
"Der 2,8 Tonnen schwere Stein steht auch für die innere Größe des Bataillons", so Bataillonskommandeur Jörg Schaffelke. Schaffelke erinnerte an die Wurzeln des Verbandes in der Preußischen Infanterie-Lehrtruppe im Potsdam des 19. Jahrhunderts.
"Unverständliche Entscheidung"
Ehemalige und Aktive hätten zur Rolle als Vorzeige-Verband beigetragen, so der Kommandeur später beim Appell. "Grabesstimmung ist hier und heute fehl am Platze. Die für uns bittere und unverständliche Entscheidung, das Bataillon aufzulösen, sollte und nicht davon abhalten, den Tag ausgiebig zu feiern", betonte Schaffelke. Er warb um Mitglieder für die Kameradschaft Hammelburger Lehrbataillon.
Bürgermeister Ernst Stross dankte dafür, dass das Bataillon viele Neubürger in die Stadt brachte, die sich im öffentlichen Leben engagieren. Bürgermeister Walter Weinig aus der Patengemeinde Grafenrheinfeld unterstrich die Einbettung der Soldaten in die Region.
Die Gäste hörten auf den Kommandeur. Sie feierten unbeschwert und tauschten Anekdoten aus. Viele hatten sich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Unterschiedlich die Haltung der Altgedienten zum Militärwesen heute. Angesichts der ständig drohenden Auslandseinsätze beneide man junge Soldaten nicht.
Doch auch die "gute, alte Zeit" bekam in den Erzählungen Schatten. Eher zum Schmunzeln, dass Gewehrschüsse aus Mangel an Munition mit trommelnden Holzstöcken simuliert werden mussten. Schon ernster, dass in den Gründerjahren Pappe in die Uniform geschoben werden musste, um mit den dünnen Uniformen auf den Panzern ohne Frostbeulen davon zu kommen.
Wenn die Panzer vor Übungen aufmunitioniert wurden, dürften die Soldaten eine Woche nicht zu den Familien ins Saaletal. In den Panzern war dann vor lauter Munition kein Platz mehr, um den Menschen Schutz zu gewähren. Mit Busch und Baum ins Gedächtnis eingegraben haben sich bei Ehemaligen die Verfügungsräume zur früheren DDR, wo sich junge Familienväter im Falle des Falles anrückenden Russen entgegen stemmen sollten.
Die gewandelte Weltlage beleuchtete Generalleutnant a.D. Friedrich W. Riechmann, Präsident des Bundes der Deutschen Infanterie und ehemals Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, bei seiner Festrede. Es sei eine organisatorische Meisterleistung gewesen, aus dem Nichts eine Lehr- und Versuchstruppe zu schaffen. "Sie haben einen einzigartigen Beitrag geleistet, dass unser Verteidigungsanstrengungen glaubhaft waren, so dass der Kalte Krieg mit der Auflösung des Warschauer Paktes ein Ende fand", sagte der Generalleutnant a.D. Das Bataillon habe maßgeblichen Anteil an der raschen Entwicklung der Bundeswehr.
Flexibel habe es sich durch die Jahre allen Strategie-Wechseln angepasst und zum Beispiel nach den März-Unruhen 2004 im Kosovo die Übungsinhalte aktualisiert. Angesichts neuer Herausforderungen wie der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen bis zum Drogenhandel zu Finanzierung von Terrorismus gebe es neue Herausforderungen. Dabei habe es Gründe für den Erhalt und die Auflösung des Bataillons gegeben, bilanzierte der Generalleutnant a.D. Es sei beeindruckend, wie professionell die notwendige Transformation unter anderem zum Jägerregiment 1 umgesetzt werde.
Um beim Appell mit einer angemessenen Zahl von Soldaten anzutreten, reisten schon nach auswärts versetzte Kameraden an. Ins kalte Wasser geworfen wurden die letzten Rekruten des Bataillons. Nach sechs Tagen Kasernenleben marschierten sie im Gleichschritt mit. Dafür gab es einen Extra-Applaus vom Publikum.