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Lohr
Vortrag: Wie Bauern in der Region vor 2500 Jahren lebten
Bearbeitet von Henrietta Hartl
 |  aktualisiert: 10.02.2020 02:11 Uhr

Es gibt die industrielle und die digitale Revolution – doch der Steinzeitarchäologe Joachim Pechtl sieht die größte Revolution der Menschheitsgeschichte mehrere Jahrtausende vorher: "Die Menschen wurden sesshaft und betätigten sich als Bauern."

Dadurch änderten sich ihre Lebensverhältnisse komplett: Siedlungs- und Wirtschaftsweise, Ernährung, Bestattungssitten oder soziale Strukturen. Dies zeichnete Pechtl von der Universität Innsbruck, der auch schon in Würzburg lehrte, in seinem Vhs-Vortrag in der Alten Turnhalle vor knapp 30 Zuhörern nach.

Die Veranstaltung wurde von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern und dem Geschichts- und Museumsverein Lohr angeboten.

"Die frühen Bauern, das waren Rosinenpicker, die haben nur die besten landwirtschaftlichen Böden genommen", erzählte Pechtl. Wichtige Faktoren seien dabei Wärme, Trockenheit und guter Boden, vor allem Lößboden, gewesen. Im Gebiet des heutigen Bayern sind erste Bauern ab Mitte des sechsten Jahrhunderts vor Christus nachzuweisen.

Dort hätten zur Zeit der Jäger und Sammler höchstens 7000 Menschen gelebt, daraus wurden mit der beginnenden Landwirtschaft dann geschätzte 25 000. Diese beinahe ein halbes Jahrtausend andauernde Phase früher Bauernwirtschaft wird als "Linienbandkeramische Kultur" bezeichnet. Sie hat ihren Namen von den Mustern auf den Keramikgefäßen, die sie schuf.

Auf der Fränkischen Platte

Pechtl nennt diese Kultur "ideal für Archäologen". Sie habe ihren Müll vorzugsweise in tiefe Gruben entsorgt, wo er relativ gut erhalten blieb. So könne man hier auf 20 bis 30 Jahre genau datieren, gegenüber sonst rund 400 Jahren Schwankungsbreite. Der Archäologe erklärte, im unmittelbaren Umfeld Lohrs gebe es momentan keine Fundstellen dieser Zeit. Doch zwei der wichtigsten Siedlungsregionen liegen benachbart: Das Untermaingebiet bis in den Raum südlich von Aschaffenburg und das Maindreieck bis auf die Fränkische (Marktheidenfelder) Platte.

Alles andere als primitiv

"Diese Menschen waren alles andere als primitiv", erklärte Pechtl über die damaligen bäuerlichen Pioniere. Sie hätten sich das jeweils optimale Gestein für ihre verschiedenen Werkzeuge und Schmuckstücke gezielt auch aus weit entfernt liegenden Gegenden besorgt. Sie bauten große Langhäuser und schufen zu Verteidigungs- und Repräsentationszwecken aufwendige Erdwerke. Es gab bei ihnen Erbfolgeregelungen und verschiedene Bestattungsweisen je nach Alter, Geschlecht und Status.

Genetisch seien die damals hier ansässigen Bauern allerdings kaum mit uns verwandt, denn "mindestens zwei weitere größere Bewegungen" habe es bevölkerungsmäßig seitdem noch gegeben.

 
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