesem Archivbild, ruht gegenwärtig zum größten Teil.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:45 Uhr

Nun regt sich hier und dort ein neuer Beginn. Die Ausgangsbeschränkung wird Schritt um Schritt überwunden. In dieser Situation melden sich die Leiterinnen der drei Volkshochschulen im Landkreis Main-Spessart zu Wort. Sie mahnen Perspektiven für die Erwachsenenbildung an.

Eine Shoppingtour, ein Restaurant-Besuch, eine Demonstration mit anderen Menschen seien schon jetzt oder in Kürze möglich, stellen Monika Oetzel (Marktheidenfeld), Susanne Duckstein (Lohr-Gemünden) und Claudia Ruppert (Karlstadt) gemeinsam fest. Das Lernen Erwachsener unter Einhaltung geregelter Infektionsschutzmaßnahmen und in kleinen Gruppen habe hingegen weiterhin keine Perspektive, ob in Integrationskursen, im Sprachenbereich, in der präventiven Gesundheitsbildung oder in der politischen, kulturellen und künstlerischen Bildung. Nicht nachvollziehbar sei diese Situation für die knapp 200 Volkshochschulen in Bayern, ihre 30 000 freiberuflichen Dozenten und insbesondere für die rund zwei Millionen Lernenden.

Volkshochschulen werden in der Debatte nicht erwähnt

Sorgen macht man sich gerade bei den Volkshochschulen Marktheidenfeld, Lohr-Gemünden und Karlstadt. Es stelle sich die Frage, wie der Kursbetrieb in diesem Jahr noch weitergehen könne. "Die Erwachsenenbildung wird in den derzeitigen Öffnungsdebatten noch mit keinem Wort erwähnt", stellen die drei Damen verwundert und etwas enttäuscht fest. "Dabei benötigen wir dringend eine zeitliche Perspektive zur Wiederaufnahme des Kursbetriebs."

Denn nach der Phase des Lockdowns sei das Bedürfnis von Bürgern nach Bildung in allen Bereichen deutlich spürbar. "Entsprechende Hygiene- und Raumkonzepte haben wir bereits erarbeitet", bestätigen die drei Leiterinnen. Wichtig sei ihnen dabei, dass es nicht um vorschnelle Öffnungen gehe. Natürlich müsse damit immer auch ein sinnvoller und praktikabler Infektionsschutz einhergehen.

Vielen Dozenten ist der Lebensunterhalt weggebrochen

Besonders am Herzen liegt dem Leiterinnen-Trio die Unterstützung ihrer insgesamt rund 400 freiberuflichen Dozenten. Vielen sei der Lebensunterhalt durch die Schließung der Volkshochschulen von heute auf morgen weggebrochen. Aufgrund fehlender Betriebsausgaben komme für diese Personengruppe die Corona-Soforthilfe des Freistaats Bayern nicht in Betracht. Miete, Krankenversicherung und Stromrechnung müssten dennoch gezahlt werden. Man wünsche sich daher nach dem Vorbild anderer Bundesländer einen bayerischen Unterstützungsfonds für die freiberuflichen Kursleitungen.

Die Volkshochschulen selbst drohten durch die Ausgangsbeschränkungen ebenso an ihre finanziellen Grenzen zu kommen, insbesondere wenn sie wie zum Beispiel die Marktheidenfelder Einrichtung als Verein organisiert seien. Aber auch die Kommunen könnten den Wegfall von Kursgebühren nicht dauerhaft ausgleichen.

Die drei Leiterinnen der MSP-Volkshocsculen spüren ein Bedürfnis nach Bildung, wie hier bei einem Computerkurs (Archiv).
Foto: Martin Harth | Die drei Leiterinnen der MSP-Volkshocsculen spüren ein Bedürfnis nach Bildung, wie hier bei einem Computerkurs (Archiv).

Bayerische Volkshochschulen rechnen mit Finanzloch von 23,5 Millionen Euro

Durchschnittlich finanzieren sich die Volkshochschulen zu 40 Prozent aus Teilnehmergebühren, die nun für fast das komplette Sommersemester ausfallen werden. Bis Ende Juli rechneten die bayerischen Volkshochschulen mit einem Finanzloch von 23,5 Millionen Euro. Aufgrund erwartbarer Einschränkungen des Kursbetriebes durch kleinere Gruppen, Hygienemaßnahmen und einen Rückgang von Buchungen sei bis Ende 2021 mit einer Finanzierungslücke von mehr als 74 Millionen Euro in Bayern zu rechnen. Daher bedürfe es einer gemeinsamen finanziellen Anstrengung der kommunalen Seite und der Landesebene, um das bestehende und gut funktionierende System der Volkshochschulen in Bayern zu retten.

Not mache allerdings auch erfinderisch und so planen die drei Volkshochschul-Leiterinnen,ihr Angebot im Frühjahr und Sommer mit online-Seminaren und Kursen im Freien zu überbrücken. Welche Kurse derzeit bereits buchbar sind, kann man jederzeit auf den jeweiligen Webseiten der drei Einrichtungen einsehen.

Monika Oetzel, Susanne Duckstein und Claudia Ruppert vereint eine Hoffnung: "Wir sollten spätestens im Herbst wieder ein Stück Normalität zurückbekommen und wieder voll und ganz für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer da sein können."

So sind die Volkshochschulen zu erreichen: www.vhs-karlstadt.de / www.vhs-lohr.de / www.vhs-marktheidenfeld.de

 
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  • attheendoftheday
    Kurse zum Wohle der Gesundheit, wie Herzsportguppe, Rückenschule, Beckenbodengymnastik etc. dürfen nicht stattfinden. Dies hat zur Folge, dass Betroffenen Ihre therapeutischen Maßnahmen verwehrt bleiben und die Gefahr einer Folgeschädigung nicht ausbleiben könnte.
    Ich möchte dafür nicht die Verantwortung übernehmen müssen, z.B als verantwortlicher Bürgermeister.
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