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Arnstein
Vorrunde Fränkischer Kabarettpreis: Sieg für den Längsten mit jugendlichem Charme
Der junge Thüringer Basketball-Torhüter Jonas Greiner setzte sich in der letzten Vorrunde zum Fränkischen Kabarettpreis in Arnstein gegen Jakob Friedrich und Harald Pomper durch.
Der 25-jährige Jonas Greiner aus Thüringen ist der Sieger der zweiten Vorrunde des Fränkischen Kabarettpreises in Arnstein.
Foto: Günter Roth | Der 25-jährige Jonas Greiner aus Thüringen ist der Sieger der zweiten Vorrunde des Fränkischen Kabarettpreises in Arnstein.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 24.09.2022 02:36 Uhr

Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einer hauchdünnen Entscheidung. Mithilfe des Publikums konnte der 25-jährige Thüringer Jonas Greiner die letzte Vorrunde zum diesjährigen Fränkischen Kabarettpreis in der Stadthalle Arnstein für sich entscheiden. Während die Fachjury den Sieger punktgenau mit dem zweitplatzierten Jakob Friedrich gesetzt hatte, gewann Greiner letztlich mit gerade einmal 0,73 Punkten in der Gesamtwertung.

Jonas Greiner ist unglaubliche zwei Meter und sieben Zentimeter groß und damit gewiss der Längste bisherige Teilnehmer an diesem Kabarettwettbewerb. Selbstverständlich kokettierte er in seinem Programm ständig mit dieser Besonderheit und bezeichnete sich selbst als den "größten Kabarettisten Deutschlands". Der junge Mann aus der Glasbläserstadt Lauscha plauderte mit jugendlichem Charme und oft pfiffigem Witz über seinen "Riesen-Alltag". Obwohl ihn die ständigen Fragen schon nerven, geht er humorvoll und schlagfertig damit um: "Wie ist die Luft da oben? - Sie stinkt nicht so stark nach Zwergen!" oder "Du spielst doch gewiss Basketball? - Klar, ich bin da Torhüter!".

"Du spielst doch gewiss Basketball? - Klar, ich bin da Torhüter!"
Jonas Greiner über Kommentare zu seiner Körpergröße

Zweiter Schwerpunkt seines Programms war das widerstreitende Verhältnis seines Heimatlandes Thüringen, das angeblich kaum einer kennt und wo die Leute so arm sind, dass das örtliche Finanzamt kürzlich Insolvenz angemeldet hat, zum Rest der Republik. Andererseits wusste er Thüringen zumindest mit dem Saarland gleichauf, denn "das braucht ja eh keiner".

Das nur wenige Jahre zurückliegende Abitur hat bei Greiner ganz offensichtlich Spuren hinterlassen. Mit bissigem Sarkasmus sprach er über die zwiespältigen Erlebnisse beim Abschlussball und bei der Ehrung der drei Jahrgangsbesten mit dem Notendurchschnitt 1,0. "Die anderen Schüler hatten Hobbys und Freunde!" Die Bedeutung der Notenschnitte zeige deutlich, "wie sehr unser Bildungssystem einen an der Waffel hat". Dann waren da noch der Lehrermangel – "Jeder kann heute Lehrer werden – aber keiner will's mehr" – und die Wertigkeit des Abis in den Bundesländern, wo man das bayerische Seepferdchen mit der Bremer Hochschulreife gleichsetzen kann. "Deutschland als Land der Dichter und Denker ist über 200 Jahre her – da muss doch außer Mario Barth und Pietro Lombardi endlich was nachkommen".

Der Schwabe Jakob Friedrich musste sich äußerst knapp mit dem zweiten Platz begnügen.
Foto: Günter Roth | Der Schwabe Jakob Friedrich musste sich äußerst knapp mit dem zweiten Platz begnügen.

Dicht auf den Fersen folgte Jakob Friedrich, der den Besuchern in der Stadthalle als gebürtiger Facharbeiter in blauer Latzhose einen köstlichen Einblick in die schwäbische Seele ermöglichte. "Ich schaff' mehr wie du!" oder "Man muss sich alles selbst verdienen", sind typische schwäbische Ansichten. Nicht umsonst, so behauptete Friedrich, laute der erste Artikel der schwäbischen Verfassung: "Die Würde des Menschen, der beim Schaffen nicht schwitzt, ist antastbar." Schließlich werden schwäbische Jungs schon mit Blaumann geboren.

Auch Friedrich fesselte sein Publikum mit viel Charme, Mutterwitz und großen Gesten. Dazu kamen im besten schwäbischen Dialekt schön beobachtete und herrlich beschriebene Alltagssituationen auf seiner Reise durch die Welt der Arbeit. Für seinen Beitrag gab es viel begeisterten Applaus.

"Die Würde des Menschen, der beim Schaffen nicht schwitzt, ist antastbar."
Jakob Friedrich, Schwabe

Nach dem "Ossi" Jonas Greiner kam der "Ösi" Harald Pomper mit typisch österreichischem Schmäh und wollte gleich zu Beginn gehortete Gaskartuschen gegen die Energieknappheit verkaufen. Mit pfiffigen Wortspielen und Musikbeiträgen berichtete er von missglückten Annäherungsversuchen an die Mädels, bei denen auch das literweise verwendete Axe-Deo nicht den erhofften Erfolg gebracht habe. Kritisch ging er mit dem Konsumverhalten um. Wenn der Kaffee aus der Kapselmaschine 18 Euro pro Kilogramm kostet und die Zweitküche im Keller genutzt wird, um Yuppie-Küche in der Wohnung vor Gebrauch zu schützen, stimmt etwas nicht, so Pomper.

In seinem Lied "Die Erde ist eine Scheibe" ging es um die freiwillig akzeptierte Überwachung mithilfe von Kommunikationsmedien, und auch das Bildungswesen bekam sein Fett ab: "Je höher die Bildung, desto blöder die Leut'!"

Die Moderation des Abends lag in den bewährten Händen des Kabarettprofis Fredi Breunig, der in den Zählpausen das Publikum mit allerlei Späßen und Geschichten unterhielt. Das Finale um den "Schaffer", der Symbolfigur des Fränkischen Kabarettpreises, findet am Samstag, 22. Oktober, in der Stadthalle von Arnstein statt. Dann werden die Sieger der Vorrunden gegeneinander antreten. Dann hoffen die Veranstalter wieder auf einen gut gefüllten Saal.

Harald Pomper aus Österreich mit Sketchen und Liedern.
Foto: Günter Roth | Harald Pomper aus Österreich mit Sketchen und Liedern.
 
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