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Vorzeige-Verband hat viele Väter
Hammelburg Ausgiebiges Feiern war zum 50-jährigen Bestehen des Jägerlehrbataillons 353 in der Saaleck-Kaserne angesagt. Mancher Rede klang wegen der im Dezember bevorstehenden Auflösung schon wie ein Nachruf. Rund 1200 Gäste aus dem Bundesgebiet ließen den Verband hochleben.
Versammelte Führungskompetenz aus vielen Jahren       -  Versammelte Führungskompetenz aus vielen Jahren Bataillonsgeschichte bei der Enthüllung des Gedenksteines
für das Jägerlehrbataillon 353 (von links): Oberstleutnant Stefan Geilen (Kommandeur von 2002 bis 2004),
Oberstleutnant Peter Utsch (1999 bis 2002), Oberstleutnant Kurt Rotter (1993 bis 1995), Oberstleutnant a.D. Christian
Nommsen (1991 bis 1993), Oberstleutnant a.D. Jürgen von Czettritz und Neuhaus (1968 bis 1971), Oberstleutnant
Jörg Schaffelke, Generalleutnant a.D. Ernst Klaffus (1973 bis 1975), Oberst a.D. Peter Dankert (1988 bis 1991),
Schulkommandeur Brigadegeneral Johann Berger, Oberst a.D. Josef Rottländer (1971 bis 1973) und Walter
Weinig, Bürgermeister der Patengemeinde Grafenrheinfeld.
| Versammelte Führungskompetenz aus vielen Jahren Bataillonsgeschichte bei der Enthüllung des Gedenksteines für das Jägerlehrbataillon 353 (von links): Oberstleutnant Stefan Geilen (Kommandeur von 2002 bis 2004), ...
Von unserem Redaktionsmitglied WOLFGANG DÜNNEBIER
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Damit die Erinnerung lebendig bleibe, eröffnete das Bataillon Traditionsräume. Sie sollen den Auszug aus dem Stabsgebäude überdauern. Unverrückbar scheint auch der Gedenkstein vor dem Haus, den Bataillonskommandeur Jörg Schaffelke enthüllte.

"Der 2,8 Tonnen schwere Stein steht auch für die innere Größe des Bataillons", so Bataillonskommandeur Jörg Schaffelke. Schaffelke erinnerte an die Wurzeln des Verbandes in der Preußischen Infanterie-Lehrtruppe im Potsdam des 19. Jahrhunderts.

"Unverständliche Entscheidung"

Ehemalige und Aktive hätten zur Rolle als Vorzeige-Verband beigetragen, so der Kommandeur später beim Appell. "Grabesstimmung ist hier und heute fehl am Platze. Die für uns bittere und unverständliche Entscheidung, das Bataillon aufzulösen, sollte und nicht davon abhalten, den Tag ausgiebig zu feiern", betonte Schaffelke. Er warb um Mitglieder für die Kameradschaft Hammelburger Lehrbataillon.

Bürgermeister Ernst Stross dankte dafür, dass das Bataillon viele Neubürger in die Stadt brachte, die sich im öffentlichen Leben engagieren. Bürgermeister Walter Weinig aus der Patengemeinde Grafenrheinfeld unterstrich die Einbettung der Soldaten in die Region.

Die Gäste hörten auf den Kommandeur. Sie feierten unbeschwert und tauschten Anekdoten aus. Viele hatten sich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Unterschiedlich die Haltung der Altgedienten zum Militärwesen heute. Angesichts der ständig drohenden Auslandseinsätze beneide man junge Soldaten nicht.

Doch auch die "gute, alte Zeit" bekam in den Erzählungen Schatten. Eher zum Schmunzeln, dass Gewehrschüsse aus Mangel an Munition mit trommelnden Holzstöcken simuliert werden mussten. Schon ernster, dass in den Gründerjahren Pappe in die Uniform geschoben werden musste, um mit den dünnen Uniformen auf den Panzern ohne Frostbeulen davon zu kommen.

Wenn die Panzer vor Übungen aufmunitioniert wurden, dürften die Soldaten eine Woche nicht zu den Familien ins Saaletal. In den Panzern war dann vor lauter Munition kein Platz mehr, um den Menschen Schutz zu gewähren. Mit Busch und Baum ins Gedächtnis eingegraben haben sich bei Ehemaligen die Verfügungsräume zur früheren DDR, wo sich junge Familienväter im Falle des Falles anrückenden Russen entgegen stemmen sollten.

Die gewandelte Weltlage beleuchtete Generalleutnant a.D. Friedrich W. Riechmann, Präsident des Bundes der Deutschen Infanterie und ehemals Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, bei seiner Festrede. Es sei eine organisatorische Meisterleistung gewesen, aus dem Nichts eine Lehr- und Versuchstruppe zu schaffen. "Sie haben einen einzigartigen Beitrag geleistet, dass unser Verteidigungsanstrengungen glaubhaft waren, so dass der Kalte Krieg mit der Auflösung des Warschauer Paktes ein Ende fand", sagte der Generalleutnant a.D. Das Bataillon habe maßgeblichen Anteil an der raschen Entwicklung der Bundeswehr.

Flexibel habe es sich durch die Jahre allen Strategie-Wechseln angepasst und zum Beispiel nach den März-Unruhen 2004 im Kosovo die Übungsinhalte aktualisiert. Angesichts neuer Herausforderungen wie der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen bis zum Drogenhandel zu Finanzierung von Terrorismus gebe es neue Herausforderungen. Dabei habe es Gründe für den Erhalt und die Auflösung des Bataillons gegeben, bilanzierte der Generalleutnant a.D. Es sei beeindruckend, wie professionell die notwendige Transformation unter anderem zum Jägerregiment 1 umgesetzt werde.

Um beim Appell mit einer angemessenen Zahl von Soldaten anzutreten, reisten schon nach auswärts versetzte Kameraden an. Ins kalte Wasser geworfen wurden die letzten Rekruten des Bataillons. Nach sechs Tagen Kasernenleben marschierten sie im Gleichschritt mit. Dafür gab es einen Extra-Applaus vom Publikum.

Die Front der angetreten Soldaten       -  Die Front der angetreten Soldaten des Jägerlehrbataillons 353 schritten Oberstleutnant Jörg Schaffelke und Generalleutnant a.D. Friedrich W.
Riechmann gemeinsam ab.
Foto: FOTOS (2) WOLFGANG.DÜNNEBIER | Die Front der angetreten Soldaten des Jägerlehrbataillons 353 schritten Oberstleutnant Jörg Schaffelke und Generalleutnant a.D. Friedrich W. Riechmann gemeinsam ab.
 
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