Ältere Leser werden sich vielleicht noch daran erinnern. Bis 31. Dezember 1969 gab es in Karlstadt die "Karlstadter Zeitung" als Heimatblatt für die Karschter. Sie stellte vor 50 Jahren zu Silvester ihr Erscheinen ein. Ab 2. Januar 1970 wurden die Abonnenten mit der Main-Post beliefert. Damit endete die Geschichte eines Heimatblattes, das viele Höhen und Tiefen erlebt hatte und das für Karlstadt als das Geschichtsbuch des vergangenen Jahrhunderts gilt. Ab 1981 führt die Main-Post den Name "Karlstadter Zeitung" im Kopftitel der Lokalausgabe.
Zeitung hieß zunächst "Fränkisches Wochenblatt"
1882 ist das Gründungsjahr der Zeitung, heißt es in einem Vortrag, den Kreisheimatpfleger Georg Büttner im Jahr 2011 über das Zeitungswesen von 1851 bis 1969 in Karlstadt im Museum hielt. Am 27. Mai dieses Jahres erschien die Nummer 1 der Zeitung, die sich damals noch "Fränkisches Wochenblatt" nannte. Das Wochenblatt ging dann um 1900 als Amtsblatt für das königliche Bezirksamt und Amtsgericht Karlstadt in die "Karlstadter Zeitung" auf, schreibt Martina Amkreutz-Götz, die sich ebenfalls in einem Beitrag zur Stadtgeschichte, der im Karlstadter Bilderbogen 1984 von Gerhard Kralik veröffentlicht worden ist, mit der Geschichte der Zeitung beschäftigt hat.
Die "Karlstadter Zeitung" wurde in den Anfangsjahren von Jean Dietz geprägt. Dietz hatte als Aschaffenburger die 26 Jahre jüngere Lina Landgraf geheiratet und mit ihr das Druckhaus in der Karlstadter Hauptstraße, Ecke Färbergasse aufgebaut. Dazu gehörten bald eine Buchdruckerei, eine Buchbinderei, ein Zeitungsverlag, ein Fotoatelier, ein Buchhandel und ein Schreibwarengeschäft. Später kamen noch zwei Kinos hinzu.
Mit Druckermeister Dix kam der Aufschwung
Jean Dietz starb 1914. Seine Witwe musste den Betrieb weiterführen und heiratete 1919 Oswald Dix, der als Druckermeister von der Schule in Leipzig direkt nach Karlstadt kam. Mit Dix erlebte die Zeitung einen Aufschwung. Das Verlagsgebäude wurde erweitert. Ende der 20er Jahre kam ein Kino, die Filmbühne, hinzu. Später folgte ein weiteres, das „Dixy“. Beide Kinos spielten 1969 zum letzten Mal.
Die 1930er Jahre machten Oswald Dix zu schaffen. Im Bahnhof wurde er von einem mit offener Tür einfahrenden Zug verletzt und unter die Trittbretter gedrückt. Er erlitt, wohl auch wegen seiner Leibesfülle, erhebliche Verletzungen. Er war auch den Nazis ein Dorn im Auge. 1936 wurde er in Schutzhaft genommen und 1942 wurde die „Karlstadter Zeitung“ eingestellt. Allein die parteiorientierte „Marktheidenfelder Zeitung“ durfte im Dritten Reich noch im hiesigen Raum erscheinen.
1949 begann der reguläre Betrieb wieder
Ab 1948 erschien das von den national-sozialistischen Machthabern eingestellte Heimatblatt nur als Anzeigenblatt, bis es ab 1. November 1949 wieder als „Karlstadter Zeitung“ den vollen Nachrichtenbetrieb aufnahm. Es erschien viermal die Woche: montags, dienstags, donnerstags und freitags. Letzter Redakteur war Hanns Meder.
Da die Ehe zwischen Lina und Oswald Dix kinderlos geblieben war, hatten sie den 1914 geborenen Neffen Georg Landgraf adoptiert. Doch Georg Dix-Landgraf sollte der letzte Druckereibesitzer aus der Familie sein. Silvester 1969 wurde der Betrieb eingestellt, die Abonnenten wurden von der Main-Post beliefert.